Die Invasion - 5
Sicherheit.«
Hektor sprach die Worte aus, als bereiteten sie ihm körperliche Schmerzen, und Coris hob erstaunt die Augenbrauen.
»Ich weiß, dass Irys mir in dieser Sache vehement widersprechen wird«, fuhr Hektor fort. »Und ich weiß auch, dass ein solches Vorgehen durchaus Risiken birgt. Ich meine damit nicht nur die Risiken, die ohnehin immer mit einer Seereise einhergehen, die lang genug sein muss, um einen mehr oder weniger sicheren Ort zu erreichen. Außerhalb meines Einflussbereiches sind die beiden ideale potenzielle Geiseln. Aber wenn sie außerhalb von Caylebs Reichweite sind, sind sie zugleich auch potenzielle Trümpfe in meinem Ärmel. Cayleb kann nicht willkürlich eine Einladung zu Gesprächen ablehnen und mir einfach den Kopf abschlagen lassen, wenn er weiß, dass Daivyn immer noch am Leben ist und sich gegen ihn wird einsetzen lassen, selbst wenn er sowohl den jungen Hektor als auch mich umbringen lässt. Und um ganz ehrlich zu sein: Ich bin nicht ganz so sehr davon überzeugt, wie es mir lieb wäre, dass Cayleb nicht zu dem Schluss kommen wird, es sei an der Zeit, das Haus Daykyn ein für alle Mal auszulöschen. Oder zumindest alle männlichen Angehörigen dieses Hauses«, setzte er mit etwas rauerer Stimme hinzu, und kurz wurde seine Miene hart wie kalter Marmor.
»Aber wohin wollt Ihr sie bringen lassen, Mein Prinz? Und wie wollt Ihr sie an Caylebs Flotte vorbeischmuggeln?«
»Ich werde sie an Cayleb vorbeischmuggeln, indem ich meine halbe Seele und meinen linken Hoden an den siddarmarkianischen Botschafter verkaufe«, gab Hektor trocken zurück. »Was seine Begeisterung für schöne, hohe Stapel frisch geprägter Münzen angeht, ist er fast ein Charisianer. Ich denke, er wird sich bereit erklären, ihnen Zuflucht zu gewähren, wenn ich ihm nur einen hinreichenden Anreiz biete. Und jedes Schiff, das unter seiner persönlichen Standarte fährt, ist ebenso zu behandeln wie seine eigene Botschaft. Ich denke, für Charis ist Siddarmark einfach zu wichtig, als dass Cayleb es wagen würde, gegen geltendes Recht zu verstoßen, selbst wenn er wissen sollte, dass sich Irys und Daivyn an Bord befinden.«
»Mein Prinz«, sagte Tartarian sehr ernsthaft, »ich rate Euch dringend, sich nicht darauf zu verlassen!« Fragend hob Hektor eine Augenbraue, und Tartarian zuckte mit den Schultern. »Zunächst einmal unterhält Siddarmark durchaus freundliche Beziehungen zu Cayleb. Daher bezweifele ich, dass wir Stohnars Botschafter wirklich vertrauen dürfen. Zweitens würde es mich nicht im Mindesten überraschen, gerade angesichts dieser Freundschaft, wenn Cayleb nicht bereits jetzt regelmäßige Spionageberichte von jemandem aus Stohnars Stab erhielte. Und wenn Cayleb tatsächlich erfahren sollte, dass sich Irys und Daivyn an Bord besagten Schiffes befinden, dann wird er es ganz gewiss abfangen. Zweifellos wird er angemessen entsetzt darüber sein, dass einer seiner Captains alle Befehle ignoriert und seine eigenen Kompetenzen weit überschritten hat, indem er die Neutralität der Republik Siddarmark missachtete. Ich bin mir daher sicher, Cayleb würde das Schiff unverzüglich wieder freigeben, vermutlich umgehend um Entschuldigung bitten und wahrscheinlich auch noch eine beachtliche Entschädigung zahlen. Aber nachdem das geschehen ist, werden, das kann ich Euch versichern, Euer Sohn und Eure Tochter nicht mehr an Bord sein, wenn das Schiff in Siddarmark schließlich vor Anker geht.«
»Damit könnten Sie Recht haben«, gestand Hektor ein, nachdem er lange Zeit nachdenklich geschwiegen hatte. »Aber ich will die beiden trotzdem in Sicherheit wissen. Und das nicht nur aus rein politischen Gründen, Taryl.«
»Mein Prinz, das ist uns allen bewusst«, erwiderte Tartarian mit sanfter Stimme. »Aber wenn es das ist, was Ihr wünscht, dann gestattet uns bitte, eine Möglichkeit dafür zu finden, die weniger dazu angetan ist, Eure Kinder dem Feind geradewegs in die Hände fallen zu lassen.«
»Als da wäre?«
»Nicht einmal Caylebs Flotte kann jederzeit überall sein, Mein Prinz. Ich bezweifle sehr, dass es mir gelänge, auch nur eine einzige unserer eigenen Kriegsgaleeren auslaufen zu lassen, ohne dass sie sofort abgefangen würde. Aber ich denke, es ist möglich, ein einzelnes kleines, schnelles Schiff auslaufen zu lassen - aus einem der weniger bedeutenden Häfen, die nicht ganz so stark gesichert sind. Vor allem, wenn wir den Zeitpunkt günstig wählen und das richtige Wetter abwarten. Und wenn sich ein
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