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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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aufzugeben. Percy X feuerte fast gleichzeitig mit Lincoln; die beiden Neegs feuerten wieder und wieder, doch der Regen der homotropen Pfeile hörte nicht auf. Eine Gany-Waffe, begriff Joan, die bereits im Krieg angewandt worden war. Der Todespfeil hatte sie nur geheißen. Allein diese Waffe hatte auf individueller Basis, einen nach dem anderen, eine große Anzahl von wichtigen terranischen Technikern und hochgestellten militärischen Führern beseitigt.
     Percy kniete nieder und löste blitzschnell ein kleines Päckchen von seinem Gürtel. Indem er damit heftig über den Boden strich, entzündete er es; es gab einen Funken, und dann flammte das ganze Ding auf, eine dichte, übelriechende Wolke verbreitend, die ihre Umgebung schlagartig in völliges Dunkel hüllte und den Himmel über ihnen verschwinden ließ.
     Gegen die Pfeile wurde damit nichts ausgerichtet, aber ihre homotropen Zielmechanismen wurden damit funktionsuntüchtig gemacht; sie hatten kein festes Ziel mehr und würden daher einen zufälligen Kurs einschlagen. Es sei denn, daß ein oder zwei Pfeile bereits zu nahe gekommen, über die Phase hinaus waren, in der die Flugrichtung durch den homotropen Mechanismus bestimmt wurde.
     Es war zu spät für Lincoln; Joan hörte ihn schreien. Dann stieß auch Percy einen kurzen, erstickten Schrei aus, bevor er taumelnd zu Boden ging und in verzerrter Lage auf den unkrautüberwucherten Grund zu liegen kam. Es war offenbar kein Pfeil auf Joans Gehirnströme ausgerichtet worden, so daß sie von diesen Waffen nichts zu befürchten hatte – vorausgesetzt, sie wurde nicht zufällig von einem der orientierungslosen Pfeile getroffen. Sie arbeitete sich tastend in die Richtung vor, in der sie Percy zuletzt gehört hatte. Es ist alles meine Schuld, warf sie sich selbst vor.
    Doch es war jetzt keine Zeit, darüber zu brüten. Irgendwie brachte sie die Kraft auf, um Percy ein paar Meter weit halb zu schleppen, halb zu tragen; sie keuchte, ihre Knie gaben fast nach, sie taumelte durch niederes Gesträuch, rutschte über Felsgeröll und Schmutz einen Abhang hinab. Sie wollte einfach weg, ohne zu wissen wohin. Sie wußte nur, daß sie schnell handeln mußte, wenn überhaupt. Blindlings rutschte und taumelte sie dahin, zog den leblosen, aber nicht toten Percy – der Pfeil war offenbar nicht mit einem tödlichen Gift versehen gewesen – mit sich.
     Vor ihr tauchte ein aufrechter, sich bewegender Schatten auf. Ein Neeg-Part, dachte sie erleichtert. Keuchend sagte sie: »Sie haben Percy mit einem Pfeil erwischt; ich versuche ihn wegzubringen, bevor die nächste Angriffsphase einsetzt.« Sie mußte erst einmal Atem holen.
    Die aufgerichtete, in einem Metallpanzer eingeschlossene Gestalt sagte: »Ich bin die nächste Phase.« Sie hob eine Handwaffe und zielte auf Joan. »Es wird dich nur lähmen«, sagte sie in fehlerlosem, fast zu makellosem Englisch. »Du bist meine Gefangene, wie auch dieser Terraner hier.« Sie deutete mit einer ihrer Gliedmaßen auf die leblose Gestalt, die vor Joan lag. »Er vor allem.«

    VI

     Marschall Kolis Privatsekretärin kroch auf ihn zu, stellte sich auf ihre Schwanzspitze und machte ihm eine vertrauliche Mitteilung. »Sir, da ist eine Person namens Mekkis, ein Ganymedianer, der behauptet, der zivile Administrator zu sein, der Ihre Nachfolge antreten soll.«
     Seine Zeit war offenbar abgelaufen – und das offenbar früher, als er erwartet hatte. Aber vielleicht gelang es ihm, indem er geschickt arbeitete, noch ein paar Stunden zu gewinnen… genug, um das Unternehmen Katzendreck abzuschließen. Koli glitt quer durch sein Büro und öffnete die Tür zum Warteraum, indem er den niedrig angebrachten Zungenschalter betätigte, der auf keine andere Zunge als die seinige reagierte – und musterte seinen Nachfolger.
     Draußen ruhte ein grauer, ernsthaft dreinblickender Landsmann, ein Mann von offensichtlicher Befähigung; offenbar auch weit älter als der Marschall selbst. Er ruhte würdevoll und kümmerte sich nicht um die Unterhaltungsbänder, die Besuchern zur Verfügung standen; sein Blick ruhte auch nicht auf den attraktiven, wohlgepflegten Sekretärinnen. Neben ihm lag eine dicke Brieftasche mit einem ledernen Nackenband. Und draußen im beleuchteten Hof wartete eine Gruppe von Fliegern, die ihre Flügel im Halbschlaf auf- und abbewegten.
      Sie sind gut trainiert, dachte Koli. Sie haben einen guten Herrn; sie flattern nicht wild herum und verursachen keinerlei Störung. Offenbar eine

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