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Die Invasoren von Ganymed

Die Invasoren von Ganymed

Titel: Die Invasoren von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick , Ray Nelson
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Pistole herum. »Ich habe deine Sendung gesehen, und willst du wissen, was ich davon halte?« Er spuckte auf den Boden. »Es ist weißer Jazz, den du spielst und das ist so gut wie nichts – bedeutungsloser Lärm, ein großer Schwindel. Du glaubst nicht einmal an das, was du spielst. Du hast nichts als Verachtung für die Leute, denen es gefällt, und du verachtest dich selbst dafür, daß du es spielst.«
    »Ich lebe davon«, sagte sie abwehrend.
     »Ich weiß nicht, warum ich dich nicht einfach erschieße; ich würde dir nur einen Gefallen tun. Bei Gott, ich möchte lieber tot sein als eine grätenlose weiße Qualle wie du.« Aber er schoß nicht, und sie wußte auch, warum. Er genoß es sichtlich, sie zu quälen, mit seinen telepathischen Fähigkeiten all die versteckten Bereiche ihres Bewußtseins zu durchstöbern, die Orte, die ihr selbst fremd waren. »Ich glaube fast, es ist Dankbarkeit; ich bin dir so dankbar für das, was du meinem Volke angetan hast durch alle Zeiten hindurch – du hast mein Volk von deiner Welt ferngehalten, es daran gehindert, so zu werden wie du. Ich danke dir, weißes Wük-Mädchen. Ich danke dir, ich danke…«
     »Willst du nicht endlich aufhören?« fauchte sie ihn schließlich wütend an.
     »Du widersprichst? Also ist doch noch etwas Geist in dir. Vielleicht hast du ein bißchen Neeg-Blut in deinen Adern. Hör zu; ich glaube, es gibt noch eine Hoffnung für dich, weißes WükMädchen. Ich werde dir einen Gefallen tun. Ich werde dir erlauben, daß du dich uns anschließt. Ich werde dir Gelegenheit geben, deine Lügen zu vergessen, dich von deinem Sitzfleisch zu erheben und ein wirkliches menschliches Wesen zu werden. Was sagst du dazu?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie.
     »Genau das ist es; du weißt es einfach nicht. Aber ich bin bereit, dich zu lehren; bereit, meine kostbare Zeit zu opfern und geduldig mit dir zu arbeiten, auf die entfernte Möglichkeit hin, daß in all der weißen Pampe, die du deine ›Persönlichkeit‹ nennst, vielleicht doch noch eine Spur von wirklicher Farbe verborgen ist. Hör zu; ich weiß, wie ihr aufgezogen werdet – glaubst du vielleicht, ich wüßte nicht, was deine Leute mit dir gemacht haben? Ich weiß, wie sie dich abgerichtet haben, gleich ihren Hunden und Katzen; ich weiß, wie sie dir beigebracht haben, ›danke‹ zu sagen, wenn jemand mit Geld, Okkupationsvollmachten oder UN-Noten dir ins Gesicht tritt. Ich weiß, wie verfault du dich in deinem Inneren fühlst, wie leer und ohnmächtig und hilflos. Kein Wunder, daß ihr Weißen so viel Geld aufhäufen müßt, um die Leute dazu zu bringen, daß sie vorgeben, euch zu mögen; kein Wunder, daß ihr nach Ruhm und Ehre strebt, um euch zu beweisen, daß ihr überhaupt existiert. Hör zu; ich werde dir die Pistole in die Hand drücken und die Chance geben, ein paar von diesen weißen Krüppeln zu töten, die dir das angetan haben.« Er schob ihr den Griff seiner Pistole in die Hand, trat zurück und grinste.
    »Angenommen«, sagte Joan, »ich erschieße statt dessen dich.«
     »Nein. Das schaffst du nicht.« Aber er fing offenbar etwas auf, was tief in ihrem Bewußtsein schlummerte, was selbst er nicht deutlich wahrzunehmen vermochte; ebenso abrupt, wie er ihr die Pistole gegeben hatte, riß er sie ihr wieder aus der Hand. »Lincoln«, rief er, und sein Stellvertreter erschien; er hatte ihnen, wie Joan begriff, die ganze Zeit zugehört und zugesehen. »Schaff mir diesen weißen Wurmküsser aus den Augen. Wenn ich sie noch einmal sehe, dann werde ich sie vermutlich unter meinem Absatz zerquetschen.«
     Während Lincoln sie hinausführte, fragte sie ihn mit bebender Stimme: »Was ist nur los mit ihm? Warum tobt er wie ein Wahnsinniger?«
    Lincoln stieß ein kurzes Lachen aus. »Wo ist deine weibliche Intuition, Baby? Percy trägt seit Jahren dein Bild in seiner Tasche – so lange ich ihn kenne. Du bist nichts anderes als seine geliebte, verehrte und lange entbehrte Süße… und du bist ein Wurmküsser. Ein gottverdammter Wurmküsser. Wenn du das nicht ein bißchen lustig findest, dann hast du keinen Sinn für Humor.«
     Marschall Koli, Militäradministrator der Besatzungszone von Tennessee, wandte sich mit lauter Stimme an seine versammelten Leute: »Wie ihr wißt, haben wir seit Monaten an einer Strategie gearbeitet, die darauf abzielt, den Führer der NeegParts, Percy X, in unsere Hände zu bekommen. In diesem Zusammenhang haben wir Agenten innerhalb der Parts-Gruppen plaziert, die mit

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