Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
ja nur.“
Magga kniff die Augen zusammen. „Ach ja? Jetzt bin ich auf einmal schuld? Wie konnte ich denn wissen, dass du das Zeug anzündest? Du solltest es mir mit Worten erklären, nicht mit Taten!“
Anna Lísa versuchte zu vermitteln. „Ach, hört doch auf. So schlecht war es doch gar nicht. Ich habe jedenfalls noch nie eine Rauchexplosion gesehen. Ich fand das ziemlich cool. Und überlegt mal, wenn Raggi das nicht gemacht hätte, wären unsere Brillen völlig sinnlos gewesen. Die waren doch jetzt ganz nützlich, oder?“
„Oh Gott!“, seufzte Magga ergeben.
„Aber mal im Ernst“, sagte Raggi, der froh war, von Anna Lísa Unterstützung zu bekommen, „ihr müsst zugeben, dass mit Dr. Guðgeir was nicht stimmt. Er ist mit einem Kaninchen rausgerannt! Ich finde das höchst verdächtig.“ Die anderen wirkten nicht überzeugt. „Findet ihr es nicht auch komisch, dass er diesen Ferienkurs überhaupt abhält? Er kann doch mit Kindern gar nichts anfangen. Er kann uns nicht ausstehen. Und was ist mit diesem Typ, den er morgen Abend am Öskjuhlíð-Hügel treffen will? Das ist doch verrückt. Warum trifft er ihn nicht hier? Erklärt mir das mal!“
Magga schaute Raggi ausdruckslos an. „Raggi. Vielleicht will Dr. Guðgeir diesen Typen in das Restaurant in der Perle zum Essen einladen. Hast du daran schon mal gedacht? Nee, wahrscheinlich nicht. Außerdem kann man Telefongespräche, bei denen man nur die eine Seite hört, überhaupt nicht verstehen. Stell dir zum Beispiel mal vor: A sagt: In meinem Garten ist ein Wespennest. Daraufhin sagt B: Dagegen kannst du was machen. A fragt: Was denn? Und B antwortet: Du kannst sie vergiften, dann sterben sie alle. Ich kenne jemanden, der dir dabei helfen kann.“ Magga schaute Raggi herausfordernd an. „Wenn du nur B gehört hättest, wärst du dir doch sicher, dass er lauter Menschen umbringen will, oder?“ Als Raggi nicht antwortete, fügte sie hinzu: „Aber ich stimme dir zu, dass Dr. Guðgeir verrückt ist. Und weißt du auch, warum? Weil er dich zu diesem Ferienkurs eingeladen hat. Er muss völlig durchgeknallt sein.“ Mit diesen Worten marschierte sie davon.
„Sie ist wohl ein bisschen sauer auf mich“, sagte Raggi, als er ihr hinterherschaute.
„Allerdings“, sagte Arnar. „Supersauer.“
„Tja, sie kriegt sich schon wieder ein“, sagte Anna Lísa hoffnungsvoll. „Ich meine, wir sind doch in einer Gruppe. Da kann nicht einer beleidigt sein.“
Und dabei blieb es. Alle durften für den Rest des Tages nach Hause gehen, denn es war unmöglich, die Versuche zu beenden, während eine ganze Putzkolonne im Haus war und das Chemielabor und den davorliegenden Flur trockenwischte. Zum Glück war die Brandschutzanlage nicht im ganzen Gebäude losgegangen – dann wären Computer und technische Geräte für zig Millionen kaputtgegangen. Obwohl ihr Klassenzimmer und andere Räume verschont geblieben waren, konnten die Schüler dort nichts machen. Am Nachmittag sollten zwar eigentlich die Chemieberichte geschrieben werden, aber da ihre Unterlagen in der Hektik im Labor liegen geblieben waren, konnten sie die Ergebnisse nicht ausarbeiten. Arnar hatte seinen Laptop zum Glück mitgenommen, wollte das aber nicht sagen, da es ungerecht wäre, wenn sie als einzige Gruppe Berichte schreiben müssten.
„Sollen wir nicht was unternehmen?“, fragte Raggi. „Wir könnten doch die Gelegenheit nutzen und was Nettes zusammen machen. Ins Kino gehen und einen guten Film anschauen zum Beispiel.“ Nervös blickte er zu Arnar. „Ich meine natürlich, einen guten Film anschauen und anhören.“
Arnar merkte sofort, dass Raggi die Sache peinlich war. „Denk bloß nicht, ich wäre jetzt beleidigt“, sagte er. „Ich bin immer froh, wenn jemand vergisst, dass ich blind bin. Mein schönster Geburtstag war, als mein Cousin mir ein Teleskop geschenkt hat. Er war natürlich am Boden zerstört, als ihm klar wurde, dass ich es gar nicht benutzen kann, aber ich war total glücklich damit. Ich habe das Teleskop sogar immer noch.“
Raggi war erleichtert, das zu hören. Trotzdem wollte er nicht auf der Idee mit dem Kino beharren und schlug stattdessen vor, in die Stadt zu fahren und ein Eis zu essen. Und das machten sie.
„Ach, schade, dass Magga nicht mehr da ist“, sagte Anna Lísa, als sie losgingen. „Soll ich versuchen, sie anzurufen? Vielleicht ist sie noch in der Nähe.“
Arnar fand die Idee gut, auch wenn Raggi bezweifelte, dass sich Magga wieder eingekriegt
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