Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
draußen.
„Beeil dich!“, rief Magga Raggi verzweifelt zu. „Er kommt zurück!“ Anna Lísa und Magga zerrten Arnar hinter das nächste Auto und duckten sich. „Warum bin ich nicht in die Gruppe mit den Anzugjungen gegangen?“, murmelte Magga.
Im selben Moment rannte Raggi los. In der Hektik vergaß er allerdings, sich vorher zu überlegen, wohin er laufen sollte, und spurtete in die schlechtmöglichste Richtung. Er rannte am Eingang vorbei und direkt in Dr. Guðgeirs Arme. Magga, die über das Auto spähte, schnappte nach Luft. „Oh boy“, stöhnte sie nur.
Dr. Guðgeir erschrak, und bei dem Zusammenprall rutschten ihm seine Aktentasche und ein Kontoauszug aus der Hand. „Was soll denn das?“, rief er. „Ach, du schon wieder!“
Schnell hob Raggi den Kontoauszug auf. Während er sich bückte, schob er den Zettel, den er aus der Autotür gezogen hatte, unauffällig in seine Hosentasche. „Hier, bitte sehr“, sagte er und hielt Dr. Guðgeir den Auszug hin. „Was für ein Glück, dass ich gerade hier war. Der wäre weg gewesen.“
Dr. Guðgeir konnte dieser Logik nicht ganz folgen. „Was machst du hier?“, fragte er Raggi, während er seinen Mantel glattstrich. „Verfolgst du mich etwa?“
Raggi lachte verlegen. „Ich? Nee, nee, ich bin nur zufällig hier.“ Als er merkte, dass das keine zufriedenstellende Antwort war, fügte er hinzu: „Ich wollte nur die Enten füttern.“
Dr. Guðgeir musterte Raggi von oben bis unten. Raggi war der Einzige, der sein Eis ganz aufgegessen und nichts mehr von der Eiswaffel in der Hand hatte. „Ach wirklich? Was willst du ihnen denn geben? Einen guten Rat vielleicht?“
„Ach ja!“, sagte Raggi mit gespielter Verwunderung. „Was bin ich nur für ein Dummkopf! Ich hab das Brot vergessen. So ein Mist!“
Dr. Guðgeir schnaubte. „Hm, du bist ja noch dümmer, als ich dachte.“ Er spähte in alle Richtungen. „Wo sind deine Freunde?“
„Nirgendwo“, beeilte sich Raggi zu antworten. Dr. Guðgeir schaute ihn an, schüttelte den Kopf und ging zu seinem Auto. „Bis morgen“, rief Raggi ihm nach. Er beobachtete, wie der Mann den Wagen aufschloss und schnell den Papierschnipsel aufhob, bevor er weggeweht wurde. Dr. Guðgeir hielt kurz inne und starrte den Papierfetzen an. Dann drehte er sich um und warf Raggi einen bösen Blick zu. Raggi lächelte unschuldig, winkte, wandte sich dann ab und ging.
Er sah sofort, wo sich die Kinder versteckt hatten. Neben einem parkenden Wagen stand eine Frau, die Selbstgespräche zu führen schien. Dabei schaute sie nach unten auf die Straße. Raggi ging zu ihr und sah, dass er recht hatte.
„Komisch, dass ich dich hier treffe“, sagte die Frau gerade. „Weiß deine Mutter, dass du in der Stadt bist?“ Offenbar sprach sie mit Arnar, denn der nuschelte eine unverständliche Antwort. „Und warum hockst du hier im Rinnstein?“
Raggi tippte der Frau auf die Schulter. „Hi, ich bin Arnars Freund. Wir spielen Verstecken“, sagte er. „Ich hab euch gefunden. Schlechtes Versteck!“ Die Kinder stolperten auf die Füße, und die Frau schaute sie verwirrt an.
„Sag deiner Mutter, dass ich sie heute Abend anrufe“, rief sie Arnar nach, als die vier weitergingen. „Es ist keine gute Idee, mitten im Straßenverkehr Verstecken zu spielen!“
„Konntest du dir nicht was Besseres einfallen lassen?“, fragte Arnar. „Meine Mutter bekommt einen Anfall.“
Raggi antwortete nicht. Triumphierend zog er den Zettel aus der Hosentasche und hielt ihn hoch. „Lasst uns irgendwo hingehen und uns das anschauen.“ Er zeigte auf eine Bank auf der gegenüberliegenden Straßenseite. „Da können wir uns hinsetzen.“
Magga hatte keine Energie mehr, sich mit ihm zu streiten und sich über diesen Unsinn aufzuregen. Sie hatte sich noch nicht davon erholt, dass Dr. Guðgeir sie beinahe allesamt dabei ertappt hätte, wie sie einen unbedeutenden Zettel stahlen. Wahrscheinlich hätte er dann gedacht, sie wären alle genauso verrückt wie Raggi.
„Ja, ja, okay“, sagte sie nur. „Schauen wir uns dieses großartige Beweisstück an.“ Sehnsüchtig dachte sie an die verpasste Chance, in einer Gruppe mit den Anzugjungen zu sein. Die würden bestimmt nicht hinter parkenden Autos rumhocken und dem Chef von Biokids nachspionieren. Magga seufzte laut.
Der Papierschnipsel
Als sie es sich auf der Bank bequem gemacht hatten, zog Raggi den Schnipsel aus der Hosentasche. Anna Lísa und Magga saßen rechts und links neben ihm und
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