Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
hatte. „Sie ist total sauer auf mich. Das gibt nur wieder Ärger.“
„Bist du in sie verknallt?“, fragte Anna Lísa prompt.
Raggi starrte sie überrascht an. „In sie verknallt? Wie kommst du denn darauf?“
„Na, weil du sie nicht dabeihaben willst“, antwortete Anna Lísa. „Das ist ein Anzeichen.“
„Ein Anzeichen?“, fragte Arnar genauso verständnislos wie Raggi.
„Ja, ein Anzeichen“, antwortete Anna Lísa mit Nachdruck. „Es gibt bestimmte Anzeichen, wenn jemand verknallt ist, und das ist eins davon.“ Sie stieß Raggi mit dem Ellbogen an. „Ein eindeutiges Anzeichen sogar.“ Sie grinste.
„Nee, danke“, sagte Raggi mit feuerrotem Kopf. „Nun ruf sie schon an und frag sie, ob sie mitkommen will. Na, ist das nicht ein Anzeichen dafür, dass ich nicht in sie verknallt bin? Ich will unbedingt, dass sie mitkommt.“
Während Anna Lísa Maggas Nummer im Adressbuch ihres Handys suchte, sagte sie: „Noch ein Anzeichen. Unentschiedenheit.“
Raggi wurde vor Wut noch röter, traute sich aber nicht, etwas zu entgegnen, aus Angst, dass es als weiteres Anzeichen gedeutet würde. Er hörte nur zu, wie die beiden Mädchen miteinander telefonierten und Anna Lísa Magga gut zuredete. Anschließend drehte sie sich zu den Jungen um. „Also, sie kommt zur Bushaltestelle. Sie will dir sogar verzeihen, dass du so ein Idiot bist, Raggi.“ Sie blinzelte ihm zu und flüsterte: „Ein Anzeichen.“
Sie schlenderten zur Bushaltestelle. Anna Lísa erzählte endlose Geschichten über einen Selbstverteidigungskurs, an dem ihre Eltern teilnahmen, obwohl sich die Jungen nicht im Geringsten für die Karategriffe ihrer Eltern interessierten. Als sie zur Bushaltestelle kamen, quatschte Anna Lísa immer noch. Plötzlich hörte sie auf, streckte den Arm aus und rief: „Hey, da ist Magga!“ Sie winkte ihr eifrig zu.
„Hi“, sagte Magga kleinlaut, als sie unter das Dach der Bushaltestelle trat. „Ich musste noch meinen Rucksack aus dem Klassenraum holen. Habt ihr lange gewartet?“
„Nein, nein“, antwortete Arnar. „Bei den ganzen Geschichten über den Selbstverteidigungskurs von Anna Lísas Eltern ist die Zeit wie im Flug vergangen.“ Bevor Anna Lísa ihm das übelnehmen konnte, fuhr der Bus vor, und sie stiegen ein und fuhren zum Eisessen in die Stadt.
Nachdem sie in aller Ruhe ihr Eis gegessen hatten – wobei Raggis Eis auf den geöffneten Laptop eines Mannes, der an einem der Tische im Eiscafé saß, tropfte –, beschlossen sie, noch durch die Stadt zu bummeln. Arnar legte seine Hand auf Anna Lísas Schulter, damit er nicht irgendwo gegenstieß. Raggi rächte sich sofort an ihr und flüsterte ihr ins Ohr: „Ein Anzeichen!“ Sie streckte ihm nur die Zunge raus und ließ sich davon nicht weiter beeindrucken. Als sie auf dem Weg zum Stadtteich waren, wo sie den Enten die Reste ihrer Eiswaffeln geben wollten, tippte Raggi Magga fest auf die Schulter: „Guck mal, da ist Dr. Guðgeir!“ Sie sahen ihn in der Lækjargata aus seinem Auto steigen und in die Bank gehen.
„Hoho“, sagte Magga ironisch. „Ein echter Verbrecher! Der will bestimmt die Bank ausrauben!“
„Ich weiß, dass ihr mir nicht glaubt, aber mit dem Typ stimmt was nicht. Das könnte ich beschwören.“ Raggi starrte Dr. Guðgeir nach. Dann nahm er dessen Wagen in Augenschein und entdeckte ein Stück Papier, das an der Fahrerseite eingeklemmt war. „Seht mal!“ Er zeigte auf das Auto.
„Was?“, fragte Arnar neugierig. „Was siehst du?“
„Er hat ein Blatt Papier eingeklemmt“, antwortete Raggi hintergründig. „Was da wohl draufsteht?“
„Oh, wahrscheinlich was über illegale Hüpfer“, sagte Magga und tat so, als erschauere sie. „Ich zittere schon vor Angst.“
Raggi ließ sich nicht von ihr abhalten. „Ich sehe mal nach“, sagte er und marschierte in Richtung Auto.
Magga rief ihm nach: „Bist du verrückt? Was ist, wenn er wieder rauskommt?“ Aber es war zwecklos. Raggi steuerte schnurstracks auf den Wagen zu. An der Autotür bückte er sich und versuchte zu lesen, was auf dem Zettel stand. Dann nahm er das Blatt und zog daran. Dabei zerriss es. Magga schlug sich verzweifelt die Hand vor die Stirn. „Mann, ist der ungeschickt!“
Anna Lísa schaute sie verwundert an. „Merkst du das jetzt erst?“
„Was ist denn?“, fragte Arnar gespannt. Die Mädchen hatten keine Gelegenheit zu antworten, denn sie sahen jemanden im Foyer der Bank auftauchen. Es war Dr. Guðgeir auf dem Weg nach
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