Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
war, machte er sich als Erstes einen Kakao in einem Halbliterbierkrug, den sein Vater vor ein paar Jahren bei einer gemeinsamen Reise in Deutschland gekauft hatte. Er trank den halben Krug in einem Zug aus, knallte ihn auf den Tisch und schüttelte sich. Jetzt war er wieder gestärkt. Er zog den Zettel aus seiner Tasche und strich ihn auf dem Tisch glatt. Sie hatten noch nicht alle Worte enträtselt.
„quotient 163“, murmelte Raggi vor sich hin. Dabei könnte ihm sein Vater helfen. Der regte sich manchmal über irgendwelche Quotienten auf. Raggi holte das drahtlose Telefon und wählte die Büronummer seines Vaters. Während er wartete, dass jemand ranging, rührte er in seinem Kakao herum. Es kam ihm so vor, als hätte man das Kakaopulver mit dem Ziel produziert, dass es sich nie vollständig in der Milch auflöste, egal, wie wenig man hineintat. Endlich nahm sein Vater ab.
„Hör mal“, sagte Raggi. „Du kennst dich doch mit Quotienten aus, oder?“
Bevor sein Vater antwortete, sagte er zu jemandem im Hintergrund: „Mein Sohn! Er ist erst zwölf und beschäftigt sich schon mit Quotienten. Er besucht nämlich einen Kurs für Hochbegabte. Ja, ja, diese Kinder!“ Raggi verdrehte die Augen und wartete auf eine Antwort. „Entschuldige, Raggi, Quotienten sagst du? Doch, da kenne ich mich aus. Was willst du denn wissen?“
„Ach, es geht um ein Wort, bei dem der Anfang fehlt. Es endet auf quotient 163. Was könnte das bedeuten?“
„Hm“, sagte sein Vater nachdenklich. „Das könnte der Krankenquotient sein. Von welchem Jahr sind die Informationen?“
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich von diesem, warum?“
„Weil sich der Krankenquotient verändert. 163 könnte der aktuelle Stand sein, ich schaue mal nach, Moment.“ Raggi wartete am Telefon. „Nein, der liegt jetzt etwas höher, hilft dir das?“ Raggi hoffte es. Sein Vater wollte sich schon verabschieden, fügte dann aber schnell hinzu: „Ach ja, ich hab ganz vergessen, dir zu sagen, dass du heute Abend zu Hause bleiben sollst. Ich habe Tante Ragna und ihre Familie zu einem Spieleabend eingeladen. Wir wollen Wer wird Millionär? spielen. Diesmal schlagen wir sie haushoch, mein Junge!“ Daraufhin verabschiedete er sich.
Raggi stöhnte. Sein Vater freute sich so darüber, dass sein Sohn jetzt ein Wunderkind war, dass er jede Gelegenheit nutzte, um damit anzugeben. Aber er würde heute Abend eine große Enttäuschung erleben. Die totale Blamage. Raggi war bei solchen Wissensspielen immer richtig schlecht. Er hatte dieses Spiel, seit er es von seinen Großeltern zu Weihnachten bekommen hatte, nur einmal mit seinem Vater gespielt, und der war wochenlang sauer gewesen, weil er auf die Frage „Wer betrat als erster Mensch den Mond?“ Antwort C gewählt hatte: Michael Jackson. Woher sollte er denn wissen, dass das nicht stimmte?
Raggi betrachtete wieder den Zettel. Wenn sein Vater das mit dem Quotient rauskriegen würde, blieben nur noch zwei Sachen übrig, „option.com“ und „rbkrankheiten keine“. Auf dem Weg zum Computer lobte sich Raggi dafür, dass er seinem Vater eine schnelle Internetverbindung aufgeschwatzt hatte. Er hatte ihm vorgeflunkert, dass er die für seine Hausaufgaben bräuchte, zum Beispiel für Referate. Sein Vater war so versessen darauf, dass Raggi gut in der Schule war, dass schon nach vierundzwanzig Stunden ein Mann bei ihnen anklopfte, um die Internetverbindung einzurichten. Raggi hatte das Internet seitdem noch nie für Referate verwendet. Aber es gab ja auch keinen Lehrer, der ein Referat über Counter-Strike hören wollte.
Raggis Vater hatte mal erzählt, dass es, als er jünger war, noch kein Internet, keine Mobiltelefone, keinen Pizzaservice, kein Mikrowellenpopcorn, keine Videorekorder und keine DVD-Player gegeben hatte. Raggi war sich ziemlich sicher, dass er stark übertrieben hatte, damit Raggi ihn bemitleidete. Aber das hatte nicht funktioniert, denn Raggi bemitleidete ihn kein bisschen. Als Erstes ging er auf doktor.is. Dort fand er ein Feld, das Krankheiten hieß, und klickte es an. Dann entdeckte er ein Suchfeld, und als er „rbkrankheiten“ eintippte, erschien: keine Suchergebnisse, möglicher Rechtschreibfehler. Daraufhin probierte Raggi „*rbkrankheiten“, und es erschienen jede Menge Artikel über Erbkrankheiten.
Raggi las einen Artikel, wurde aber nicht schlau daraus, denn das passte überhaupt nicht zu Magga. Erbkrankheiten waren Krankheiten, die vererbt wurden, und soweit er wusste, war Magga nicht
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