Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
krank. Raggi war enttäuscht, denn er hatte gehofft, etwas zu finden, das Licht in die Geschichte bringen würde. Solange er nicht beweisen konnte, dass Dr. Guðgeir etwas Unerlaubtes machte, würde ihm niemand glauben. Voller Hoffnung versuchte er es mit „option.com“.
Diese Seite brachte ihn auch nicht weiter. Dort war alles auf Englisch, und auch wenn Raggi einigermaßen Englisch verstehen und lesen konnte, überstieg das hier seine Kenntnisse. Auf der Seite befand sich ein Bild von etwas, das wie ein Modem aussah, und wenn Raggi es richtig verstand, war es zu verkaufen. Vielleicht wollte Dr. Guðgeir nur Computerzubehör kaufen. Raggi seufzte und überlegte, ob er vielleicht doch falschliegen könnte. Eigentlich war es nichts Besonderes, Maggas Namen auf einen Zettel zu schreiben. Raggi starrte nachdenklich auf den Bildschirm. Nein, mit dem Mann stimmte was nicht. Bei dem Telefongespräch, dass Raggi unbeabsichtigt mitangehört hatte, hatte Dr. Guðgeirs Stimme so geklungen, als hätte er Dreck am Stecken. Oder? Raggi konnte sich nicht mehr konzentrieren, da ihn die Redewendung „Dreck am Stecken“ irritierte. Was sollte der Quatsch eigentlich? Dreck am Stecken? War ein Stecken nicht ein Stock und warum sollte der dreckig sein? Er gab auf und beschloss, lieber Counter-Strike zu spielen. Davon bekam man einen klaren Kopf.
Als sein Vater Stunden später nach Hause kam, spielte Raggi immer noch. Er war sogar so in das Spiel vertieft, dass er seinen Vater erst bemerkte, als der ihm auf die Schulter tippte. „Ich dachte, wir hätten beschlossen, dieses Spiel nicht mehr zu spielen, Raggi.“
Raggi konnte den Blick nicht vom Bildschirm abwenden, denn er wusste, dass sich hinter der Kasse, der er sich gerade näherte, ein Terrorist versteckte, und wenn er sich nicht konzentrierte, wäre er tot. Außerdem war das ungerecht. Er hatte nie beschlossen, nicht mehr zu spielen – sein Vater hatte es für sie beide beschlossen, ohne Raggis Meinung zu berücksichtigen. Für seinen Vater war es sehr einfach, das zu beschließen. Er hatte das Spiel nämlich nur einmal gespielt. Erwachsene waren so seltsam, dass man es gar nicht beschreiben konnte.
„Ich bin gleich fertig“, sagte Raggi, und sein Vater gab sich damit zufrieden, bat ihn aber, sich zu beeilen, da er ihm etwas zeigen wolle, was er gekauft hatte.
Als Raggi fertig war, schaltete er den Computer aus und ging in die Küche zu seinem Vater. Er überlegte, was er wohl gekauft haben könnte, und hoffte auf ein Heimkino. Aber so was Tolles war es leider nicht.
„Sieh mal!“, sagte sein Vater stolz und zeigte auf eine Plastiktüte auf dem Küchentisch. „Was glaubst du, was das ist?“
Raggi betrachtete enttäuscht die Tüte. Kein Heimkino mit einem Hauch von Selbstwertgefühl würde in diese Tüte passen. „Äh.“ Raggi versuchte, sich etwas einfallen zu lassen, um seinem Vater eine Freude zu machen. Es handelte sich eindeutig um einen Karton, das konnte man an der Form erkennen. „Äh … Schuhe?“
Der Vater amüsierte sich königlich. „Nein! Leider falsch! Mach die Tüte auf!“
Raggi tat es. Darin befand sich ein Karton mit einem Trivial-Pursuit-Spiel. Raggi zwang sich zu lächeln.
„Das ist viel schwieriger als Wer wird Millionär? und viel besser für dich geeignet“, verkündete der Vater. „Ich freue mich schon darauf, es heute Abend mit dir zu spielen. Am besten spielen wir beide gegen Ragna, Geiri und die Jungs. Damit die Armen auch eine Chance haben.“ Er klopfte seinem Sohn kumpelhaft auf die Schulter. Raggi wünschte sich sehnlich, dass der Abend schon überstanden wäre. Sie würden sich noch mehr blamieren, als er gedacht hatte.
Das Spiel lief jedoch besser als erwartet, und endete mit einem Unentschieden. Keiner konnte auch nur eine einzige Frage beantworten. Sogar die Sportfragen waren furchtbar schwer. Im Nachhinein fand Raggi das Spiel gar nicht mal so schlecht.
Der brave Raggi
Am nächsten Tag war das Gebäude von Biokids frisch geputzt, und nichts erinnerte mehr an die Rauchbombe. Das Einzige, was darauf hindeutete, dass Raggi jemals das Grundstück betreten hatte, war die kaputte Säule. Allerdings hatte man an der Stelle, wo die Säule das Vordach gehalten hatte, Holzbretter eingeschoben, damit sich das Dach nicht so stark zur Seite neigte. Deshalb fielen die Beschädigungen nicht mehr so auf. Die Bauarbeiter arbeiteten immer noch am Rand des Geländes und errichten nun Bremsschwellen aus aufgetürmten Steinen. Die
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