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Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)

Titel: Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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dabei zu haben. „Nichts Saures“, fügte er hinzu. Der Verkäufer steckte mürrisch zwei Weingummis in eine Tüte und beschwerte sich darüber, dass er noch nicht mal das Geld für die Tüte wieder rauskriegen würde, wenn die Kinder so wenig kauften. Raggi überlegte, ob er die Weingummis einfach in der Hand mitnehmen sollte, damit der Mann die Kosten für die Tüte sparte, ließ es aber bleiben. Der Kerl war immer so furchtbar schlecht gelaunt. Raggi nahm die Tüte mit den Weingummis und ging geradewegs nach draußen. Bei der Tür blieb er stehen, denn an der Innenseite klebte ein Plakat mit einer Ankündigung. Raggi las es und war sofort begeistert – das war die perfekte Entschuldigung für den Abend! Es handelte sich um eine Ankündigung des Gemeindezentrums, wo am Abend ein Square-Dance-Kurs angeboten wurde. Großartig. Sein Vater hatte jahrelang vergeblich versucht, ihn zu allen möglichen Tanzkursen anzumelden. Raggi hatte sich heldenhaft gewehrt und war immer darum herumgekommen. Das würde sein Vater super finden. Die anderen müssten diesmal eben ohne ihn Mah-Jongg spielen.
    Beim Abendessen schaffte es Raggi, seinem Vater glaubwürdig zu vermitteln, dass er zum Square-Dance-Kurs wollte. Es dauerte zwar eine Weile, da sein Vater es ihm nicht direkt beim ersten Versuch abnahm, aber als er verlegen damit herausrückte, dass er ein Mädchen aus dem Begabtenkurs dazu einladen wolle, änderte sich der Ton seines Vaters.
    „Ach so, Raggi“, sagte er neckisch und schlug ihm auf die Schulter. „Ist sie hübsch?“ Raggi stöhnte innerlich, schaffte es aber zu lächeln. Für den Rest des Abendessens hatte sein Vater blendende Laune. Als Raggi loswollte, fragte er ihn, was der Kurs denn koste.
    Raggi konnte sich nicht erinnern, was auf dem Plakat gestanden hatte, musste aber irgendetwas sagen. Was so ein Abend wohl kosten mochte? Ins Blaue hinein sagte er: „Äh, ich glaube fünftausend.“
    „Fünftausend Kronen!“, rief sein Vater empört. Raggi war offenbar übers Ziel hinausgeschossen. „Das ist ja Wucher! Für fünftausend könnte ich dich nach Texas schicken, um bei echten Cowboys Square Dance zu lernen.“ Raggi wusste zwar nicht, welche Fluggesellschaft für diesen Preis fliegen würde, aber sein Vater neigte zu Übertreibungen, wenn ihm etwas nicht passte. Vor allem, wenn es um Geld ging.
    „Ach nee, Quatsch“, beeilte sich Raggi zu sagen. „Tausend. Es kostet tausend.“
    „Na ja, gut“, sagte sein Vater nun viel ruhiger. „Das klingt schon besser.“ Er zog sein Portemonnaie aus der Hosentasche. „Wolltest du das Mädchen einladen?“, fragte er, als er das Portemonnaie aufmachte, und blinzelte Raggi zu.
    Raggi versuchte, nicht laut loszukreischen, und antwortete: „Äh … ja … ja, eigentlich schon.“
    Sein Vater schaute ins Portemonnaie, zog einen Fünftausender heraus und sagte: „Okay, dann gebe ich dir fünftausend.“ Bevor er den Schein losließ, fügte er hinzu: „Aber du musst auch was lernen, Raggi. Ich will mein Geld ja nicht zum Fenster rausschmeißen.“ Raggi nickte. „Du könntest zum Beispiel beim Familienfest im Sommer einen kleinen Square Dance organisieren“, sagte sein Vater breit grinsend. „Das wäre doch schön. Wir haben bei den Vorführungen noch nie was organisiert.“
    Raggi nahm den Fünftausender schnell an sich und beeilte sich rauszukommen. Hoffentlich vergaß sein Vater das ganz schnell wieder, denn er hatte wirklich keine Lust, sich vor seinen Verwandten lächerlich zu machen. Er traf Anna Lísa im Bus, und am Lækjartorg warteten Magga und Arnar. Sie hatten Glück, denn der Bus zum Öskjuhlíð-Hügel fuhr kurz darauf ab. Als sie etwas unterhalb des kuppelförmigen Restaurants der Perle, das auf die Heißwassertanks gebaut worden war, ausstiegen, war es noch nicht mal halb acht.
    „Es ist noch viel zu früh“, sagte Magga und schaute sich um. „Wir haben genug Zeit, uns einen guten Platz zu suchen.“ Die anderen stimmten zu und gingen rauf zur Perle.
    Dort angekommen, wurde ihnen klar, dass der Hügel ziemlich groß war. „Was ist, wenn sie zu Fuß kommen und sich irgendwo am Hang treffen?“, fragte Anna Lísa und zeigte nach unten. „Hier gibt es super viele Plätze, wo man sich treffen kann.“
    Raggi schaute sich um. „Sie kommen bestimmt mit dem Auto“, sagte er entschieden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dr. Guðgeir durch die halbe Stadt läuft, um jemanden zu treffen.“
    „Und wenn sie im Hlíðar-Viertel wohnen?“

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