Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
Anna Lísa zeigte auf die Häuser jenseits des Bústaðavegurs. „Dann müssen sie doch nicht fahren, das ist so nah.“
„Die Chance, dass sie beide im Hlíðar-Viertel wohnen und beide eher zu Fuß gehen, als mit dem Auto zu fahren, ist ziemlich gering“, meinte Magga. „Wenn du wie Dr. Guðgeir einen Mercedes hast, dann nutzt du jede Gelegenheit, mit ihm zu fahren. Der würde sogar mit dem Auto kommen, wenn er in einem der Wassertanks wohnen würde.“
„Magga hat recht“, sagte Raggi. „Wir müssen uns einen guten Platz suchen, von dem wir sie ankommen sehen, und uns heimlich an sie ranschleichen, wenn sie aussteigen.“ Er spähte in alle Richtungen.
Anna Lísa zeigte nach oben. „Wie wär’s mit der Aussichtsplattform?“ Auf der Plattform, die rund um die Kuppel führte, standen jede Menge Leute und beugten sich über die Absperrung. „Seht mal, da oben würden sie uns nicht bemerken.“
Raggi schaute hoch, blickte dann zu Anna Lísa und sagte: „Nein, nein, da oben würden sie uns zwar mit Sicherheit nicht bemerken, aber sie würden uns garantiert bemerken, wenn wir uns runterstürzen, um sie zu verfolgen.“
„Wir könnten den Aufzug nehmen“, entgegnete Anna Lísa ein bisschen gekränkt.
Magga versuchte, Raggis Kommentar abzumildern: „Doch, doch, das könnten wir, aber dann verpassen wir sie vielleicht.“ Suchend schaute sie sich nach einem anderen Versteck um. „Ich glaube, es bringt nichts, wenn wir uns hinter etwas verstecken. Wir müssten immer wieder Ausschau halten, dabei könnten sie uns sehen.“
Raggi war anderer Meinung und entfernte sich ein Stück von den anderen, um einen besseren Platz zu suchen. „Ist das zu auffällig?“, rief er den anderen zu. Er stand hinter einem Bus, der vor dem Eingang der Perle parkte. Als er sich auf den Boden legte, konnte er unter dem Bus hindurchsehen, wie sich die anderen suchend nach ihm umschauten. „Das ist der perfekte Ort“, dachte er gerade, als es laut dröhnte und der Bus losfuhr. Raggi lag vor aller Augen flach auf dem Bauch auf dem Parkplatz.
„Na ja“, rief Anna Lísa. „Geht so.“ Alle außer Raggi lachten.
Nachdem sie alle möglichen Orte ausprobiert, aber keinen passenden gefunden hatten, hatte Magga schließlich die zündende Idee. „Wie wär’s, wenn wir uns in ein Auto setzen, das nicht abgeschlossen ist? Man guckt doch nie in Autos, oder?“
Und so machten sie es. Es gab nicht allzu viele unabgeschlossene Autos auf dem Parkplatz, und zweimal mussten sie wieder aussteigen, als die Besitzer aus der Perle kamen. Beide Male starrten die Leute die Kinder verwundert an, als sie sahen, dass sie es sich in ihrem Wagen bequem gemacht hatten. Als sie die Tür aufmachten und fragten, was sie da eigentlich zu suchen hätten, entgegneten die Kinder hastig, Arnar sei blind und hätte sich vertan. Er hätte gedacht, sie säßen im Auto seines Vaters. Dann stiegen sie aus und entschuldigten sich überschwänglich. Arnar trieb die Sache auf die Spitze, tastete mit den Händen in der Luft herum und sagte weinerlich: „Papa? Papa? Wo bist du?“ Schnell suchten die Leute das Weite.
Als sie ungefähr fünf Minuten im dritten Auto gesessen hatten, schoss ein großer amerikanischer Wagen auf den Parkplatz. In dem Wagen saß ein Mann im Anzug. Er sah ziemlich unheimlich aus.
„Das muss der Typ sein, den Dr. Guðgeir treffen will“, sagte Raggi gespannt. „Der will bestimmt nicht zur Aussichtsplattform.“ Als der Wagen direkt neben ihnen anhielt, flüsterte Raggi mit zusammengebissenen Zähnen: „Mist!“ Der Mann stieg nicht aus, sondern saß nur da und tippte ungeduldig mit den Fingern aufs Lenkrad.
„Wir müssen uns ganz normal verhalten“, sagte Magga, und während sich alle den Kopf darüber zerbrachen, wie man am normalsten in einem Auto saß, sah Anna Lísa Dr. Guðgeirs Wagen im Rückspiegel auf sie zukommen.
„Oh boy“, flüsterte sie. „Ich glaube, er ist da. Hoffentlich parkt er nicht auf der anderen Seite.“
Die Kinder hielten die Luft an.
Hüpfer
Der dunkelblaue Mercedes hielt neben dem amerikanischen Monstrum. Zum Glück parkte er nicht direkt auf der anderen Seite neben dem Wagen, in dem die Kinder saßen. Auch wenn Magga behauptete, dass man Leute in Autos nicht wahrnahm, hätte Dr. Guðgeir sie bestimmt im Nachbarwagen bemerkt. Anna Lísa, die vorne saß, stellte den Rückspiegel so ein, dass sie sehen konnte, was neben ihnen vor sich ging, ohne sich umdrehen zu müssen.
„Dr. Guðgeir ist
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