Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
darauf ankommen lassen.
„Viel Glück“, sagte Arnar, als sich die Aufzugtür hinter Anna Lísa und Raggi schloss.
Auf dem Weg nach oben merkte Raggi, dass Anna Lísa gar keine Angst hatte. Sie spiegelte sich im Aufzug und pfiff vor sich hin, als führe sie nach oben, um im Restaurant essen zu gehen, und nicht, um einen Schlüssel zu klauen. Raggi hingegen war ein einziges Nervenbündel. Was sollte er zu den Kellnern sagen? Mist! Warum hatte er ihr nur angeboten mitzufahren. Die Aufzugtür ging auf, und sie sahen die Aussichtsplattform. Draußen stand zum Glück niemand. Anna Lísa stieg aus, obwohl Raggi versuchte, sie zurückzuhalten, indem er am Ärmel ihrer Jacke zupfte. Er hätte etwas mehr Zeit gebraucht, aber jetzt musste er ihr folgen.
Anna Lísa bog ohne Zögern nach links hinter einen Glasschrank mit Weinflaschen und ging zur Garderobe. Dr. Guðgeir war nirgends zu sehen, aber hinter dem Empfangstresen standen zwei Kellner, die Raggi verwundert anschauten. Der eine trat vor und ging auf ihn zu. „Kann ich dir helfen?“, fragte er und musterte missbilligend Raggis Jeans und Kapuzenpulli. „Diese Etage ist nur für Restaurantgäste. Eis gibt es unten in der Cafeteria.“
„Äh … ich will gar kein Eis“, war das Einzige, was Raggi einfiel. „Mein Vater hat mich hergeschickt.“
„Ach ja?“, fragte der Keller erstaunt. „Warum denn?“
„Ach, er hat letztens hier gegessen und sein Handy liegen lassen“, log Raggi. „So ein Nokia, Sie wissen schon.“ Sein Vater besaß ein schrecklich altmodisches, uraltes Handy. Wenn es von Nokia produziert worden wäre, hätten die bestimmt schon jemanden vorbeigeschickt, um es zu entsorgen.
„Hm …“, sagte der Kellner. „Ich frage mal nach. Wir haben eine Fundstelle, aber ich kann mich nicht erinnern, da ein Handy gesehen zu haben. Manchmal legen die Leute was auf die Fensterbank und vergessen, dass die sich nicht mitdreht. Aber der Boden dreht sich, und wenn die Leute gehen, finden sie ihr Portemonnaie nicht mehr, oder was auch immer sie auf die Fensterbank gelegt haben. Ich sehe mal nach.“ Der Kellner kehrte Raggi den Rücken zu, verschwand durch eine Tür und ließ ihn alleine vor dem Aufzug stehen. Der andere Kellner stand an einem der Tische und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. Raggi erschrak fürchterlich, als Anna Lísa ihm auf den Rücken tippte und ihm einen Schlüsselbund zeigte. Grinsend steckte sie ihn in die Tasche. Raggi grinste zurück. Super.
Plötzlich hatte er eine geniale Idee. Er wusste, wie sie das Gespräch zwischen Dr. Guðgeir und dem Mann belauschen konnten! Aber sie hatten nicht viel Zeit. „Hast du dein Handy dabei?“, fragte er Anna Lísa. Sie nickte. „Gib mir das mal. Schnell!“
Anna Lísa gab ihm ihr Handy. Raggi schaute aufs Display und sah, dass es voll geladen war. Perfekt. Er nahm sein eigenes Handy und rief Anna Lísa an. Dann drückte er eine Taste an ihrem Handy, und als der Kellner, der sie die ganze Zeit im Auge behalten hatte, ans Telefon gerufen wurde, lief Raggi los. Er ging mit energischen Schritten über den Drehboden, an einer Sofaecke mit Tisch vorbei, die offenbar für Raucher war, und legte Anna Lísas Handy auf die Fensterbank an der Glaskuppel. Dann rannte er zu ihr zurück. Es ging alles so schnell, dass der Kellner und die anderen Leute es gar nicht bemerkten. Anna Lísa beobachtete die Vorgänge irritiert. Der erste Kellner kam schulterzuckend zurück. „Tut mir leid, mein Junge“, sagte er. „Hier sind keine Handys. Dein Vater muss es woanders verloren haben.“
Raggi versuchte, enttäuscht auszusehen, und bedankte sich. Sie gingen zurück zum Aufzug und fuhren wieder runter in die Cafeteria. Dort warteten Magga und Arnar und platzten fast vor Neugier. Als Anna Lísa mit dem Autoschlüssel in ihrer Tasche rasselte, hüpften sie aufgeregt auf und ab. „Super, super!“, rief Magga. „Beilen wir uns.“
Raggi warf sich in die Brust. „Ratet mal, was ich gemacht habe?“, sagte er und hielt das Handy ans Ohr. Er hörte irgendwelche Leute aufgebracht über Politik reden. „Wir haben eine Abhörvorrichtung in der Perle.“ Die anderen schauten ihn verwundert an. „Ich habe Anna Lísas Handy auf die Fensterbank gelegt, und wenn Dr. Guðgeir daran vorbeikommt, können wir hören, was sie sagen. Ich bin nämlich mit Anna Lísas Handy verbunden.“ Raggi lauschte wieder, aber es redeten immer noch dieselben Leute. „Der Boden dreht sich ziemlich langsam, wir müssen also
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