Die IQ-Kids und die geklaute Intelligenz (German Edition)
nicht süß?“, sagte Anna Lísa zu Gessi und hob ihn an den Käfig. Gessi quietschte. „Seht ihr?“, sagte Anna Lísa. „Sagt bloß nicht, es wäre Quatsch gewesen, ihn mitzunehmen. Gessi liebt Tiere.“
Magga verkniff sich eine Antwort. Raggi und sie suchten überall nach den Kaninchen. Arnar ging vorsichtig an den Käfigen entlang und streichelte alle Tiere, die nah genug am Gitter waren, um ihr Fell berühren zu können. „Pass auf“, sagte Anna Lísa und zog Arnars Finger gerade noch aus einem Käfig, in dem eine große Ratte mit geöffnetem Maul hockte. Die Ratte wirkte richtig enttäuscht, dass sie die Chance verpasst hatte, sich für ihr Eingesperrtsein zu rächen.
„Sie sind nicht hier“, sagte Magga ernüchtert. Sie hatte in jeden einzelnen Käfig gespäht, und es waren zwar ein paar Kaninchen dabei, aber kein schneeweißes mit einem schwarzen Ohr. „Mist! Dr. Guðgeir hat sie woanders hinbringen lassen.“
„Was ist denn hinter dieser Tür?“, fragte Raggi hoffnungsvoll. „Vielleicht sind sie da drin.“ Er stand vor einer unauffälligen Tür am Ende des Raums und drückte die Klinke runter. „Abgeschlossen. Leider mit einem richtigen Schlüssel.“
Magga ging zu ihm und drückte ebenfalls die Klinke runter. Sie ruckelte daran, aber die Tür war fest verschlossen. „Sie sind bestimmt da drin. Ich spüre es.“
„Vielleicht ist der Schlüssel hier irgendwo versteckt“, meinte Anna Lísa optimistisch. „Meine Eltern verstecken den Haustürschlüssel immer unter einem Blumentopf.“
„Wo sollte er denn sein?“, fragte Raggi zweifelnd. „Hier sind doch nur Käfige.“
Anna Lísa zuckte die Achseln. „Tja, ich weiß nicht. Vielleicht in einem Käfig oder so.“ Schließlich beschlossen sie, alle Käfige zu durchsuchen. Zunächst lief es gut, und sie öffneten einen Käfig nach dem anderen. Abwechselnd hielten sie die Tiere fest, während einer von ihnen suchte, aber das dauerte furchtbar lange. „Wir müssen uns aufteilen“, schlug Anna Lísa vor. „Sonst sind wir hier die ganze Nacht beschäftigt.“ Sie hatte keine Lust mehr, denn jedes Mal, wenn sie ein Tier festhalten sollte, war ausgerechnet ein unangenehmes an der Reihe, zum Beispiel eine Echse.
Magga schaute auf die Uhr und sah, dass Anna Lísa recht hatte. „Okay. Wir müssen die Käfige alleine überprüfen. Das ist nicht schwer, es ist ja nicht viel drin.“
Und so machten sie es. Jeder nahm ein Tier in die eine Hand und suchte mit der anderen. Zunächst ging alles gut. Anna Lísa erlaubte Gessi, auf dem Fußboden mit einem Kätzchen zu spielen, das sie für ihn aus einem Käfig geholt hatte, damit er beschäftigt war und nicht störte. Mit dieser Vorkehrung war er überglücklich. An einem Käfig, den Anna Lísa durchsuchen sollte, zögerte sie. „Es versteckt ja wohl niemand einen Schlüssel im Käfig einer Giftschlange, oder?“ Raggi und Magga gingen zu ihr, schauten in den Käfig mit der Schlange und schüttelten den Kopf. Am Ende war dies der einzige Käfig, den sie nicht durchsucht hatten. Kein Schlüssel kam zum Vorschein.
„Verdammt“, sagte Raggi frustriert. „Sollen wir die Tür aufbrechen?“
Keiner ging darauf ein, denn Arnar sagte plötzlich, sie sollten still sein. „Ich höre was. Psst.“ Die Kinder verstummten, zitternd vor Angst. „Es kommt jemand“, flüsterte Arnar. Sie lauschten und hörten, dass er recht hatte. Jemand ging durch den Flur. Eine Tür wurde geöffnet, und die entfernten Stimmen zweier Männer näherten sich.
„Das sind bestimmt die Wachleute. Vielleicht schauen sie in alle Zimmer“, sagte Magga atemlos. „Was sollen wir tun?“
Raggi schaute sich suchend nach einem Versteck um, in das sie alle passen würden. Aber es gab keins. Die einzige Möglichkeit, sich in diesem Raum zu verstecken, bestand darin, sich jeweils in einen der größeren Käfige zu quetschen. Aber das würde nie gutgehen. Die Wachmänner müssten schon sehr dämlich sein, um zu glauben, dass Dr. Guðgeir Kinder als Versuchstiere in Käfigen hielt. „Gibt’s hier was, mit dem wir das Schloss aufbrechen können?“, flüsterte Raggi. Er spähte in alle Richtungen, entdeckte aber nichts, und klopfte gegen die Taschen seiner Jacke in der idiotischen Hoffnung, dass irgendjemand ein Taschenmesser hineingesteckt hätte. Er selbst besaß gar kein Taschenmesser. Ein paar Münzen klimperten, doch Raggi fand nichts, das er benutzen konnte.
„Schnell“, sagte Arnar. „Sie haben die zweite Tür
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