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Die irische Meerjungfrau

Die irische Meerjungfrau

Titel: Die irische Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Roemer
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Beolagh, übrigens ein Verwandter von Erik dem Norweger, der hatte die Bucht während des Vollmondkrieges erobert und sie seiner Braut Auria zum Hochzeitsgeschenk gemacht. Das konnten die Quinns nicht auf sich sitzen lassen und …«
    »Was hat das mit dem Untergang der Mairona zu tun?«
    »Gar nichts.«
    Fin kapitulierte.
    »Jedenfalls hat Siobhán Quinn damals Tommy Keane entführt«, schloss Nora ihre Ausführungen.
    »Ah ja? Und dann haben sich die beiden ineinander verliebt, haben geheiratet und zehn Kinder gezeugt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann schwimmen ihre Nachkommen noch immer irgendwo im Atlantik.«
    Nora sah ihn an, argwöhnisch, die struppigen Brauen über ihren hellen Augen zusammengekniffen, dass man in den Falten ihrer Stirn mehr als nur ein Schiff hätte versenken können. Sie schien zu spüren, dass er sie auf den Arm nahm. Sie wandte sich ab, das Kinn gen See gereckt und schmollte.
    »Nora?«
    »Du glaubst mir nicht.«
    Nein, das tat er nicht. Er seufzte. Und beschloss, seine Taktik zu ändern. Was hatte er zu verlieren? Die Alte war so durchgeknallt, er glaubte, einen direkten Vorstoß riskieren zu können, ohne dass er aufflog. Er holte ein Papier aus seiner Jacke, faltete es sorgfältig auseinander und hielt es Nora hin. Eine Fotokopie des Van Gogh-Gemäldes. Wer weiß, vielleicht landete er ja einen Treffer.
    »Haben Sie das schon mal irgendwo gesehen?«
    Nora betrachtete das Bild neugierig, ihr Unmut war kurzlebig. »Hübsch. Hast du das gemalt?«
    »Nee, Vincent Van Gogh.«
    »Kenn ich nicht. Ich kenn einen Uinsionn aus Schottland, der –«
    »Er war Holländer.«
    »Holländer, soso … Was soll das sein? Eine Geburtstagsfeier?«
    »So was ähnliches. So ne Art … Taufe?«
    »Und was ist damit? Hast du’s verloren?«
    »Es wurde gestohlen.«
    » Damnú air !« Nora spuckte aus und spülte mit Whisky nach. »Ich will verdammt sein, wenn das nicht Bo und Duffy Gomball waren, da wett ich drauf!«
    Fin verdrehte die Augen. »Nora …«
    Die Alte legte den Kopf schief. Wieder dieser zweifelnde Blick. »Du glaubst mir wirklich nicht.«
    »Nein.« Es war ein entschiedenes Nein.
    »Du glaubst überhaupt nicht an Feen?«
    Ein zweites entschiedenes »Nein«.
    Noras schrumpelige kleine Hand verschwand in einer tiefen Jackentasche und förderte etwas Silbriges zu Tage. Eine Digitalkamera, nicht größer als eine Zigarettenschachtel. Mit einem schnellen Tastendruck aktivierte sie die Bilderschau und hielt ihm die Kamera unter die Nase. Die Alte verblüffte ihn immer wieder aufs Neue.
    »Hier.«
    »Was ist das?«
    »Der Beweis.« Sie wedelte eifrig mit dem Apparat. »Dass es Feen gibt.«
    Fin betrachtete die Aufnahme. Ein dunkler Felsbrocken irgendwo in der Landschaft. »Und?«
    »Das ist Dana MacNally.«
    »Wo?«
    »Na, auf dem Felsen da.«
    Fin kniff die Augen zusammen, konzentrierte sich auf das Foto und versuchte, irgendetwas zu erkennen, das wie Dana MacNally aussah. Das einzig Ungewöhnliche an der Aufnahme war lediglich ein verwaschener Fleck auf der Spitze des Felsens. Er sah aus wie ein fettiger Fingerabdruck.
    »Weißt du, die meisten Feen sind sehr scheu und lassen sich nicht gerne fotografieren. Sie sind ziemlich schnell, wenns ums Verschwinden geht. Man muss dann mit der Kamera einfach schneller sein als sie.« Nora zeigte ihm das nächste Bild. Ein verwitterter Mauerpfosten, von Efeu umrankt. Quer über die Aufnahme verlief wie ein Sonnenstrahl ein heller Streifen.
    »Tobi, Danas Jüngster.«
    »Ah. Jetzt, wo Sie’s sagen, seh ich’s auch.« Er ließ sich die Kamera geben und klickte durch die einzelnen Fotos. Alles Aufnahmen, die offensichtlich in der näheren Umgebung entstanden waren. Auf Wiesen und Mooren, ein paar am Strand, hier ein Feldweg, dort ein schmaler Bachlauf. Und auf allen waren eigenartige Flecken oder Streifen zu sehen.
    »Glaubst du mir jetzt?«
    Fin nickte langsam, ohne aufzublicken. Zwar glaubte er nach wie vor an gar nichts, aber merkwürdig waren diese Fotos schon. Er hielt inne.
    Leuchtendrote Haare.
    Einmal war Nora offenbar schnell genug gewesen.
    »Und was ist mit ihr?«
    Die Alte warf einen Blick auf das Bild. Eine Gestalt irgendwo am Meer, die Haare wehten ihr ins Gesicht, aber er hatte sie sofort wiedererkannt. Die Meerjungfrau. Der Fotoapparat hatte sie im Profil erwischt, sie schien gar nicht gemerkt zu haben, dass man sie fotografierte.
    »Die ist gefährlich. Vor der solltest du dich in Acht nehmen.«
    Er erinnerte sich an tiefgrüne

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