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Die irische Meerjungfrau

Die irische Meerjungfrau

Titel: Die irische Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Roemer
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Ein Ort, weit weg von seinem bisherigen Leben als Polizist. Ein Ort, wo man ihn in Ruhe lassen würde. Wo man ihm keine Fragen stellen würde, weil jeder alles wusste.
    Fin fuhr nach Donegal, mietete ein Zimmer über dem Pub in Foley und leckte seine Wunden. Manchmal übernahm er die Vertretung von Ronan O’Shea, der unlängst die weltweite Vermarktung des Fisherman’s Fellow in Angriff genommen hatte. Gerade war eine Hochglanz-Ansichtskarte aus Spanien eingetrudelt, vorne drauf ein Strand mit bunten Sonnenschirmen, hinten drauf Grüße aus Marbella. Ronan musste eingestehen, dass seine Geschäftsidee noch nicht wirklich ausgereift war, hatte er doch glatt übersehen, dass in Spanien die meiste Zeit des Jahres kaum Bedarf an heißen Getränken herrschte. Er wollte nun in New York einen neuen Anlauf versuchen, schließlich gab es seiner Ansicht nach nirgendwo auf der Welt außerhalb Irlands mehr Iren auf einem Haufen, die er von seinem diabolischen Gebräu überzeugen konnte. Das Fisherman wusste er derweil bei Fin in guten Händen.
    Hin und wieder bekam Fin Besuch von Lily, die ihren Vater plötzlich unheimlich cool fand ganz im Gegensatz zu ihrer ach so langweiligen, voll konservativen Mutter. So versuchte sie prompt, ihm die Idee schmackhaft zu machen, ganz zu ihm nach Donegal ziehen zu dürfen, zumal sie in Foley einen Jungen kennengelernt hatte. Diarmuid O’Rourke war sechzehn, sommersprossig und blauhaarig und angeblich das Ergebnis einer Stippvisite von Billy »Blue Boy« MacGann. Nicht der einzige Grund, weshalb Fin absolut dagegen war, dass Lily zu ihm zog.
    Er legte ohnehin keinen gesteigerten Wert auf Gesellschaft. Ihm genügte die rote Katze, die er adoptiert hatte. Vielleicht war es auch umgekehrt gewesen und die Katze hatte ihn adoptiert.
    Manchmal sah man ihn auf dem Friedhof. Dann blieb er eine Weile am Grab von Thomas Keane stehen, schien Zwiesprache mit dem lädierten Marmorengel zu halten und ging wieder.
    Der alte Leuchtturm am Cape Cloud war verrammelt und verriegelt. Nichts mehr erinnerte an die Meerjungfrau, die hier gewohnt hatte.
    Auch das weiße Pferd war eines Tages verschwunden. Vielleicht hatte der Schimmel eine Weide gefunden, die grüner war. Obwohl dies in Irland eigentlich kaum möglich war.
    Er war verschwunden wie Shergar. Wie Jack Keane. Wie Fins Dienstwagen. Verschwunden wie die Mönche im Meer.
     

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