Die irische Wildkatze
wusste, dass er sie nicht bis nach Sundridge entführen konnte, aber schließlich hatte er ja ein Stadthaus ganz in der Nähe in der Half-Moon- Street.
17
Ein paar Tage später, als Bridget und Maria die Einladung zu Lady Hartingtons Maskenball in Burlington Gardens gebracht wurde, entschuldigte sich Elizabeth. »Es tut mir Leid, aber ich konnte Charlie nicht von ihrem Entschluss abbringen, einen Maskenball machen zu wollen.«
»Es tut dir Leid?«, rief Maria aus. »Ich finde das aufregend.«
»Aber das bedeutet, dass wir Geld für Kostüme ausgeben müssen«, sagte Elizabeth.
» Überhaupt nicht! Was zum Teufel nützt es einem, die berühmteste Schauspielerin des Drury Lane Theaters zur Freundin zu haben, wenn sie uns nicht ein paar Kostüme geben kann?«, meinte Bridget in ihrer gewohnt ruppigen Art. »Diesmal gehe ich nicht mit dem Hut in der Hand, sondern als Gesellschaftsdame von Rang.«
Später am selben Tag bekamen die Gunnings freie Hand im Kostümfundus des Drury Lane Theaters als Gegenleistung für Bridgets Versprechen, dass Elizabeth versuchen würde, Peg Woffington und David Garrick eine Einladung zu dem Fest zu besorgen.
»Garrick und ich kennen die Devonshires. Wir sind nicht einfach irgendwelche Fremde. Und natürlich werden wir erst spät, nach unserer Vorstellung, kommen können«, erklärte Peg.
Elizabeth wusste, dass es ihr leichter fallen würde, Charlie darum zu bitten, als es ihrer Mutter abzuschlagen.
Wegen ihres roten Haars und ihrer Tendenz zum Grandiosen beschloss Bridget, dass sie eine hervorragende Königin Elizabeth abgeben würde. Dazu suchte sie sich eine gestärkte Halskrause und ein lila Brokatkleid aus, dessen Ärmel mit einer Vielzahl von glitzernden Glasperlen bestickt waren.
Maria entdeckte ein silbriges Tüllkleid, dessen tiefer Ausschnitt und durchsichtiger Umhang mit weißem Pelz besetzt waren. Es war in einer Aufführung von Das Schneefräulein zum Einsatz gekommen, und sie beschäftigte die Garderobiere eine Stunde lang damit, den mit Eiszapfen besetzten Kopfputz zu suchen, der dazugehörte.
Als Elizabeth ein schwarzes Kleid entdeckte, dessen Oberteil mit schwarzen Federn bedeckt war, dachte sie an eine in einen schwarzen Schwan verwandelte Leda. In dem Kopfschmuck ganz aus schwarzen Federn war die Maske schon integriert, und sie hoffte, ihre Mutter würde nichts dagegen haben, wie gewöhnlich, wenn Elizabeth selbständig eine Wahl traf. Bridget war allerdings viel zu sehr mit Marias Kostüm beschäftigt, um dem ihren mehr als nur einen kurzen Blick zu gönnen.
»Vielen Dank, Peg. Dann sehen wir uns also Samstagnacht.« Bridget küsste die Luft und scheuchte ihre Töchter aus dem Theater.
Als sie zu Hause ankamen, schickte Elizabeth Charlie eine Nachricht, und Bridget bestand darauf, dass Maria ein Liebesbriefchen an Coventry schrieb, um sicherzugehen, dass er auch zum Maskenball kommen würde. Während der kommenden Tage hatte Elizabeth den Eindruck, dass ihre Mutter und Schwester andauernd die Köpfe zusammensteckten, flüsterten und irgendetwas planten, und sie war froh, dass sie nichts damit zu tun hatte.
Ein paar Tage vor dem Fest war sie erstaunt, als ihre Mutter sie darum bat, Burlington Gardens in allen Einzelheiten zu beschreiben und ihr sogar einen Stift und Papier gab, um einen Grundriss des Herrenhauses zu zeichnen, der alle Zimmer beinhaltete, die an den Ballsaal angrenzten. Ebenso erstaunlich schien es ihr, dass Bridget ihren Mann nicht zu drängen versuchte, er solle sie begleiten. Es schien beinah, als wollte sie nicht, dass er sie begleitete. Daraus schloss Elizabeth, dass es ihrer Mutter wohl lieber war, wenn er versuchte, Geld zu gewinnen, um ihnen endlich ihre eigene Kutsche zu kaufen.
In Sundridge inspizierte John Campbell die Reparaturen an den Farmen seiner Pächter. Januar und Februar waren ruhige Monate im ländlichen Leben der Grafschaft Kent. Das würde sich ändern, sobald der Frühling kam, wenn die großen Flächen von Hopfenfeldern zurückgeschnitten und gedüngt werden mussten.
Er las Briefe von Argyll, schrieb einen Bericht an den König und einen zweiten an seinen Sohn, den Herzog von Cumberland, in denen er mitteilte, dass die Hochland-Rekruten, die in Glasgow überwinterten, bis zum März fertig ausgebildet und einsatzbereit wären. Dann beantwortete er einen Brief von seinem Bruder Henry, dessen Infanterieregiment an der Grenze zwischen den Niederlanden und Englands Feind Frankreich patroullierte. John erzählte ihm
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