Die irische Wildkatze
die Zofen von Cadzow gern in ihrem Nähkreis.
Als das Kleine in ihr aktiver zu werden begann, sprach sie mit ihm. Ihr Gesicht strahlte, ihre Brüste waren voll, obwohl sie sonst nicht viel zugenommen hatte. Das Kind stand hoch, und sie genoss die Voraussagen der Zofen darüber, was das bedeutete. Sie schrieb Briefe an ihre Schwester und ihre Freundin Charlie. Maria antwortete nie, aber Lady Charlotte natürlich schon bald.
Liebste Elizabeth
Ich habe mich so über deinen Brief gefreut, aus dem ich erfahren konnte, wie gern du dich in Schottland aufhältst. Ich bin auch glücklich darüber, dass du deine Kräfte zurückgewonnen hast und dich jetzt blühender Gesundheit erfreust. Baby William ist so rund wie ein kleines Schweinchen. Die Zeit vergeht so schnell, ich kann kaum glauben, dass er schon bald vier Monate alt sein wird. Und ehe du es dich versiehst, wirst du selbst Mutter sein, und ich weiß, dass es dir genauso gut gefallen wird wie mir.
Ich habe ein peinliches Geheimnis, und du bist die Einzige, der ich es mitzuteilen wage: Will und ich werden noch ein Kind bekommen! Es geschah im Juli, und obwohl einige schockiert sein werden, dass ich so bald schon wieder guter Hoffnung bin, freuen Will und ich uns sehr darüber.
Hier in London sprechen alle vom Krieg. Die französischen Angriffe in Amerika und Indien haben wieder zugenommen, und Will sagt, dass ein Krieg zwischen England und Frankreich wohl nicht zu vermeiden ist. Wir beide können froh sein, dass unsere Männer sich für die Politik anstatt fürs Militär entschieden haben.
Ich wünschte, ich könnte bei dir sein, wenn du dein Kind bekommst. Ich werde nie vergessen, wie tröstlich deine Anwesenheit für mich war, als ich Baby William geboren habe. Mein zweites Kind soll im April kommen, also werde ich mich bald nach Weihnachten nach Uppingham zurückziehen. Es wäre wirklich wunderbar, wenn du auf deiner Rückreise von Schottland bei mir vorbeischauen würdest, so dass ich dich und dein neues Baby sehen könnte.
Mit warmer Liebe ,
Charlie
Elizabeth überraschte es zwar, dass Charlie schon wieder schwanger war, doch es schockierte sie keinesfalls. Charlie und Will führten eine so glückliche Ehe, und man erwartete, dass eine Familiendynastie wie die Devonshires viele Kinder bekam.
Als sie den Brief an jenem Abend noch einmal las, erfüllten sie die Worte über Krieg darin mit Angst. Sie konnte das Bild von John in seiner Uniform nicht aus dem Kopf bekommen. Er hatte gesagt, dass er versucht sein könnte, nach Chatelherault zu kommen, aber in ihrem Herzen spürte sie, dass er das nie tun würde. Sie beide wussten, dass es zu schmerzlich wäre, sich auf ewig nach etwas zu sehnen, was hätte sein können. Als sie sich begegnet waren, hatte sie jemanden gebraucht, den sie lieben konnte, und sie hatte ihr Herz an ihn verloren. Doch schon bald würde sie ihr Baby haben, und Elizabeth war sicher, dass sie sich dann nie wieder einsam fühlen würde.
Einer Eingebung nachgebend ging sie zu ihrem alten Mantel im Schrank. Sie schnitt den Messingknopf aus dem Futter und beschloss, ihn in einer Schublade zu verwahren. Sie nahm sich vor, auch ihre Erinnerung an John zu vergessen, es war einfach viel sicherer, nicht an ihn zu denken. Aber als sie einschlief, hielt Elizabeth das Erinnerungsstück fest in ihrer Hand. In jener Nacht erfüllte wie gewöhnlich John Campbell ihre Träume.
26
»Die Douglas' haben mehr königliches Blut und mehr Recht darauf, als Könige von Großbritannien zu regieren, als dieser Emporkömmling George von Hannover!«
Der Herzog von Hamilton kam am 31. Oktober nach Schloss Cadzow zurück und war immer noch wütend, weil der König ihn an seinem monatlichen Empfang beleidigt hatte. Als James angedeutet hatte, dass er gern eine königliche Benennung hätte, hatte ihn der König gefragt, ob der Douglas-Clan jakobitische Neigungen hätte. Hamilton befahl seiner Herzogin und ihrer Mutter, in die Bibliothek zu kommen, wo er schon recht verblasste Stammbäume ausbreitete, um zu beweisen, was er meinte.
»Anne, die Tochter von König James dem Dritten, heiratete James Douglas, den ersten Lord Hamilton. König James der Vierte hatte eine natürliche Tochter, die den nächsten James Douglas heiratete. Nicht nur das - die verwitwete Königin des Königs, Maria Tudor, heiratete Archibald Douglas, einen anderen Adligen aus dem Douglas-Clan.« Sein breiter Finger hieb auf den Stammbaum ein, der sein königliches Blut bewies. »Die
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