Die irische Wildkatze
Herzog geworden und führte ein entsprechend ausschweifendes Leben mit Trinken, Huren und Spielen. »Wenn ich feuchtes Wetter und unzivilisierte Gesellschaft suche, kann ich auch den Sitz meiner Ahnen in Schottland aufsuchen.«
Will, der ein heiterer Charakter war, lachte, aber John Campbell fand Hamilton nicht amüsant. Argyll war der mächtigste Clan im Hochland, Hamilton stand dem führenden Tiefland-Clan Douglas vor, und es hatte immer schon unausgesprochene Rivalitäten zwischen den beiden gegeben.
Johns Hand lag auf seinem Degen, als er sagte: »Grenzbewohner zu England haben nun mal eine Neigung zum Unzivilisierten.« Und keiner mehr als der Douglas-Clan!
»Wenigstens sind die unzivilisierten Grenzbewohner den barbarischen Hochländern überlegen«, sagte Hamilton gedehnt.
»Ich kann zugestehen, dass sie beim Viehdiebstahl und Whiskeytrinken überlegen sind«, gab Campbell zurück.
»Habe ich da was von Whiskey gehört?«, fragte George Norwich, der Graf von Coventry, der ebenfalls einen Sitz im Parlament hatte und nicht mit auf dem Jagdausflug in Irland gewesen war. »Ich hoffe, Ihr habt eine ordentliche Portion von dem guten rauchigen aus dem Torfmoorland mitgebracht.«
»Mein Vater bestimmt«, informierte ihn Will Cavendish. »Ihr könnt ihn auf dem Empfang kosten, den wir am Freitagabend zur Feier von Vaters Ernennung in Devonshire House geben.«
»Werden Eure Schwestern auch dort sein?«, wollte Coventry wissen, der ständig auf der Suche nach einer hochadligen Frau war.
»Ja, sie sind die Gastgeberinnen. Wir können Mutter nicht dazu bewegen, Derbyshire zu verlassen. Sie hasst London kaum weniger als Irland.«
»Dafür, dass sie Chatsworth liebt, kannst du ihr keinen Vorwurf machen. Es ist bei wdtem das schönste Herrenhaus in ganz England«, erklärte John Campbell.
»Vielen Dank, John.«
»Danke nicht mir, Will. Eher Bess Hardwick, die vor zweihundert Jahren die weise Voraussicht hatte, ein solches Herrenhaus zu bauen.«
»Tja, das war mal eine Frau!«, erklärte Coventry.
»Eine herrschsüchtige, rothaarige Xanthippe, wenn die Geschichte Recht hat.« Hamilton lachte hämisch. »Eine Ehefrau sollte schön, friedlich und gehorsam sein.«
»Deswegen sind wir auch alle nicht verheiratet - solche sind einfach teuflisch schwer zu finden! Schöne Frauen sind ja eigenwillig und haben ihren ganz eigenen Kopf.« Coventrys Worte waren ein absichtlicher Seitenhieb gegen Hamilton und den Verlust seiner schönen Geliebten Elizabeth Chudleigh.
»Zumindest sind wir beide frei, uns selbst eine Frau zu suchen, da wir unsere Titel schon lange bekommen haben, George. Bedauern wir Will und John, die Armen, deren Bräute noch von Devonshire und Argyll gutgeheißen werden müssen.«
»Amen«, musste Will Cavendish feststellen, und John Campbell fluchte tonlos, denn Hamilton sagte die unangenehme Wahrheit.
»Jetzt, nachdem es uns allen gelungen ist, uns gegenseitig zu beleidigen, können wir wohl den Empfang zum Erfolg erklären und uns wichtigeren Dingen zuwenden. Hat jemand Lust, mich heute Abend zu White's zu begleiten?«, fragte Hamilton einladend.
»Tja, jetzt wo ich sowieso schon in vollem Staat bin, warum sollte ich daraus nicht mehr machen, als nur zu einem königlichen Empfang zu gehen? White's klingt auf jeden Fall viel einladender«, stimmte George Coventry zu.
»Nein, danke, ich habe schon eine andere Verabredung«, lehnte Campbell ab.
»Du brauchst nicht mit mir zu Abend zu essen, wenn du lieber in den Club gehen möchtest«, sagte Will, als Hamilton und Coventry sich verabschiedet hatten.
»Es entspricht nicht meiner Vorstellung von einem unterhaltsamen Abend, Hamilton beim Spiel zuzusehen. Er kann es nicht ertragen zu verlieren. Und wenn er es doch tut, dann trinkt er so lange, bis seine Stimmung richtig angriffslustig ist und geht dann in ein Bordell, um seine Wut loszuwerden.«
»Na gut. Ich freue mich auf jeden Fall, wenn du nach Devonshire House kommst. Du kannst mir unauffällig dabei helfen, meine Schwestern dazu zu überreden, Lady Charlotte Boyle zu dem Empfang am Freitagabend einzuladen. Ich möchte nicht direkt mit der Sprache herausrücken und sie darum bitten, sonst werden sie von jetzt an keine Ruhe mehr geben und mich ständig mit ihr necken.«
»Ich könnte sie doch bitten, Lady Charlotte meinetwegen einzuladen - dann haben sie bestimmt keinen Verdacht.«
»Danke, John. Ich hatte gehofft, dass du das vorschlagen würdest. Vielleicht kann ich mich irgendwann revanchieren.
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