Die irische Wildkatze
bringen.
»Lady Rachel, Lady Catherine, wie nett von Euch, mich zu besuchen!« Dorothy Boyle küsste sie auf die Wangen. »Kommt, Ihr seid gerade recht zum Tee.«
»Vielen Dank, Lady Burlington. Eigentlich sind wir gekommen, um ein Versehen zu korrigieren. Wir hatten Lady Charlottes Einladung für den Freitag vergessen.«
»Oh, Charlie wird begeistert sein, wenn sie ein förmliche Einladung ins Devonshire House bekommt.« Sie wandte sich an den livrierten Butler. »Bittet doch Lady Charlotte, mit uns Tee zu trinken.«
Als Charlie den Salon betrat, war Rachel Cavendish schockiert. Die dunkelhaarige Charlotte war zwar schon hübsch, aber kaum größer als einen Meter fünfzig und sie sah kaum älter als vierzehn aus. John Campbell kann doch unmöglich an einem solchen Kind Interesse haben! Rachel verbarg ihr Erstaunen und übergab die Einladung. »Lady Charlotte, ich habe gehört, dass Ihr in Schloss Dublin unserem Vater vorgestellt worden seid?«
»Oh ja! Ich habe mich wirklich unwahrscheinlich gut amüsiert! Seine Gnaden war so freundlich zu mir, und mit Eurem Bruder Will - ich meine Lord Hartington - habe ich auch getanzt.« Charlies Wangen röteten sich, als sie seinen Namen sagte.
Die Cavendish-Schwestern tauschten einen Blick. »Ja, gestern Abend beim Dinner haben er und sein Freund John Campbell davon erzählt, Euch dort begegnet zu sein.«
»John Campbell war der Partner meiner Freundin Elizabeth Gunning. Wir hatten einen wunderbaren Abend.«
»Gunning? Wo habe ich diesen Namen kürzlich gesehen?«, fragte sich Cat verwirrt.
»Er stand gestern in den Gesellschaftsnachrichten des Londoner Chronicle«, erklärte ihr Rachel. »Da stand, die Gunnings wären aus Irland angekommen und hätten ihre Wohnung in der Great Marlborough Street bezogen.«
»Ach, wirklich? Elizabeth Gunning ist hier in London?«, fragte Charlie, die ihre Freude angesichts dieser Erkenntnis nicht verbergen konnte.
Rachel wandte sich an Charlottes Mutter. »Seid Ihr mit den Gunnings bekannt, Lady Burlington?«
»Ja ... ein charmantes Paar. Eurem Vater wurden sie ebenfalls vorgestellt. Bridget Gunning ist die Tochter des Vicomte Mayo. Wir haben uns sofort verstanden! Ich freue mich wirklich, dass sie für die Wintersaison hier in London sind.«
Rachel empfand große Neugier, diese Elizabeth Gunning zu sehen, deren Partner John Campbell in Dublin gewesen war. »Ich könnte doch den Gunnings auch eine Einladung ins Devonshire House für Freitag schicken.«
»Also, das wäre wirklich eine gute Idee, Lady Rachel. Sehr nett von Euch.«
Eine Stunde nach dem Morgengrauen, als John Campbell über seine Ländereien beim Combe Bank Manor in Sundridge ritt, erkannte er wieder, wie sehr er Kent liebte und wie sehr er es vermisst hatte. Die Grafschaft hatte eine ländliche Ruhe, die kaum vermuten ließ, wie nah sie an London lag. Er stellte sich in den Steigbügeln auf, um sein schönes Tal zu bewundern und tief und genussvoll einzuatmen. Die Brise duftete sacht nach Hopfen.
Nach dem Ritt nahm er ein Bad, zog sich frische Kleider an und ging dann hinunter in die Bibliothek, um sich die Abrechnungen des Verwalters anzusehen, Briefe aus Argyll zu lesen und geschäftliche Korrespondenz zu unterschreiben, die sein Sekretär Robert Hay für ihn vorbereitet hatte. Kurz darauf kündete ihm der Haushofmeister den Besucher an, den er erwartet hatte. Er stand auf und gab William Pitt die Hand, den er nach Combe Bank eingeladen hatte, als sie sich beim Empfang des Königs begegnet waren. Pitt war schon seit zwanzig Jahren im Parlament. Und obwohl er ein hervorragender Redner war und beim Volk beliebt, hatten doch die Anführer der Whig-Partei eine deutliche Abneigung gegen ihn. »Vielen Dank, dass Ihr hierher gekommen seid, Mr. Pitt.«
»Es ist viel besser, wenn wir uns hier unterhalten, Mylord, wo ich frei sprechen kann und uns niemand belauscht oder beobachtet.« Er nahm ein Glas Ciaret entgegen. »In Europa sind wieder Feindseligkeiten ausgebrochen, und obwohl ich riskiere, mich zum Verräter zu machen, kann ich es doch nicht gutheißen, dass der König für einen Krieg gegen Frankreich eintritt.«
»Der König hat die Koalitionsarmee von England, Hannover, Osterreich und Holland gebildet, um in Frankreich einzufallen, Mr. Pitt.«
»Unter dem gegenwärtigen Außenminister sind weder Englands Armee noch Marine noch der diplomatische Dienst gut organisiert. In einem Krieg gegen Frankreich wird England unterliegen!«
»Da gebe ich Euch Recht,
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