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Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Titel: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordi Punti
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dem Unfall vergangen, und in seinem Kopf ging es immer noch drunter und drüber. Er fühlte sich, als wäre er in einer unbekannten Stadt gelandet und hätte keinen Plan. Ähnliche Zustände hatte er schon andere Male erlebt, doch während die Lösung sonst immer gewesen war, aufs Geratewohl irgendwohin aufzubrechen, hatte er nun das Bedürfnis, ganz innezuhalten. Zum Glück oder Unglück war er wegen des gebrochenen Arms wochenlang krankgeschrieben und konnte jede Entscheidung aufschieben.
    Herr Casellas setzte sie an der Plaça Calvo Sotelo ab und fuhr dann weiter in Richtung Villengegend. Gabriel erbot sich, Carolina in die Via Favència zu begleiten, und winkte ein Taxi heran. Mit Bundós Tod war die Wohnung an sie übergegangen. Gabriel hatte angenommen, das würde sie nutzen, um mit Muriel und ihrer französischen Vergangenheit zu brechen. Doch als sie vor dem Haus ankamen, sagte Carolina dem Taxifahrer, er solle den Motor laufen lassen. Sie zog die Schlüssel aus der Handtasche und gab sie Gabriel.
    »Ich komme nicht mit rauf. Alles, was ich von Bundó brauche, habe ich bei mir. In dieser Wohnung könnte ich es keine fünf Minuten mehr aushalten. Die Erinnerung an alles, was wir nicht erleben konnten … Immerzu darauf gestoßen zu werden würde mir das Leben unerträglich machen. Ich fahre heute Nacht zurück nach Frankreich, Gabriel, mal sehen, ob ich da einen Strich unter alles ziehe. Ich schreibe dir oder rufe dich an. Hier, nimm die Schlüssel, mach mit der Wohnung, was du willst. Bleib einfach erst mal drin, das mit den Papieren regeln wir später. Wir werden uns schon einigen. Ich kann mit dieser Wohnung jedenfalls nichts mehr anfangen.«
    In dieser Nacht schlief Gabriel noch im Falkenzimmer. Oder schlug die Stunden tot. Am nächsten Morgen beim Frühstück teilte er Frau Rifà mit, dass er die Pension verlassen werde.
    »Ich werde längere Zeit unterwegs sein«, sagte er ihr. Selbst in den verzweifeltesten Momenten drängte sich ihm der Gedanke an provisorische Lösungen auf; wir wissen jedoch, dass er nie wieder in die Pension zurückgekehrt ist. Er rief Tembleque an und bat ihn, ihm mit dem Transport seiner paar Habseligkeiten zu helfen. Und so lebte er plötzlich in Bundós Wohnung – ohne zu wissen, warum, vielleicht wie jemand, der eine Schuld abzahlt, aber mit einer klaren Absicht: sich nicht mehr dort hinauszubewegen, außer wenn es unbedingt sein musste.
    Und einmal mehr, Christofs, glänzt die Ironie des Schicksals mit einem doppelten Salto mortale: An dem Tag, als Rita beschloss, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um den Mann ihres Lebens zu finden, kam er endlich zum Stillstand.
    Barcelona war eine zu große Stadt, um darin Verstecken zu spielen.

4
R ÜCKZUG
    Cristòfol ist weiterhin an der Reihe
    Gabriels Rückzug währte achtzig Tage. An dem Tag, mit dem er endete … Nun, an dem Tag, Christofs, tauchte meine Mutter zum dritten Mal in seinem Leben auf, entschlossen, für immer dort zu bleiben. Aber wir müssen nichts überstürzen. Alles zu seiner Zeit. Zum Inhalt dieser doppelten Quarantäne hier das Paradox: Während unser Vater mit dem Pegaso von La Ibérica kreuz und quer durch Europa fuhr, konnten wir ihm mit Leichtigkeit auf der Spur bleiben; aber nun, da er endlich an einem Ort verharrt, gerät er uns aus den Augen.
    Alles, was wir über diese Phase wissen, hat er selbst meiner Mutter eröffnet, in Nächten verliebter Vertraulichkeiten. Seine Isolation in der Via Favència war von ganz gewöhnlicher Art. Keineswegs hielt er tagsüber die Fensterläden geschlossen, als müsste seine Einsamkeit in Finsternis getaucht werden oder, noch schlimmer, ins Polizeiverhörlicht der nackten Glühbirnen. Ihn trieben keine mystischen oder esoterischen Anwandlungen, weder wollte er sich die Trauer austreiben wie ein Einsiedler, noch versuchte er mit Bundós Geist in Kontakt zu treten (auch wenn er das gerne gekonnt hätte). Und ebenso wenig wollte er den Platz des Freundes einnehmen, obschon ihm Bundó ja selbst einmal vorgeschlagen hatte, dort zusammenzuleben. Nein, Gabriel vergrub sich aus einem rein instinktiven Bedürfnis in der Wohnung, es war einfach das, was nun seinem Temperament entsprach.
    Man kann allerdings sagen, dass er sich während seiner Klausur nach Bundós Wünschen richtete. Die Wohnungen in diesem Haus – und im ganzen Viertel – schienen eigens dafür konstruiert, den Arbeitern ihr Privatleben zur Hölle zu machen und sie sich in die Fabriken zurücksehnen zu

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