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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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Haare und dem Grün ihrer Augen vermischen. Ihr Mund ist leicht geöffnet, ihre Lippen sind voll und unversehrt. Und sie schreit nicht. Und sie schmilzt auch nicht.
    Wir starren einander an, sprachlos, meine Augen hilflos aufgerissen.
    Sie führt die Hand zum Mund, legt den Kopf nach hinten und zieht etwas heraus.
    Ein Satz falscher Reißzähne.
    Die hält sie mir hin wie eine Friedensgabe.
    Das Erste, wonach sie auf dem Weg zur Bibliothek fragt, ist Wasser.
    »Natürlich«, sage ich und denke daran, wie ausgedörrt ich vor ein paar Tagen war. »Du bist die ganze Zeit ohne Wasser ausgekommen?«
    Sie sagt nichts, sondern leert eine ganze Flasche. Das ist Antwort genug.
    »Deswegen bin ich draußen zusammengebrochen«, sagt sie und mustert gierig meine zweite Wasserflasche.
    »Willst du noch mehr?«
    »Ja, aber nicht zum Trinken.« Sie nimmt die Flasche. »Falls du es noch nicht bemerkt hast – die anderen haben es sicher –, ich fange an zu stinken. Echt übel.«
    »Du solltest dich besser drinnen waschen. Sonst holst du dir mit deiner blassen Haut noch einen Sonnenbrand.«
    Sie wirft mir einen Blick zu, als wollte sie sagen: Ach was? Ich hab nicht zufällig siebzehn Jahre überlebt, Kumpel.
    »Auf der Rückseite«, sage ich eilig. »Dort gibt es einen Raum mit einem Abfluss im Boden.« Sie geht um den Ausleihtresen und lässt mich mit verworrenen, verwirrten und nagenden Gedanken zurück.
    Als sie zehn Minuten später wiederkommt, habe ich mich nicht gerührt. Ihr Haar ist feucht, ihr Gesicht frisch gewaschen. Sie sieht blasser aus und erschöpft, doch ihre Augen leuchten heller. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagt sie schüchtern.
    »Was?«
    »Ich sagte, ich hoffe, du hast nichts dagegen. Ich musste deine Kleider anziehen. Meine eigenen Sachen … riechen zu stark.«
    »Nein«, sage ich, den Blick gesenkt, »schon okay. Alle Sachen, die man mir gegeben hat, sind ein paar Nummern zu klein. Ich habe dieses Outfit nie getragen. Es gehört dir.«
    Wir stehen uns schräg gegenüber und blicken alles Mögliche an, nur nicht einander.
    »Tut mir leid, dass ich zwei Flaschen Wasser verbraucht habe.«
    »Schon in Ordnung. Wir haben ja noch eine halbe Flasche übrig.«
    Als ich das Wort wir sage, ist es, als würde etwas in ihr aufbrechen. Sie wendet mir den Kopf zu, unsere Blicke treffen sich, und ich sehe die Tränen in ihren Augen. Sie klappt die Lider zu. Als sie sie wieder öffnet, sind ihre Tränen getrocknet. Sie ist gut, sie ist routiniert, genau wie ich.
    »Hast du alleine gelebt?«, frage ich sie.
    Sie zögert. »Ja«, antwortet sie sanft, traurig. »Beinahe so lange, wie ich mich erinnern kann.«
    Ihre Geschichte, die sie mir erzählt, nachdem wir uns gesetzt haben, ist meiner nicht unähnlich.
    Sie kann sich an eine Familie erinnern: Eltern, einen älteren Bruder. Fröhliche Gespräche zu Hause, Gelächter, ein Gefühl von Geborgenheit, wenn die Läden bei Morgengrauen die Welt aussperrten, warme Körper, die um sie herum schliefen. Dann erinnert sie sich an jenen Tag. Sie hatte Fieber und blieb zu Hause, während ihre Eltern und ihr Bruder loszogen, um Früchte zu sammeln. Zehn Minuten nach Anbruch der Dämmerung brachen sie auf. Sie hat sie nie wiedergesehen.
    Eben noch in einer Familie, am nächsten Tag allein. Öde und Einsamkeit als fortwährende Begleiter, deren Anwesenheit so ermüdend und kalt war wie zwei feuchte Socken, die man an einem Wintertag trägt.
    Das war vor zehn Jahren. Damals war sie erst sieben. Zunächst war es unglaublich schwer. Zu leben. Kein Tag verging, an dem sie nicht darüber nachdachte, sich in der Schule einfach aufzugeben. Es wäre so leicht. Zu kapitulieren. Sich in der Pause auf das Fußballfeld zu stellen, in den Finger zu stechen und einen Tropfen Blut heraussickern zu lassen. Zu sehen, wie die anderen auf sie zustürzten. Das Ende wäre brutal, aber schnell. Und der Tod bot ein Entkommen aus der unerträglichen Einsamkeit.
    Aber ihre Eltern hatten ihr zwei Sachen beigebracht, regelrecht eingetrichtert. Zunächst war da das Überleben. Nicht nur die Grundlagen, sondern auch wichtige Kleinigkeiten, Feinheiten und jede denkbare Situation, in die sie geraten könnte. Dann war da das Leben selbst: Es war wichtig und kostbar, deshalb musste man es bewahren und durfte es niemals vorzeitig aufgeben. Sie hasste es, wie gründlich ihre Eltern sie eingewiesen hatten: Nach ihrem Verschwinden war sie eine widerwillige Überlebensexpertin geworden.
    Ihre Schönheit war ein

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