Die Jagd am Nil
Sie versichern uns, dass wir unversehrt freigelassen werden, wenn ihre Brüder, die fälschlicherweise für die Ermordung der zwei Mädchen verhaftet worden sind, ohne Anklage freigelassen werden. Wenn ihre Brüder nicht innerhalb von vierzehn Tagen ohne Anklage freigelassen werden, ist die islamische Bruderschaft von Assiut nicht verantwortlich für das, was dann geschehen wird. Allah ist groß.»
Die Aufnahmelampe erlosch. Khaled schaute sich das Material an und nickte zufrieden. Faisal nahm die DVD aus der Kamera und reichte sie ihm. Er fasste sie nur am Rand an, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, und steckte sie dann in ihre Hülle. Gailles Herz begann vor Angst wild zu rasen. Denn sie verstand Khaleds Plan gut genug, um zu wissen, dass, sollte er sie alle noch immer töten wollen, jetzt die Zeit dafür gekommen war.
IV
«Und?», fragte Yasmine, als sie Naguib an der Tür begrüßte. «Wie war dein Tag?»
Naguib war klar, was seine Frau eigentlich wissen wollte. Siewollte wissen, ob er den Mörder schon gefunden hatte, ob ihre Tochter sicher war. Er sagte: «Nicht schlecht.»
Yasmine küsste Husniyah auf den Scheitel. «Lass uns einen Moment allein, Liebling», sagte sie. «Dein Vater und ich haben etwas Wichtiges zu besprechen.»
Husniyah ging mit ihrer Puppe ins Nebenzimmer. Etwas in ihrem Blick löste in Naguib den Verdacht aus, dass sie mit dem Ohr an der Wand lauschen würde. «Und?», fragte Yasmine erneut.
«Es gibt keine Verbindung zwischen dem Mädchen, das ich gefunden habe, und den beiden in Assiut», sagte Naguib. «Da bin ich mir sicher.»
«Weshalb?»
«Ich glaube nicht einmal, dass dieses Mädchen ermordet wurde. Ich glaube, es war ein Unfall. Ich glaube, es war einfach ein armes Mädchen, das im Sturm nach antiken Artefakten gesucht hat. Vielleicht ist sie von etwas getroffen worden, hat das Bewusstsein verloren und ist dann ertrunken. Vielleicht ist sie auch geklettert und gestürzt.»
«Und dann hat sich die Kleine einfach aufgerappelt, ist in die Wüste marschiert und hat sich selbst in einer Plane im Sand vergraben?»
«Nein», räumte Naguib ein.
«Was dann?»
Er schüttelte den Kopf. «Ich weiß es noch nicht. Irgendetwas stimmt an der Sache nicht, das ist klar. Aber das heißt nicht, dass es eine Verbindung nach Assiut gibt. Und es heißt auch nicht, dass es Mord sein muss.»
«Aber du wirst es herausfinden, oder? Ich muss sicher sein.»
«Gamal hat recht, meine Liebe. Wir haben dringendere Fälle.»
«Es war ein kleines Mädchen», betonte Yasmine. «Ich bin froh, dass es keinen Mörder gibt. Ich bin froh, dass Husniyah sicher ist.Wirklich. Aber es war ein kleines Mädchen, es stammte aus deinem Revier und stand unter deinem Schutz. Du bist es ihr schuldig, ihren Tod aufzuklären.»
Naguib seufzte. «Ich werde morgen früh mit den
ghaffirs
sprechen», versprach er. «Vielleicht wissen die etwas.»
V
«Und?», wollte Knox wissen, als Farooq zurückkehrte. «Was hat Ihr Mann gesagt? Er hat gesagt, dass der Tropfständer umgekippt ist, oder?»
«Sagen wir, er ist tatsächlich umgekippt», räumte Farooq ein. «Na und? Es könnte ein Unfall gewesen sein.»
«Sicher!»
«Na schön. Sie haben den Ständer wegen diesem geheimnisvollen Eindringling umgekippt, diesem Mann, den sonst niemand bemerkt hat, der Sie umbringen wollte, den Sie aber noch nie zuvor gesehen haben und nicht identifizieren können.»
Knox zögerte. «Ich glaube, es könnte ein Mann namens Peterson gewesen sein.»
«Reverend Ernest Peterson?», fragte Farooq stirnrunzelnd. «Der Mann, der Ihnen das Leben gerettet hat?»
«Wie bitte?»
«Sie haben mich genau verstanden. Er hat Sie nach Ihrem Unfall gefunden und sein eigenes Leben riskiert, um Sie aus dem Jeep zu ziehen, bevor Sie im Qualm erstickt wären. Dann hat er Sie ins Krankenhaus gefahren. Das soll der Mann sein, der Sie umbringen wollte?»
Knox fühlte sich wie betäubt. «Ich weiß es nicht», sagte er. Verwirrt durch diese letzte Wendung schüttelte er den Kopf.
«Vom Krankenhaus aus haben Sie ein Taxi genommen. Wohin sind Sie gefahren?»
«Umher.»
«Umher?»
«Könnte ich bitte etwas zu trinken bekommen?», fragte Knox. «Ein Glas Wasser. Irgendetwas.»
«Wenn Sie mir sagen, wohin Sie gefahren sind.»
«Zum römischen Friedhof.»
«Sie sind direkt dorthin gefahren?»
«Sie sagten, ich könnte ein Glas Wasser haben.»
Farooq stand auf, öffnete die Tür und rief den Flur hinab. «Sie sind vom Krankenhaus direkt dorthin
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