Die Jagd beginnt
Beinen da, machte ein Gesicht, als blicke sie in den Krater des Verderbens am Shayol Ghul, und rief: ›Er ist wiedergeboren! Ich fühle ihn! Der Drache tut seinen ersten Atemzug am Hang des Drachenbergs! Er kommt! Licht, hilf uns! Licht, hilf der Welt! Er liegt im Schnee und weint wie Donnerhall! Er brennt wie die Sonne!‹ Und dann fiel sie mir tot in die Arme.«
Abhang des Berges. Hörte ein Baby weinen. Gebar es ganz allein dort, bevor sie starb. Das Kind war blau vor Kälte. Rand bemühte sich, Tams Stimme zu verdrängen. Das Nichts wurde kleiner. »Ein Fiebertraum«, keuchte er. Konnte ein Kind nicht dort lassen. »Ich wurde in den Zwei Flüssen geboren.« Ich wusste schon immer, dass du dir ein Kind wünscht, Kari. Er riss sich vom Blick der Amyrlin los. Er versuchte, das Nichts zum Durchhalten zu zwingen. Er wusste, dass das nicht richtig war, aber es brach in ihm zusammen. Ja, Mädchen. Rand ist ein guter Name. »Ich-bin-Rand-al’Thor!« Seine Beine zitterten.
»Und so wussten wir, dass der Drache wiedergeboren war«, fuhr Moiraine fort. »Die Amyrlin ließ uns beide schwören, mit keiner Menschenseele zu reden, denn ihr war klar, dass nicht alle Schwestern die Wiedergeburt unter dem gleichen Aspekt sehen würden, wie es sein sollte. Sie ließ uns suchen. Nach dieser Schlacht gab es viele vaterlose Kinder. Zu viele. Aber wir erfuhren, dass ein Mann auf dem Berg ein Baby gefunden hatte. Das war alles. Ein Mann und ein kleiner Junge. Also suchten wir weiter. Jahrelang suchten wir, fanden andere Hinweise, vergruben uns in den Prophezeiungen. ›Er wird von uraltem Blute sein und vom alten Blut aufgezogen werden.‹ Das war einer; es gab weitere Hinweise. Aber es gibt viele Gegenden, wo das alte Blut seit dem Zeitalter der Legenden noch stark vertreten ist. Dann war ich im Gebiet der Zwei Flüsse, wo das alte Blut von Manetheren strömt wie ein über die Ufer getretener Fluss, und in Emondsfelde fand ich drei Jungen, deren Namenstage innerhalb weniger Wochen nach der Schlacht am Drachenberg lagen. Und einer von ihnen kann die Macht benützen. Glaubt Ihr, die Trollocs hätten Euch nur gejagt, weil Ihr ta’veren seid? Ihr seid der Wiedergeborene Drache.«
Rands Knie gaben nach. Er hockte plötzlich am Boden und fing sich gerade noch mit ausgebreiteten Händen auf dem Teppich ab, bevor er auf die Nase fiel. Das Nichts war weg, die Stille zerschmettert. Er hob den Kopf. Sie sahen ihn an, die drei Aes Sedai. Ihre Gesichter waren ernst und glatt wie ein Teich, und ihre Augen blinzelten nicht. »Mein Vater ist Tam al’Thor, und ich wurde …« Sie starrten ihn unbewegt an. Sie lügen. Ich bin nicht … was sie behaupten! Irgendwie lügen sie und versuchen, mich zu benutzen. »Ich werde mich nicht von Euch benutzen lassen.«
»Ein Anker wird nicht geschändet, weil er benützt wird, um ein Boot festzuhalten«, sagte die Amyrlin. »Ihr wurdet zu einem bestimmten Zweck geschaffen, Rand al’Thor. ›Wenn die Sturmwinde von Tarmon Gai’don über die Erde toben, wird er dem Schatten gegenübertreten und das Licht wieder in die Welt bringen.‹ Die Prophezeiungen müssen erfüllt werden, oder der Dunkle König wird sich befreien und die Welt nach seinem Willen umgestalten. Die Letzte Schlacht kommt, und Ihr wurdet dazu geboren, die Menschheit zu einen und sie gegen den Dunklen König zu führen.«
»Ba’alzamon ist tot«, sagte Rand heiser, und die Amyrlin schnaubte wie ein Stallbursche.
»Wenn Ihr das glaubt, seid Ihr ein genauso großer Narr wie die Domani. Viele dort glauben, er sei tot, oder sie sagen es zumindest, aber ich habe festgestellt, dass sie es trotzdem nicht wagen, ihn beim Namen zu nennen. Der Dunkle König lebt, und er ist dabei, sich zu befreien. Ihr werdet dem Dunklen König gegenübertreten. Das ist Euer Schicksal.«
Das ist dein Schicksal. Er hatte das zuvor schon gehört, in einem Traum, der vielleicht nicht ganz ein Traum gewesen war. Er fragte sich, was die Amyrlin sagen würde, wenn sie wüsste, dass Ba’alzamon in Träumen zu ihm gesprochen hatte. Das ist erledigt. Ba’alzamon ist tot. Ich sah ihn sterben.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er wie eine Kröte dahockte, sich unter ihren Augen duckte. Er versuchte, das Nichts wieder heraufzubeschwören, aber durch seinen Kopf wirbelten Stimmen und machten jede Anstrengung zunichte. Das ist dein Schicksal. Du bist der Wiedergeborene Drache. Ba’alzamon ist tot. Rand ist ein guter Name, Kari. Ich werde mich nicht benutzen lassen! Er
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