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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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durch ein Geschäftsviertel mit vielen Läden und Restaurants und so. Ich sah mir alle Passanten genau an. Von Jody keine Spur.

    Aber eigentlich hielt ich nicht nach ihr Ausschau, sondern nach jemandem in ihrer Größe mit kurzem blondem Haar. Jemand, der ihr ähnelte.
    Ranch hatte Jody ja nicht gesehen. Sie war Freitagnacht an ihm vorbeigerannt, als er im Schlafzimmer gewesen war.
    Ihn konnte ich leicht reinlegen.
    Dusty dagegen stellte ein Problem dar. Er hatte Jody durch sein Zielfernrohr genau beobachten können. Schließlich hatte er danach von ihr geschwärmt und Tom davon überzeugt, sie unbedingt lebend in die Finger bekommen zu müssen.
    Doch vielleicht ließ sich auch er täuschen. Vielleicht wusste er nur noch, wie hübsch sie war, hatte aber vergessen , wie sie genau aussah.
    Na ja, das war ziemlich unwahrscheinlich.
    Ich musste schon eine perfekte Doppelgängerin auftreiben, um Dusty hinters Licht führen zu können.
    Eigentlich waren ja genug Frauen unterwegs. Sie saßen in Autos, gingen mit ihren Familien spazieren, waren beim Einkaufen oder fuhren auf ihren Rädern an uns vorbei. Doch sie waren allesamt entweder zu alt, zu dick, hatten die falsche Haarfarbe, trugen eine Brille oder waren abgrundtief hässlich.
    »Weißt du überhaupt, wo du hinwillst?«, fragte Ranch nach einer Weile.
    »Wir sind gleich da«, sagte ich.
    Die Hoffnung stirbt zuletzt.
    »Hier musst du links abbiegen«, sagte ich.
    Ranch bog ab.
    »Jetzt rechts«, sagte ich ein paar Straßen weiter.
    Wir fuhren durch ein Wohngebiet. Trotz des schönen Wetters war niemand zu sehen. Vielleicht war es den
Leuten einfach zu heiß. Zum Glück lief die Klimaanlage in Ranchs Auto auf vollen Touren.
    »Die nächste links«, sagte ich.
    Die Häuser wurden spärlicher, und ich sah ein paar Wohnwagen. Anscheinend ging hier die Stadt langsam in die Wüste über.
    »Was hast du vor?«, fragte Dusty.
    »Nichts.«
    »Wo zum Geier ist sie dann? Du hast keine Ahnung, stimmt’s? Du lässt uns einfach ziellos durch die Gegend fahren.«
    »Siehst du das Haus da? Das, vor dem der Lieferwagen steht?«
    Es war etwa hundert Meter vor uns auf der rechten Seite. Der Briefkasten davor war verrostet, und der Lieferwagen hatte auch schon bessere Zeiten erlebt: Die Scheiben waren eingeschlagen und die Reifen fehlten. Das Haus selbst war in ähnlicher Verfassung. Zumindest waren die Fenster noch heil.
    »Da drin soll sie sein?«, fragte Dusty. Es hörte sich nicht so an, als würde er mir über den Weg trauen.
    »Wenn du mir nicht glaubst, dann sieh doch selbst nach«, sagte ich. »Halt mal am Briefkasten an«, befahl ich Ranch.
    Er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Bist du dir sicher?«
    »Völlig sicher. Ein alter Bekannter hat mir die Adresse gesteckt. Er ist zufällig Lieutenant bei der Polizei und im Zeugenschutzprogramm tätig.«
    Ranch sah mich verwirrt und vielleicht sogar ein bisschen beeindruckt an.
    »Jetzt mach mal einen Punkt«, sagte Dusty. »Ein Lieutenant? «

    »Das hier ist eines der Häuser, in dem sie die Zeugen verstecken. Wartet hier. Ich gehe zuerst rein. Sie warten auf eine Frau vom Sozialamt. Das bin ich.«
    Schon war ich ausgestiegen und ging auf das Haus zu. Ich schwitzte, was nicht allein an der Hitze lag. Ich spürte, wie Dusty und Ranch mich beobachteten, und mein Herz klopfte wie verrückt.
    Ich hatte ja keine Ahnung, wer dort auf mich wartete.
    Ich wusste nur, dass Jody ganz bestimmt nicht hier war.
    Das Haus sah unbewohnt aus. Außer dem abgewrackten Lieferwagen war weit und breit kein Fahrzeug zu sehen. Keinerlei Anzeichen deuteten darauf hin, dass sich jemand um das Haus kümmerte. Der Vorgarten bestand zum Großteil aus Staub, Felsen und ein paar kümmerlichen Sträuchern. Von den Wänden blätterte die Farbe ab, und die Fenster waren so dreckig, dass man nicht hindurchsehen konnte.
    Ich blieb an der Tür stehen und lauschte. Nichts war zu hören.
    Ich klopfte ein paar Mal, dann verließ ich die Veranda und sah mich um.
    In einiger Entfernung stand ein aufgebockter Wohnwagen. Der sah zwar bewohnt aus, da ich jedoch kein Auto sah, nahm ich an, dass die Besitzer nicht zu Hause waren. Wahrscheinlich waren sie in der Kirche – es war schließlich Sonntagmorgen.
    Dahinter lag die Wüste.
    Die Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite wirkten ähnlich baufällig.
    Ich konnte keine Menschenseele entdecken – von Ranch und Dusty einmal abgesehen.

    Ich wandte mich wieder der Tür zu, um zu klopfen, als sie

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