Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
relativ unbeschadet überstanden. Ich zog ihn an. Jetzt brauchte ich nur noch ein Oberteil.
Henrys Klamotten befanden sich in ein paar Pappkartons im Wohnzimmer. Ich entdeckte ein Hawaiihemd aus glänzendem Stoff, das mit rosa Flamingos, blauem Wasser und grünen Palmen bedruckt war. Es war ziemlich groß, sah aber gar nicht mal so schlecht aus und verdeckte sogar die Blutspritzer auf der Vorderseite des Rocks.
Dann sah ich in den Badezimmerspiegel. Meine Perücke war noch etwas feucht, aber ansonsten in Ordnung. Leider hatte ich das Pflaster verloren, doch darum konnte ich mich im Auto kümmern. Meinen fehlenden Busen korrigierte ich mit einem Paar Socken.
Jetzt war ich wieder ganz ansehnlich.
Als hätte ich gerade einen langen Tag am Strand verbracht.
Ich nahm den Pullover, mit dem ich mich abgetrocknet hatte, um Ranchs .357er aufzuheben und das Blut darauf abzuwischen. Dann steckte ich die Waffe in die Handtasche. Dusty hatte immer eine zweischüssige .45er in einem Halfter stecken, den er sich um die Wade geschnallt hatte. Die steckte ich ebenfalls in die Handtasche, genauso wie das Schälmesser. Man weiß ja nie.
Dann durchsuchte ich Ranchs und Dustys Taschen. Ich fand ihre Geldbeutel, aber nicht die Autoschlüssel – wahrscheinlich hatte Ranch sie im Wagen stecken
lassen. Zu guter Letzt wischte ich mir die Hände am Pullover ab.
Je länger die Cops brauchten, um sie zu identifizieren, desto besser.
Leider konnte ich den Schuppen nicht anzünden. Feuer ist ein exzellentes Mittel, um Beweise zu vernichten. Ein Hausbrand würde jedoch sofort Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und das wollte ich unter allen Umständen vermeiden. Ich brauchte unbedingt ein paar Stunden Vorsprung.
In der Küche wusch ich mir die Hände und zog mich wieder bis auf das Höschen aus. Zu blöd, dass ich nicht vor dem Duschen daran gedacht hatte. Ich hängte Hemd und Rock über den Küchenstuhl, damit sie nichts abbekamen, und suchte nach einem großen, schweren Küchenmesser (diesmal eines von denen, die die Psychos so gerne benutzen). Auf dem Herd stand eine Pfanne, in der sich jemand in den letzten Tagen Speck gebraten hatte. Das Fett in der Pfanne war hart und grau geworden.
Ich trug Pfanne und Messer ins Wohnzimmer.
Das Parkett gab ein exzellentes Schneidbrett ab. Ich packte eine von Ranchs Händen, hackte ihm das Ende seines Daumens ab und warf es in die Pfanne, aus der ich vorher mit dem Pullover das gröbste Fett entfernt hatte.
Es gibt einen feinen Unterschied zwischen sich Zeit nehmen und seine Zeit verschwenden . Es reichte völlig, dass ich Ranch und Dusty die Fingerkuppen und die Daumen entfernte. Henry wollte ich eigentlich verschonen, obwohl mir die Arbeit leicht von der Hand ging.
Na ja, zumindest seine Daumen mussten dran glauben. Dann hörte ich aber auf.
Da die Polizei auch Handflächenabdrücke nimmt, schälte ich ihnen die Haut von den Innenseiten ihrer Hände. Henry ließ ich diesmal in Ruhe.
Um auch wirklich sicherzugehen, dass sie niemand erkannte, zog ich Ranch und Dusty auch noch die Gesichtshaut ab.
Dann warf ich alles in die Pfanne, die ich in die Küche trug und wieder auf den Herd stellte. Ich schaltete die Platte ein und wusch mir erneut die Hände. Da in der ganzen Küche kein sauberes Stück Stoff aufzutreiben war und ich nicht schon wieder durchs ganze Haus laufen wollte, schüttelte ich mir die Hände einfach aus, bevor ich mich wieder anzog.
Zu diesem Zeitpunkt brutzelte und zischte es bereits in der Pfanne. Die Hautfetzen waren braun geworden und auf die Hälfte ihrer Größe geschrumpft. Ich wendete sie mit einer Gabel. Die Fingerkuppen und Daumen sahen aus wie kleine Würstchen – bis auf die Nägel, die sich komischerweise aufgerollt hatten. Ein paar waren sogar abgefallen.
Soll ich Jody davon erzählen? Vielleicht freut es sie ja, dass Dustys Abzugsfinger ebenfalls in der Pfanne liegt – genau wie Ranchs Finger, die den Speer gehalten hatten, auf dem ihre Freundin aufgespießt worden war. Ihr wisst schon, Andys Schwester.
Ich beließ die Pfanne auf der Platte, bis alles schwarz und knusprig war. Dann schüttete ich das überschüssige Fett über die schmutzigen Teller im Spülbecken und suchte nach einer Tüte. Henrys Mutter hatte eine ganze Sammlung von braunen Papiertüten in einem Schrank. Ich nahm eine heraus und schüttete das Zeug hinein.
Ein bisschen nervös war ich ja schon, am helllichten Tag aus einem Haus zu spazieren, in dem drei Leichen lagen.
Doch niemand
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