Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
die Matratze und hob den Hintern, um das Nachthemd glattzuziehen.
Zumindest fühlte sie sich jetzt nicht mehr so verwundbar und entblößt.
Eigentlich geht es hier nicht um Andy, dachte sie.
Es geht um ihn.
Er war hier.
Hier in meinem Zimmer. Er hat herumgeschnüffelt und meine Schränke durchwühlt. Meine persönlichen Dinge. Er hat sie angefasst.
Er hat sogar in meinem Bettchen geschlafen. Wie in einer modernen, durch und durch unangenehmen Version des alten Märchens.
Er hat sogar meine Sachen getragen!
Und wer weiß, was er hier noch alles getrieben hat.
Sie vermutete, dass ihr Vater ihnen nicht alles erzählt hatte. Bei Weitem nicht. Sie hätte sich gerne selbst die Bänder angehört.
»Sei froh, dass du das nicht musstest«, hatte Dad gesagt. »Ich will nicht, dass du sie jemals hörst. Das gilt auch für dich, Andy.«
»Und ich?«, hatte Sharon gefragt.
»An deiner Stelle würde ich das lassen. Ich hatte ja leider keine andere Wahl. Weiß Gott, es gibt ja viele kranke, abgrundtief böse Menschen da draußen, aber diese Kerle … das waren Ungeheuer. Vor allem dieser Simon … Gott sei Dank ist er tot. Gott sei Dank sind sie alle tot.«
Jody wollte die Bänder trotzdem gerne hören. Dad hatte den ganzen Nachmittag auf dem Revier verbracht und sie sich von Nick Ryan vorspielen lassen. Sie vermutete, dass dieser Irre bestimmt fünf bis sechs Stunden an Aufzeichnungen hinterlassen hatte.
Dad hatte ihnen nur eine Kurzfassung gegeben, als er nach Hause gekommen war.
Er hatte die ganze Geschichte in weniger als einer Stunde erzählt, damit Sharon noch alles mitbekommen konnte, bevor sie zur Arbeit ging.
Jody schloss die Augen und sah vor ihrem geistigen Auge, wie er am Küchentisch gesessen hatte. Er hatte den Stuhl umgedreht und die Arme auf die Rückenlehne gelegt. Dann hatte er alles mit einer so sanften, ruhigen Stimme erzählt, als würde es ihn furchtbar langweilen. Gegen Ende jedoch hatte sein Mundwinkel heftig gezuckt.
Das Zucken hatte angefangen, als er erzählt hatte, wie Simon der Frau den Kiefer brach. »Das hat er getan, damit Karen nicht verraten konnte, dass sie nicht (Zucken) Jody war. Danach steckte er sie wieder in den Kofferraum und fuhr zu Tom. Dort hat er die Aufzeichnungen auch beendet. Den Rekorder und die Kassetten haben wir im Handschuhfach des Cadillacs gefunden. Danach holte er höchstwahrscheinlich (Zucken) Karen aus dem Kofferraum und ging in die Garage.
Er tat so, als ginge er auf ihre Forderungen ein. In Wahrheit war er jedoch bis an die Zähne bewaffnet. Zu seinem Arsenal gehörten das Polizeimodell eines Colt .45, eine zweischüssige .45er-Derringer und eine Smith & Wesson .357er Magnum. Er erwähnt alle diese Waffen auf den Bändern, und wir haben sie tatsächlich in der Asche gefunden.
Wir glauben, dass er Karen vor sich herschob. Er sagte, er wollte sie als (Zucken) Schutzschild benutzen. Aber irgendwas ist schiefgelaufen. Irgendwie ist sie ihm entkommen. Vielleicht brauchte er beide Hände, um das Feuer zu eröffnen. Oder sie hat ihn überrascht und sich befreit. Möglicherweise wurde er auch im Feuergefecht
verwundet. Wenn sie aus dem Gröbsten raus ist, wird sie uns sicher Genaueres sagen können.
Als es losging, schoss ihr jemand, wahrscheinlich Simon, mit einer .45er in den Rücken (Zucken). Sie landete in sicherer Entfernung von der Garage im Gras. Deshalb ist sie auch nicht wie der Rest der Bande verbrannt (Zucken).
Die Kerle haben die Garage mit Benzinlampen und Kerzen beleuchtet. Vielleicht fanden sie das stimmungsvoll, was weiß ich. Genau deshalb ist auch alles in Flammen aufgegangen. Wir vermuten, dass ein Querschläger eine der Lampen umgestoßen hat.
Als die Feuerwehr anrückte, brannte die Garage bereits lichterloh. Die Feuerwehrmänner konnten sie erst betreten, als der Brand gelöscht war. Zu diesem Zeitpunkt waren schon alle tot. Eine weibliche Leiche hing, mit Ketten und Handschellen gefesselt (Zucken), an einem Balken. Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um Lisa. Ob sie noch lebte, als Simon eintraf …« Er zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls konnten wir sie nicht mehr retten. Gott allein weiß, was da drin alles passiert ist. Aber eins ist klar: Simon gelang es nicht, alle rechtzeitig zu erschießen. Es kam zu einem Handgemenge. Er wurde von einem Säbel schwer verletzt. Als man ihn fand, lag er unter zwei verkohlten Leichen. Zwei weitere Körper wurden daneben entdeckt. Wahrscheinlich hat Simon die beiden erschossen, bevor
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