Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
ihn die anderen überwältigten. Wenn Karen dabei war, kann sie uns bestimmt sagen, was (Zucken) genau passiert ist. Außerdem müssen wir die Ergebnisse der Autopsie abwarten.«
Nachdem er fertig war, hatte Sharon ihren Stuhl zurückgeschoben und war aufgestanden. »Ich muss los. Vielleicht kannst du mir später erzählen, was …«
»Kommst du nach Feierabend wieder hierher?«, hatte er gefragt.
Einen Augenblick sahen sie sich in die Augen.
»Wenn du willst.«
»Klar. Aber sicher.«
Sie holte tief Luft und hob die Augenbrauen. »Sergeant, du weißt doch genau, wann meine Schicht zu Ende ist.«
»Dann gebe ich dir besser einen Zweitschlüssel mit.«
Als sie gegangen waren, wartete Jody darauf, dass Andy sie komisch ansehen oder ein paar müde Scherze über ihren Vater und Sharon machen würde. Doch er saß schweigend da und starrte mit finsterer Miene auf die Tischplatte.
Dad kam wieder ins Zimmer zurück und setzte sich. »Jetzt sollten wir uns langsam mal ums Abendessen kümmern. Magst du Pizza, Andy?«
»Hä?«
»Pizza.«
»Jetzt mal langsam«, unterbrach Jody ihn. »Du musst uns alles erzählen, was auf diesen Bändern ist. Ich glaube, dass du uns einiges verschwiegen hast. Schließlich hast du den ganzen Nachmittag damit verbracht, sie anzuhören. «
»Ich glaube, ich habe alles gesagt, was ihr wissen müsst.«
»Aber ich will alles wissen.«
»Nein, das willst du nicht. Jetzt vergessen wir das Ganze und …«
»Aber er war hier im Haus . Er war in meinem Zimmer . Er hat meine Sachen durchwühlt.«
»Ich weiß. Das ist dir sicher unheimlich.«
»Er war verrückt und pervers .«
»Ich weiß, Schatz, ich weiß. Wenn du nicht in deinem Bett schlafen willst, dann leg dich doch aufs Sofa.«
»Das Sofa ist unbequem.«
»Ich weiß, aber …«
»Ich will in meinem eigenen Bett schlafen. Er hat es mir weggenommen. Mir mein Zimmer so zu ruinieren ist einfach nicht fair.« Schon während sie das sagte, kam sie sich ziemlich egoistisch und kleinlich vor. Simon und seine schrecklichen Freunde hatten Andys Familie und wer weiß wie viele andere Leute abgeschlachtet, und sie beschwerte sich darüber, dass er in ihrem Bett gelegen hatte.
»Na gut«, sagte sie schließlich. »Ich muss mich wahrscheinlich einfach nur an die Vorstellung gewöhnen, dass …«
»Wir könnten dein Zimmer so richtig sauber machen und …«
»Das haben wir schon erledigt, während du dir die Bänder angehört hast«, erklärte sie. »Wir haben das ganze Haus blitzblank geputzt. Ist dir das nicht aufgefallen?«
»Eigentlich nicht.«
Seit langer Zeit lächelte Jody wieder einmal. »Das wird Sharon aber gar nicht gerne hören. Sie hat sich echt ins Zeug gelegt.«
»Ich auch«, warf Andy ein.
»Diese Spurensicherungstypen haben noch mehr Unordnung gemacht als der … Kerl selbst.«
»Simon.«
»Ja, genau.« Er hätte sie nicht an seinen Namen zu erinnern brauchen. Wahrscheinlich würde sie ihn für den Rest ihres Lebens nicht vergessen. Nur aussprechen
wollte sie ihn nicht. »Sie haben überall dieses Fingerabdruckpulver verstreut.«
Andy blinzelte, als wäre er soeben aufgewacht. »Kann ich Sie mal was fragen? Wieso haben Sie nach seinen Fingerabdrücken gesucht, obwohl er doch schon tot ist?«
»Na ja, weil eben … alles untersucht werden muss. Auch Simons Einbruch in dieses Haus. Wir wollen alles über ihn und seine Freunde rausfinden. Wer dabei war, wer was wann getan hat und so weiter.«
»Aber er hat doch die Namen der anderen genannt«, sagte Jody.
»Stimmt. Aber vielleicht hat er jemanden weggelassen. Oder er hat Unschuldige mit reingezogen.«
»Um ihnen was anzuhängen?«, fragte Andy.
»Aus welchem Grund auch immer. Wer weiß? Die Hälfte der Aufzeichnung könnte aus faustdicken Lügen bestehen.«
»Nur die Hälfte?«
»Also, es besteht kein Zweifel, dass er über vieles wahrheitsgemäß berichtet hat. Seine Behauptungen stimmen mit dem überein, was … Freitagnacht in Andys Haus passiert ist. Auch die Sache mit Hillary Weston und ihrem Mann ist nicht erfunden, genauso wenig wie der überfahrene Penner oder die beiden Männer, die er in Hollywood erschossen hat, damit er ihren Hund stehlen konnte. Und sein Besuch hier und was er mit Karens Eltern gemacht hat.« Er zuckte erneut mit den Schultern. »Dieser dreifache Mord in Indio wurde noch nicht bestätigt, aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit. Vielleicht hat dieser Henry ja allein gelebt und sich die Geschichte mit seiner Mutter nur ausgedacht.
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