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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verschwinden und zusehen, dass ich das Mädchen vor den anderen fand. Doch das Wichtigste war, dass mich die Cops nicht erwischten.
    Sonst war ich ein toter Mann.
    Sie würden mich zwar nicht kaltblütig erschießen – im Gegensatz zu den Gerüchten, die kursieren, zieht die Polizei von Los Angeles nicht einfach mordend und prügelnd durch die Straßen. Wenn man sich nicht wehrt, nehmen sie einen einfach fest, und zwar ohne einem auch nur ein Haar zu krümmen.
    Ich musste sie schon zwingen, auf mich zu schießen. Indem ich nämlich zuerst schoss.
    Die wichtigste Regel unserer kleinen Gruppe lautete: Lass dich niemals lebend erwischen. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Jeder, der sich gefangen nehmen lässt, kann die anderen verpfeifen.

    Und das will ja keiner.
    Also darf ihnen niemand lebendig in die Hände fallen. Wenn wir der Polizei nicht mehr entwischen können, sind wir verpflichtet, entweder bis zum Tod zu kämpfen oder Selbstmord zu begehen.
    Die Strafe dafür, sich gefangen nehmen zu lassen, ist unvorstellbar.
    Es ist die Todesstrafe. Nicht nur für dich, sondern auch für deine ganze Familie. Für deine Eltern, deine Frau, deine Kinder. Oder deine Freundin, wenn du nicht verheiratet bist.
    In meinem Fall würden sie meine Verlobte Lisa umbringen. Außerdem meine Schwestern Sandy und Dora, vielleicht auch ihre Ehemänner Steve und Gary. Ganz sicher würden auch meine Nichte Sue und meine beiden Neffen Randy und Dan dran glauben müssen.
    Klingt ziemlich grausam, stimmt’s?
    Das soll es auch. Damit wir ganz sicher freiwillig in den Tod gehen, wenn es hart auf hart kommt.
    Die gute Nachricht ist, dass so etwas noch nie vorgekommen ist.
    Die Drohung allein reichte aus.
    Niemand bezweifelt, dass sie es wirklich tun werden. Und zwar mit Vergnügen. Schließlich weiß jeder ganz genau, wozu sie imstande sind (man hat ja selbst oft genug mitgemacht). Die Vorstellung, dass ihr neues Spielzeug deine Mutter, deine Freundin oder dein Kind sein könnte, ist wirklich schlimm. Man würde lieber sterben, als jemanden, den man liebt, in ihre Hände fallen zu lassen.
    Bill Peterson war der Einzige von uns, der jemals diese Entscheidung treffen musste.

    Das war vor ein paar Jahren, drüben in New Mexico. Wir anderen sind gerade so davongekommen, aber Bill haben sie in einer Seitenstraße in die Enge getrieben. Er hatte seine Waffe verloren, also konnten sie ihm einfach Handschellen anlegen und ihm seine Rechte vorlesen. Ich hatte mich auf der anderen Straßenseite versteckt und beobachtet, wie sie ihn ins Auto gesteckt haben. Da wurde mir ganz anders. Andererseits hegte ich die leise Hoffnung, dass er es nicht über sich bringen würde, Selbstmord zu begehen. Dann hätten wir uns nämlich über seine Schwester Donna hermachen können. Und darauf war ich schon ziemlich lange scharf.
    Doch Bill traf die richtige Entscheidung. Als sie ihm auf der Wache die Handschellen abnahmen, um seine Fingerabdrücke zu nehmen, ergriff er die Gelegenheit beim Schopf. Er nahm einem der Cops die Waffe ab und blies sich damit den Schädel weg.
    Nach seinem Tod verbrachte ich viel Zeit mit Donna. Um sie zu trösten, ihr wisst schon. Wir gingen miteinander aus, und irgendwann durfte ich sie auch vögeln. Das war aber nichts Besonderes. Kein Wunder. Wenn man nicht das volle Programm durchziehen kann, ist es ziemlich langweilig.
    Wie dem auch sei – Bill war bisher der Einzige, der auf die harte Tour abtreten musste.
    Und ich hatte nicht die geringste Absicht, Nummer zwei zu werden.
    Was bedeutete, dass mich die Bullen nicht erwischen durften.
    Ohne Hillarys Chrysler sah meine Zukunft jedoch nicht besonders rosig aus.

    Ich saß auf dem Sofa und überlegte, welche Möglichkeiten mir blieben, zum Beispiel: Weglaufen, ein Taxi rufen oder das Auto eines Nachbarn stehlen.
    Doch jede dieser Optionen barg enorme Risiken.
    Wenn ich längere Zeit in der Öffentlichkeit herumspazierte, würden mich die Leute bemerken, vielleicht sogar ansprechen. Aus der Nähe konnte man ja leicht erkennen, dass ich keine Frau war. Weglaufen fiel also aus; dabei konnte einfach zu viel schiefgehen.
    Wenn ich ein Taxi nahm, würden die Cops früher oder später den Fahrer verhören. Klar, ich könnte ihn umbringen, sobald ich mein Ziel erreicht hatte. Aber am helllichten Tag, vor aller Augen? Das ist selbst in L. A. unmöglich.
    Wenn ich versuchte, ein Auto zu klauen, würde jemand die Polizei rufen. Außerdem ist Autodiebstahl nicht mein Stil. Nein, ich würde

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