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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Schatz.«
    Sie trug ihr Gepäck in die Garage. Ihr Vater stand vor dem geöffneten Kofferraum. Er trug jetzt eine Jeans und ein leuchtend grünes Hemd offen über seinem Yosemite-Sam-T-Shirt.
    »Hast du alles?«, fragte er.
    »Hoffentlich.« Sie reichte ihm die Tasche.
    Er stellte sie neben seinen Koffer in den Wagen.
    »Musst du vorher noch mal aufs Klo oder so?«, fragte er.
    »Nein, ich bin fertig. Soll ich auf den Rücksitz?«, fragte sie.
    Sein schiefes Grinsen wurde noch breiter. »Nein, viel besser. Du musst auf den Boden. Zumindest, bis wir aus der Stadt sind.«
    »Na toll. Soll das heißen, dass sie wieder auf uns schießen werden?«

    »Das bezweifle ich, aber …«
    Es klingelte. »Das ist Sharon, nehme ich an. Steig schon mal ein.«
    Jody kletterte in den Wagen und setzte sich auf die Rückbank. Sie hatte keine Lust, sich länger als notwendig auf den Boden des Autos zu zwängen. Auf dem Sitz neben ihr lag eine alte Decke, die normalerweise im Kofferraum verstaut war. Ihr Vater hatte sie sorgfältig zusammengelegt, und als sie eine Ecke anhob, entdeckte sie darunter den Griff von Dads Mossberg-Schrotflinte Kaliber 12.
    »Ein bisschen Feuerkraft kann nie schaden«, flüsterte sie.
    Letzten Sommer hatte sie mit der Schrotflinte geschossen. Ein paar Wochen nachdem Dad sie gekauft hatte, waren sie mit allen Waffen, die sie besaßen, in die Wüste gefahren. Dad hatte ein paar dicke Holzbretter und über ein Dutzend Coladosen mit der Mossberg glatt in Stücke geschossen. Jody hatte es auch einmal versucht. Der Rückstoß war so heftig gewesen, dass sie die Waffe beinahe fallen gelassen hätte. Ein Versuch hatte ihr völlig gereicht.
    Ihrem Ziel war der Schuss ebenfalls schlecht bekommen. Der Holzklotz war in tausend Stücke zersprungen.
    Wenn Dad glaubt, dass wir die brauchen …
    Jetzt fiel ihr plötzlich ein, was sie vergessen hatte: die kleine, achtschüssige .22er-Smith & Wesson-Halbautomatik, die ihr Dad zu Weihnachten geschenkt hatte.
    Wie dumm von mir, dachte sie.
    Gerade als sie wieder aussteigen wollte, betraten Sharon und ihr Vater die Garage. Sharon hatte sich nicht umgezogen und trug immer noch die Cowboystiefel
und das karierte Hemd, dazu eine ausgewaschene Jeansjacke, die ihr bis zur Hüfte reichte. Die Jacke war nicht weit genug, um den Schulterhalfter darunter zu verbergen. Jody bezweifelte, dass Sharon sie zuknöpfen konnte – zumindest nicht über ihren Brüsten.
    Sie trug ein schwarz-goldenes Käppi mit dem Emblem der NRA. Auf dem Schirm waren goldene Tressen befestigt, sodass sie wie ein waschechter Konteradmiral aussah.
    In der einen Hand trug sie eine Reisetasche, die Jodys ähnelte, nur dass sie blau und nicht rot war. In der anderen hatte sie einen Gewehrkoffer aus geprägtem Leder.
    Dad folgte ihr mit leeren Händen.
    Sie war sich sicher, dass er ihr angeboten hatte, ihre Sachen zu tragen. Trotz der Emanzipation war er noch immer ein Gentleman der alten Schule. Sharon musste ihm also energisch widersprochen haben.
    »Sie kommen genau im rechten Moment«, sagte Jody.
    »Ich habe mich auch beeilt«, sagte sie. »Kann ich mein Gewehr auf den Rücksitz legen?«
    »Im Kofferraum wird es uns nicht viel nutzen«, sagte Jodys Vater.
    Jody stieg aus, um Sharon Platz zu machen. »Dad, soll ich meine .22er mitnehmen? Für den Fall, dass wir getrennt werden oder so?«
    »Auf jeden Fall. Lauf los und hol sie, und vergiss das Reservemagazin nicht.«
    Jody rannte in ihr Zimmer. Sie öffnete die Schublade ihres Nachtkästchens und holte die Pistole heraus, die sie stets geladen und gesichert dort liegen hatte. Sie überprüfte noch einmal den Sicherungshebel, dann steckte
sie die Waffe in ihre Jackentasche. Zusammen mit dem Reservemagazin hatte sie sechzehn Patronen dabei.
    Sicher ist sicher, dachte sie, und stopfte noch einen Karton mit Munition in ihre Jackentasche.
    Beim Gehen schlugen Waffe und Kugeln gegen ihre Hüfte. Ihr Gewicht zerrte an ihren Schultern.
    »Dann kann’s ja losgehen«, sagte ihr Dad, sobald sie die Garage betrat. »Hast du das Licht ausgemacht?«
    »Klar.«
    Er schloss die Haustür hinter ihr und sperrte sie ab. Sobald sie eingestiegen war, schaltete er das Licht in der Garage aus. Im trüben Schein der Innenbeleuchtung des Autos sah Jody auf der einen Seite die Decke, unter der die Schrotflinte verborgen war, und auf der anderen Seite, hinter dem Fahrersitz, Sharons Gewehrkoffer. Sie lächelte Sharon zu, schloss die Tür und quetschte sich auf den Boden des

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