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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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verlassen oder ins Gras gebissen hat. Auf jeden Fall ist sie auf keinem der neueren Bilder zu sehen,
und im Schlafzimmer hängen auch keine Klamotten von ihr. Wie es aussieht, ist Jodys Vater wohl alleinerziehend.
    Und jetzt kommt das Beste: Ihr Vater ist ein Cop! Auf einem Foto ist er in Uniform zu sehen. Sie sitzt auf seinem Schoß und trägt seine Schirmmütze, die ihr mehrere Nummern zu groß ist.
    Ein Polizist!
    Das Leben steckt manchmal voller Überraschungen.
    Von allen süßen sechzehnjährigen Mädels auf der Welt musste ich mir ausgerechnet die Tochter eines Polizisten anlachen.
    Eines Polizisten, der zu allem Überfluss aussah wie ein grimmiger Hundesohn.
    Wie konnte Jody nur so hübsch geraten, wenn ein Gorilla wie er die Hälfte ihrer Chromosomen beigesteuert hatte? Unglaublich.
    Aber sie ist ganz sicher seine Tochter.
    Dafür spricht auch, dass sie mir gestern Nacht einen Baseballschläger übergezogen hat; diesen Teil ihres Charakters könnte sie von ihm geerbt haben.
    Mit den Bildern gab ich mich natürlich nicht zufrieden. Ich durchwühlte ihre Schränke und Schubladen. Im Schrank entdeckte ich ein paar leere Kleiderbügel, und auch in der Kommode, in der sie ihre Unterwäsche aufbewahrte, herrschte gähnende Leere.
    Was sollte das? Hatte sie nichts zum Anziehen?
    Unwahrscheinlich.
    Ich ging in die Garage und warf einen Blick in die Waschmaschine und den Trockner. Bis auf eine Jeans war nichts zu finden.
    Ich zählte eins und eins zusammen.

    Erstens: Jody und ihr Alter sind weg. Zweitens: Das Auto auch. Drittens: Ihre Klamotten sind ebenfalls verschwunden.
    Dafür gab es nur eine Erklärung: Sie waren ausgeflogen.
    Wahrscheinlich wollten sie untertauchen, bis Gras über die Sache gewachsen war.
    War ja auch naheliegend. Schließlich war ihnen eine Bande irrer Mörder auf den Fersen.
    Genau wie mir, wenn ich ihnen Jody nicht bis zehn Uhr auslieferte.
    So etwas nennt man wohl Galgenfrist.
    Es ist jetzt drei Uhr morgens. Der Kassettenrekorder in der Handtasche blieb bei meinem Sturz zum Glück unversehrt. Trotzdem klang die Aufzeichnung irgendwie komisch. Ich habe vorsichtshalber mal die Batterien durch neue ersetzt, die ich in einer Küchenschublade gefunden habe.
    Im Moment sitze ich auf dem Sofa im Wohnzimmer. Ich bin todmüde und habe keine Ahnung, ob und wann sie wieder aufkreuzen werden. Am Ende des Flurs ist ein Gästezimmer, aber dort zu schlafen wäre ja ziemlich langweilig, oder?
    Wie wär’s mit Jodys Bett?
    Gute Idee.
    Es ist bestimmt sehr angenehm, in ihrem Bett zu schlafen.
    Wünscht mir süße Träume.

29
    Ich bin’s wieder.
    Mich in Jodys Bett zu legen war keine so gute Idee. Ich musste ständig an sie denken, wie sie aussah und wie sie sich anfühlte. Ich stellte mir vor, wie sie jeden Abend in dieses Bett stieg – vielleicht sogar nackt – und dass sich meine Haut an dieselben Laken schmiegte, auf denen ihr Körper gelegen hatte. Ich bekam einen solchen Ständer, dass ich fast wahnsinnig wurde.
    Dann überlegte ich, was ich alles mit ihr anstellen würde. Ich dachte mir verschiedene Möglichkeiten aus, sie zu fesseln und ihr wehzutun.
    Das waren wenigstens noch angenehme Gedanken.
    Ich machte mir nämlich auch Sorgen, dass ich sie niemals finden würde. Was würden die Jungs dann mit Lisa, meinen Schwestern oder gar mit mir anstellen?
    Entweder war ich erregt oder hatte Angst. Außerdem tat mir die Wunde im Gesicht weh, und ich hatte Kopfschmerzen.
    Es wurde eine lange Nacht.
    Kaum war ich eingeschlafen, hatte ich einen grässlichen Albtraum.
    Ich jagte einen Hund. So einen kleinen gemeinen Flohsack wie Henry. Ich wollte unbedingt das haben, was er in seiner Schnauze trug. Es war nämlich mein großer,
steifer Schwanz. Während ich dem Hund hinterherrannte, blutete ich aus dem Schritt.
    Sobald Henry etwas Vorsprung hatte, fing er an, darauf herumzukauen. »Lass das!«, schrie ich. »Du machst ihn noch kaputt!«
    Dann verlor ich ihn aus den Augen. Als ich ihn wieder eingeholt hatte, war seine Schnauze leer. Dafür klebte Erde an seinen Lefzen und den Pfoten. »Du hast ihn vergraben!«, schrie ich. Er wedelte mit seinem eigenen Schwanz. Ich flehte ihn an, mir zu verraten, wo er ihn vergraben hatte, doch er grinste nur, drehte sich um und hüpfte davon.
    Er führte mich direkt auf einen Friedhof. Dort verschwand er, und ich stand mutterseelenallein da und hatte keine Ahnung, wo er meinen Schwanz verbuddelt hatte. Also machte ich mich auf die Suche. Es war richtig unheimlich,

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