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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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nur lauwarm war und bitter schmeckte. „Ich habe ihr ein Foto gezeigt, und sie hat ganz klar gesagt, dies sei nicht der Mann, der sie mitgenommen hat.“
    „Sie könnte sich natürlich irren.“ Hinnrichs’ Sessel quietschte, als er seinen sehnigen Körper in das Polster zurückfallen ließ. „ Trotzdem sollten Sie das Bild einem Experten zeigen.“
    „Ich möchte …“ Winnie Heller errötete. „ Um ehrlich zu sein, würde ich auch Lilli Dahls Aufzeichnungen gerne von einem Fachmann analysieren lassen.“
    Hinnrichs’ Blick wandte sich ihr zu. Er schien überrascht über ihr Ansinnen. „Sie meinen einen Graphologen?“
    „Graphologe oder Psychologe“, nickte sie. Und als sie sah, dass er mehr hören wollte, fügte sie eilig hinzu: „Etwas an diesen Aufzeichnungen scheint mir nicht so richtig stimmig zu sein. Das Schriftbild verändert sich zum Teil sehr stark und …“
    „Sie wollen also einen Graphologen hinzuziehen, um die Briefe einer Frau analysieren zu lassen, die in den letzten dreißig Jahre wie eine Einsiedlerin gelebt und dabei verständlicherweise ein paar … Nennen wir es mal: Schrullen entwickelt hat?“ Hinnrichs blickte sie an, als habe sie den Verstand verloren. „Nur, weil Ihnen das Schriftbild dieser Dame ein wenig kraus vorkommt?“
    „Wir haben Hinweise, dass Lilli Dahl in ihrer Kindheit misshandelt und vielleicht sogar sexuell missbraucht wurde.“ Ihr Blick suchte Verhoeven. Wahrscheinlich erwartete sie, dass er sie unterstützte. Als er nicht sofort reagierte, wandte sie wütend den Kopf. „Jedenfalls dachte ich, es wäre möglicherweise hilfreich, wenn wir …“
    „Sie sollen einen Mord fall samt einer Kindesentführung aufklären, der sich vor drei Tagen ereignet hat.“
    „Ja, aber …“
    „Was, zum Teufel, sollte die Frage, wer das Mordopfer in dessen Kindheit geschlagen hat, mit den aktuellen“, er betonte das Wort, als spräche er zu einem Kleinkind, „Vorkommnissen zu tun haben?“
    Die Frage war rein rhetorisch. Trotzdem schien Winnie Heller einen Augenblick lang versucht, sie zu beantworten.
    Vielleicht lag der Schlüssel zu all diesen so genannten aktuellen Vorkommnissen tatsächlich in Lilli Dahls Kindheit , überlegte Verhoeven. Vielleicht hatte Lilli Dahl irgendwann vor langer Zeit etwas gesehen, das sie nicht hätte sehen sollen und das trotz aller Verdrängung stets in ihrem Leben präsent geblieben war. Vielleicht hatte die Vergangenheit sie eingeholt, erst vor drei Tagen ... 
    Auf der anderen Seite des Tisches straffte Winnie Heller entschlossen die Schultern. „Ich würde die betreffenden Briefe trotzdem gerne von einem Experten begutachten lassen“, beharrte sie.
    Doch Hinnrichs fegte ihr Ansinnen mit einer knappen Handbewegung beiseite. „Viel zu aufwendig“, brummte er. „Und ich wüsste auch gar nicht, wie ich das nach oben rechtfertigen sollte.“
    Winnie Hellers Wangen färbten sich eine Nuance dunkler, als sie Luft holte. Doch sie kam nicht zu einer Entgegnung, denn im selben Moment begann Hinnrichs‘ Handy zu klingeln.
    Der Leiter des KK 11 nahm ab und hörte eine Weile schweigend zu. Seine Miene verfinsterte sich, während er sich mit großen, umständlichen  Bewegungen Notizen machte. „Wann ist das genau gewesen? … Sind Sie sicher?“ Der Zeigefinger seiner linken Hand fuhr in seinen Hemdkragen, der von einer vorausgegangenen Besprechung im Ministerium noch untadelig bis oben hin zugeknöpft war. „Na schön, dann leiten Sie alles Notwendige in die Wege. Meine Beamten übernehmen die Gesamtleitung. Was? … Ja, sicher. Ganz klar.“ Er knallte das Handy auf den Tisch und sah Verhoeven an. „Es wird schon wieder ein Mädchen aus Brixenheim vermisst. Eine Dreijährige. Das Kind verschwand vor einer guten Stunde aus dem katholischen Kindergarten des Ortes. Die Suche ist bereits eingeleitet. Sie bekommen Bredeney und Werneuchen als Verstärkung und darüber hinaus auch Unterstützung von den Kolleginnen und Kollegen der Vermisstenabteilung.“
    Verhoeven senkte schicksalsergeben den Kopf.
    Er wusste nur zu gut, was das bedeutete …

VIER
     
     
     
    1
     
    Sven Brüning betrat den Besprechungsraum der Brixenheimer Dienststelle, der hastig zu einer Art Einsatzzentrale umfunktioniert worden war, mit einem Lächeln, das keinen Zweifel daran ließ, dass er überzeugt war, einen Sieg errungen zu haben. Er hatte zwei seiner Leute im Schlepptau, die er knapp als Johnson und Ueckelen vorstellte. Dieselben, mit denen er in der Gaststätte

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