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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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sehr ernst. „Mit dreizehn ist einem solche Art von Aufmerksamkeit noch ziemlich peinlich. Und deshalb habe ich auch ziemlich empfindlich reagiert, wenn ich das Gefühl hatte, dass mich jemand anstarrt.“
    „Und an dem besagten Morgen hatten Sie das Gefühl, angestarrt zu werden?“, fing Winnie den Ball, den die schöne Rosie ihr zuspielte, bereitwillig auf.
    Sie nickte. „Zuerst dachte ich, es wäre wieder der Sohn von der alten Lene Günther, der war hinter uns jungen Mädchen her wie der Teufel hinter der armen Seele.“
    Winnie notierte sich in Gedanken den Namen, auch wenn sie nicht glaubte, dass er für ihren Fall eine Rolle spielte. Schließlich suchten sie nach jemandem, den Kinder erregten. Richtige Kinder. Kleinere Kinder …
    „Aber dann sah ich, dass es Lilli war, die dort unter den Bäumen stand.“
    Winnie zog überrascht die Stirn hoch. „Hat Lilli Sie auch gesehen?“, fragte sie mit wachsendem Interesse. „Haben Sie einander begrüßt?“
    „Keine Spur“, entgegnete die schöne Rosie. „Als sie mitkriegte, dass ich zu ihr rüber sah, rannte sie weg.“
    Was für ein merkwürdiger Zufall, dachte Winnie. „Hielt Lilli sich öfter in der Nähe Ihres Elternhauses auf? Ich meine, bevor Ihre Schwester verschwand?“
    Rosemarie Wilnowski zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Zumindest habe ich sie nie vorher dabei erwischt.“
    „Sie können sich nicht denken, was sie gewollt haben könnte, an diesem Tag?“
    „Nein. Aber …“ Sie zögerte, als sei sie nicht ganz sicher, ob sie das, was ihr in den Sinn gekommen war, aussprechen sollte. „Na ja, ich dachte damals, dass sie vielleicht mit Edda verabredet ist.“
    Winnies Überraschung hätte größer nicht sein können. „Aber Ihre Schwester war doch ein ganzes Stück jünger als Lilli“, wandte sie ein. Fünf Jahre, ergänzte sie in Gedanken. Und in diesem Alter waren fünf Jahre eine Welt, oder nicht?
    „Lilli trieb sich oft mit Kleineren rum“, entgegnete Rosemarie Wilnowski lapidar.
    „Waren die beiden befreundet?“
    „Das nicht , aber …“
    Wieder dieses seltsame Zögern. Sie sagt nicht alles, was sie weiß, dachte Winnie. Die Frage ist nur: Warum nicht?
    „Es ist bloß …“
    „Ja?“
    „Ach, ich weiß nicht … Ich weiß nur, dass Edda am Tag vorher gesagt hat, sie hätte eine Verabredung.“
    Winnie riss die Augen auf. „Haben Sie das der Polizei erzählt?“ In der Akte zumindest war nichts dergleichen erwähnt, da war sie ganz sicher.
    „Nein, natürlich nicht.“ Die runden Schultern nahmen eine Art Abwehrhaltung ein. „Ich meine, weshalb sollte ich? Es war …“ Sie stockte, während ihr allmählich die Bedeutung dessen, was sie gesagt hatte, aufzugehen schien. „Ich meine, es schien nicht wichtig zu sein. Und es hatte doch auch gar nichts mit dieser … mit der anderen Sache zu tun. Außerdem dachte ich sowieso, dass sie sich nur wichtig machen will.“
    „Wer? Edda?“
    Sie nickte. „Die Mädchen, mit denen sie normalerweise spielte, waren nämlich alle im Urlaub, wissen Sie. Und da spann sie sich eben jede Menge Unsinn zusammen. Irgendwelche geheimen Freundinnen, die nur in ihrer Fantasie existierten. Weiße Frauen im Wald. Eine Schatzsuche und aufregende Expeditionen.“ Rosemarie Wilnowski seufzte. „Ich habe ihr kein Wort geglaubt. Sonst hätte ich doch nie …“ Sie unterbrach sich abermals und sah ihre Besucherin an, als erhoffe sie sich von der fremden Kommissarin eine Art von Absolution für ihr Versäumnis.
    Ich hatte recht, durchfuhr es Winnie. Wir stellen die falschen Fragen. Die Kollegen damals haben die falschen Fragen gestellt. Niemand hat die dreizehnjährige Rosie gefragt, ob ihre Schwester verabredet war. Und mit wem …
    Sie straffte die Schultern. „Ihre Schwester hat also behauptet, verabredet zu sein?“
    „Das tat sie damals andauernd.“
    „Hat sie zufällig erwähnt, mit wem?“
    „Natürlich nicht.“ In Rosemarie Wilnowskis Stimme schwang Empörung. „Für wie dämlich halten Sie mich? Wenn ich was Konkretes gewusst hätte, hätte ich meine Klappe schon aufgemacht, das können Sie glauben.“ Ihre fleischigen Finger kneteten die Kante des Sofas, und wieder breitete sich eine Art Schatten über ihr Gesicht. „Aber da fällt mir noch etwas ein“, sagte sie nach einer Weile schweigenden Nachdenkens. In ihrer Miene mischte sich Schmerz mit Schuld. Eine gefährliche Mischung, wie Winnie aus eigener Erfahrung wusste.
    „Was?“, drängte sie.
    „Edda hat zwar nicht gesagt,

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