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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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siene Stimmungen oft ohne konkreten Anlass umschlugen. Ein Hochbegabter, der sich schnell langweilte.
    „Das Leben ist kein Theater , mein Junge“, murmelte er, während er konzentriert einen Kaffeefleck vom Grau der Tischplatte kratzte. „Und große Szenen sind rar auf der Bühne des alltäglichen Zusammenlebens. Und doch gibt es sie, diese Tragödien, die nicht zu erklären sind und die sich durch nichts ankündigen, auch wenn die Nachbarn hinterher gern behaupten, sie hätten dergleichen schon seit Jahrzehnten kommen sehen.“ Er schob seinen Kaffeebecher von sich weg, ohne auch nur daran genippt zu haben, und streckte die Beine aus. Zwischen Hosensaum und schwarzen Seidensocken blitzte ein Streifen heller Haut. „Ich habe mal einen Mann getroffen, der seine Mutter erwürgte, nachdem er siebenundvierzig Jahre mit ihr unter einem Dach gelebt hatte. Mittagessen pünktlich um zwölf, jeden Februar an die Riviera, im Sommer die Bayreuther Festspiele und sonntags Abends ein gemütlicher Tatort mit frischen, selbstgebackenen Brezeln.“ Er schüttelte sinnend den Kopf. „Es geschieht eben manchmal, verstehst du?“
    „Aus heiterem Himmel?“
    „Warum nicht?“
    „Verdammt noch mal“, entfuhr es Verhoeven. „Das will ich nicht glauben.“
    „Gut möglich, dass du etwas findest, wenn du lange genug suchst“, entgegnete Brüning mit einem gleichgültigen Achselzucken. „Etwas, das die Frau gesagt oder getan hat. Oder etwas, das sie angeblich getan hat. Vielleicht ist es auch einfach eine schwarze Katze gewesen, die deinem Ehemann am Tattag zugeflüstert hat, seine Frau sei vom Teufel besessen.“ Er grinste und beschäftigte sich wieder mit den Kaffeeflecken. „Glaub mir, das ist alles schon vorgekommen.“
    Verhoeven überlegte einen Augenblick. „Mein Hauptverdächtiger war angeblich mal in eine Kindesentführung verwickelt“, sagte er dann, so beiläufig wie irgend möglich. Es ergab keinen Sinn und es spielte auch keine Rolle, aber trotzdem hatte er das Gefühl, es erwähnen zu müssen.
    „Tatsächlich?“ Brüning sah wieder hoch, aber er wirkte nicht besonders interessiert. „Wann soll denn das gewesen sein?“
    „Keine Ahnung.“
    „Wie alt ist er?“
    „Mein Hauptverdächtiger?“
    Brüning runzelte die Stirn. „Wieso nennst du ihn immer deinen Hauptverdächtigen? Ich denke, er hat gestanden.“
    „Er ist sechsundsiebzig“, antwortete Verhoeven, ohne auf die letzte Bemerkung einzugehen.
    Sven Brüning schenkte ihm ein nachsichtiges Lächeln. „Zufall“, sagte er.
     
     
     
     
    7
     
    Wieder zurück am Weiherhaus, fand Verhoeven seine Kollegin lesend auf dem Steg hinter der Hütte.
    Jetzt, am späten Nachmittag, wurde die Schwüle unerträglich. In der Ferne türmten sich dicke graue Quellwolken in den weißen Himmel. Und selbst die Natur schien angesichts der Hitze den Atem anzuhalten.
    „Und?“, fragte er. „Fündig geworden?“
    „Wie man’s nimmt.“
    „Und das heißt …?“
    Winnie Heller wandte den Kopf. „Jemand scheint etwas ins Klo geworfen zu haben.“
    „Fennrich?“
    „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“ Sie machte eine vage Geste, während sich Verhoeven neben ihr auf dem Steg niederließ. „Lübke will sehen, wie viel davon noch zu retten ist. Sie haben die Toilette ausgebaut und mit ins Labor genommen.“
    „Haben Sie zufällig auch einen Hinweis auf die Substanz gefunden, die Fennrich seiner Frau verabreicht hat?“
    Winnie Heller verzog das Gesicht. „Im Schuppen waren Pflanzenschutzmittel und ein paar Putzsachen“, erklärte sie. „Lübkes Leute haben alles eingepackt, aber er dachte eigentlich, dass Sie ihm sagen würden, wonach er suchen soll.“
    „Fehlanzeige“, entgegnete Verhoeven. Unter ihnen schlugen die Wellen gegen die morschen Holzpflöcke. „Unser Mann schweigt wie ein Grab.“
    Sie klatschte nach einer Mücke, die sich an ihren nackten Oberarmen gütlich tun wollte. „Dann werden wir wohl oder übel auf das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung warten müssen.“
    „Sieht so aus.“
    Sie nickte und blickte wieder auf den See hinaus. Die Wolken hatten das Wasser in eine düstere graugrüne Brühe verwandelt. In ihrem Rücken wogte der Mohn im leise aufkommenden Wind, der auch das Schilf ringsum zum Singen brachte.
    „Was haben Sie da?“ , fragte Verhoeven mit Blick auf den Papierstapel in ihrer Hand.
    Sie hielt ihm die Seite hin, die sie gerade gelesen hatte. Lübke hatte jedes einzelne Blatt in eine mit seinem Kürzel versehene

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