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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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stellen.
    Phrasen. Nutzloses Geschwätz.
    Sie entfaltete einen dicken grauen Müllsack und begann, die Abfälle von der Arbeitstheke zu sammeln. Hin und wieder hielt sie inne und sah nach ihrem Aquarium. Die Fische waren das einzige, was sie nicht vernachlässigt hatte, seit Elli gestorben war. Wenn sie diese Kreaturen schon ihrer Freiheit beraubte, um sich an ihrer Schönheit zu erfreuen, hatte sie, verdammt noch mal, auch die Pflicht, sie so gut wie irgend möglich zu halten. Und dazu gehörte das regelmäßige Säubern des Beckens ebenso wie die Pflege der Pflanzen und das Reinigen des Filters.
    Beim Stichwort „Pflanzen“ wiederum fiel ihr der winzige Freisitz ihres Apartments ein, wo sie oft saß, wenn der Himmel über der Stadt längst dunkel geworden war. Und oft war das, was sie dort unten, auf der Straße, zu sehen bekam, spannender als das Fernsehprogramm. Die zahlreichen Kneipen und Bordelle ihrer Straße wurden nach Einbruch der Dunkelheit von allerlei skurrilen Typen bevölkert. Huren und Freier, Angeber und Dealer, Elvis-Presley-Verschnitte und Kollegen, die Streife fuhren oder ein paar Worte mit den Damen vom horizontalen Gewerbe wechselten. Und genau dort, am Geländer, hingen die beiden Blumenkästen, die sie Frühjahr voller Enthusiasmus bepflanzt und anschließend schlicht und ergreifend vergessen hatte.
    Sie stellte den inzwischen übervollen Müllsack ab und begutachtete eine komplett verdorrte Tomatenpflanze, die ihr Vorhandensein einzig und allein dem Artikel einer renommierten Frauenzeitschrift verdankte. „Ein eigener Garten im Großstadtdschungel – Oase der Ruhe und Quelle der Kraft“ oder so ähnlich. Winnie erinnerte sich genau an das Foto eines makellos schönen Models, das in einer luxuriösen Hängematte geruht und sich mit entrückter Miene eine makellos wohlgeratene Erdbeere zwischen die makellos weißen Zähne geschoben hatte. Dergestalt inspiriert war sie sofort losgezogen, hatte Basilikum, Lavendel und die damals noch saftiggrüne Tomatenpflanze gekauft und sich der Vorfreude auf eine fürchterlich gesunde, weil fast ausschließlich aus selbst angebauten und folglich gänzlich unbehandelten Produkten zubereitete Pizza hingegeben. Doch die, so viel immerhin ließ sich inzwischen sagen, war im wahrsten Sinne des Wortes vom Tisch …
    „Tut mir echt leid“, flüsterte sie, indem sie schuldbewusst ein paar erschreckend braune Blätter aus der Rankhilfe zupfte. „Aber ich hatte viel Arbeit in letzter Zeit ...“
    Ausflüchte , bemerkte der imaginäre Dr. Zilcher in ihrem Kopf.
    Winnie seufzte, nahm eine alte Kaffeekanne aus dem Schrank und befüllte sie mit Wasser. Anschließend goss sie so lange, bis ganze Sturzbäche aus den Löchern im Boden der Kästen fünf Stockwerke tief auf den noch immer glutheißen Asphalt fielen. Vielleicht ließ sich ja wenigstens der Lavendel retten …
    Es bereitet Ihnen Schwierigkeiten, zu erkennen, wann ein Kampf verloren ist , belehrte sie Dr. Zilcher, während sie Futter in ihr Aquarium streute und zusah, wie die Flocken schwerelos durch das türkisblaue Wasser schwebten. Aber dadurch konzentrieren Sie Ihre Energien auf Dinge, die Sie nicht weiterbringen …
    Winnie schob energisch die Abdeckung zu. „Halt endlich die Klappe, du verdammter Klugscheißer“, fluchte sie. Dann zog sie sich einen Hocker vor das Becken und beobachtete ihre Mitbewohner beim Fressen.
    Auf der Ablage neben dem Bassin stand noch immer das Töpfchen mit Spezialfutter, das sie für ihren ersten – und gänzlich ungeplanten – Zwergfadenfisch-Nachwuchs im vergangenen Herbst angeschafft hatte. Sie überprüfte das Haltbarkeitsdatum, das eine Kar enz von sechs Monaten aufwies. Aber da die Packung bereits angebrochen war, entschied sie, die Reste wegzuwerfen. Immerhin waren Werther, Wieland, Wolfgang, Wuschel, Winona und Irmgard inzwischen aus dem Gröbsten raus, und wenn sich John Sinclair und Waltraud doch noch einmal für Nachwuchs entscheiden sollten, konnte sie immer noch in die Zoohandlung fahren und neue Babynahrung kaufen.
    „ Na, da haben wir euch doch ganz hübsch groß gekriegt, was Leute?“, flüsterte sie, indem sie die Finger gegen das kühle Glas legte. „Tja, John, deine Jungs wachsen dir schon gehörig über den Kopf, finde ich. Und wenn du nicht aufpasst, werden sie dir …“ Sie hielt mitten im Satz inne und kniff prüfend die Augen zusammen. „Hey, hey, hey, mein Dicker, was ist denn mit dir passiert?“
    Ihr Blick folgte Papageno, ihrem

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