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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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über sie wie über eine lange zurückliegende Peinlichkeit?
    „Ja und?“ Der Herr des Hauses kam geschäftig näher und lehnte seinen mageren Rücken gegen den Küchenschrank. An seinem linken Hosenbein klebte eine Klette, und Verhoeven überlegte, wo er sich herumgetrieben haben mochte. „War sie’s?“
    Einen flüchtigen Moment lang schien Yvonne Paland irritiert zu sein. Dann nickte sie.
    Der Blick ihres Mannes bekam etwas Lüsternes. „Und waren ihr Mund und ihre Kehle tatsächlich von oben bis unten voller Blut, wie die Leute sagen?“
    Yvonne Paland zuckte resigniert mit den Achseln. Sie wirkte urplötzlich entsetzlich müde, und Verhoeven fühlte sich auf das Unangenehmste an sein Gespräch mit Jasper Fennrich erinnert. „Warum gehst du nicht ins Wohnzimmer und siehst ein bisschen fern?“
    „Ich habe Hunger“, quengelte Paland und sah zum Herd.
    „Ich habe Nudelsalat gemacht.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu und breitete dabei in einer unbeholfenen Geste die Arme aus. Als ob sie ein paar entlaufene Hühner in ihren Stall zurückscheuchen wolle. „Du kannst dir die Schüssel schon mitnehmen und ich komme dann gleich dazu, ja?“
    „Aber ich will ein Mittagessen“, insistierte ihr Mann. „Nudelsalat ist kein richtiges Mittagessen. Nudelsalat ist …“
    „Es ist extra viel Mayonnaise dran, ganz so, wie du ihn magst“, nutzte Yvonne Paland die Pause, die ihr Mann zum Nachdenken brauchte, geschickt aus, um ihm die Sache mit dem Nudelsalat vielleicht doch noch schmackhaft zu machen. „Und frisch geschnittene Fleischwurst.“
    „Nudelsalat ist was für abends.“ Paland wieselte zum Herd und hob den Deckel des einzigen Topfes, der dort stand. Vielleicht hoffte er, dass seine Frau sich lediglich einen Scherz mit ihm erlaubt hatte. Als er sah, dass der Topf leer war, drehte er sich um. „Für abends oder zum Grillen. Aber mittags“, er ließ den Topfdeckel dort, wo er gerade stand, auf den Boden fallen, so dass er laut scheppernd um die eigene Achse rotierte, „mittags will ich, verdammt noch mal, was Anständiges.“
    „Herrgott“, stöhnte Yvonne Paland, die sich offenkundig am liebsten die Ohren zugehalten hätte. „Es sind fast vierzig Grad da draußen!“
    Er reckte angriffslustig das Kinn vor. „Na und?“
    „Ich wärme dir ein G ulasch, wenn ich hier fertig bin, einverstanden?“
    Er suchte eine Weile nach einem neuen Einwand. Als er keinen fand, ging er zum Kühlschrank, nahm die Schüssel mit dem Nudelsalat heraus und verschwand ohne ein weiteres Wort nach nebenan.
    „Es ist nicht immer so schlimm“, erklärte Yvonne Paland, als er aus der Tür war. „Meistens kann man sich ganz normal mit ihm unterhalten.“
    „Ist Ihr Mann …“, Verhoeven zögerte, „… berufstätig?“ Noch berufstätig, hätte er beinahe gesagt.
    „Jürgen war Kraftfahrer“, antwortete Lilli Dahls Schwester mit einem geistesabwesenden Kopfschütteln. „Aber die Spedition, bei der er angestellt war, hat pleite gemacht . Und da haben sie ihn in Frührente geschickt.“ Ihre Finger sahen aus, als seien sie verknotet. „Er geht viel spazieren.“
    „Wo?“, fragte Verhoeven.
    „Spielt das irgendeine Rolle?“, fragte Yvonne Paland, und zum ersten Mal entdeckte Verhoeven ein paar feine Risse in der Fassade ihrer Gleichgültigkeit.
    „Ja“, sagte er. „V ielleicht spielt es tatsächlich eine Rolle.“
    „Wieso?“
    Und auch Winnie Heller zog überrascht die Augenbrauen hoch.
    Verhoeven lächelte. „ Immerhin könnte es doch sein, dass er bei seinen Spaziergängen gelegentlich auch in die Nähe des Weiherhauses kommt, nicht wahr?“
    „Nein“, entgegnete Yvonne Paland mit einer eigentümlichen Entschiedenheit. „Das glaube ich kaum.“
    „Aber Sie wissen es nicht mit letzter Sicherheit“, konstatierte Verhoeven.
    Yvonne Paland warf ihm einen feindseligen Blick zu. „Ich weiß, dass ich nach dem Frühstück mindestens vier Stunden Zeit zum Bügeln und Putzen und Einkaufen habe, bevor ich wieder den Aufpasser für ihn spielen muss. Und das ist, ehrlich gesagt, auch alles, was mich interessiert.“
    Er nickte. Irgendwie konnte er sie verstehen.
    „Wie gut kannten Sie eigentlich Ihren Schwager?“, fragte Winnie Heller neben ihm.
    „Nur vom Sehen.“
    „Wussten Sie, dass Herr Fennrich mal verdächtigt wurde, ein Kind entführt zu haben?“
    Verhoeven hätte nicht sagen können, warum, aber Yvonne Palands Kopfschütteln kam ihm durchaus glaubwürdig vor. „Tatsächlich?“
    Seine Kollegin

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