Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)
Lachen, das ihn stutzig machte. Ein Anflug von Bitterkeit, der ihn zutiefst irritierte. „Doch, klar. Ich würde …“, setzte er an.
D och sie schien nicht hören zu wollen, was er zu sagen hatte. „Sie können mich vor der Dienststelle absetzen“, fiel sie ihm ins Wort.
„Aber …“
„Nichts aber.“ Sie wandte den Blick ab und zerrte ihren Autoschlüssel aus der Hosentasche. „Holen Sie Ihren Hund, und genießen Sie Ihre Party. Unsere Tote läuft uns nicht weg. Und mit dieser anderen Sache haben wir ja Gottlob nichts zu tun ...“
6
Der Besucherraum des Untersuchungsgefängnisses war so trostlos wie alle Räume dieser Art, in denen Verhoeven gewesen war. Grelle Deckenbeleuchtung, hellgrün gestrichene Wände, schmucklose Holztische und über allem der Geruch von erkalteter Zigarettenasche und Desinfektionsmitteln. Er hatte von unterwegs aus mit dem Anstaltsleiter telefoniert und seinen Besuch angekündigt, so dass Fennrich bereits auf ihn wartete, als er eintraf.
Er trug die typische Anstaltskleidung, die um seinen ausgemergelten Körper schlackerte, und saß auf einem unbequemen Stuhl mit beigefarbener Plastiksitzschale. Verhoeven fiel auf, dass er sich nicht rasiert hatte. Das Dunkel der Bartstoppeln auf seinen Wangen hatte sich seit gestern noch vertieft. Doch insgesamt wirkte Fennrich ein wenig erholter. Die graublauen Augen musterten ihn aufmerksam, als er auf einem Stuhl gegenüber Platz nahm und sein Diktiergerät auf dem Tisch platzierte.
Dieses Mal, ohne um Erlaubnis zu bitten.
„Ich habe noch ein paar Fragen an Sie.“
„Was denn noch?“
War da etwas Lauerndes in seinem Blick? Ein leiser Argwohn?
Irgendwo in weiter Ferne schlug eine Tür zu.
„Warum haben Sie die Kleidungsstücke, die Ihre Frau zum Zeitpunkt ihres Todes trug, in die Toilette geworfen?“
Fennrich lächelte. „Woher wollen Sie wissen, was meine Frau zum Zeitpunkt ihres Todes anhatte?“
„Unsere Techniker haben auf dem T-Shirt Blutspuren sichergestellt“, antwortete Verhoeven ruhig. „Ebenso auf den Shorts. Der DNA-Abgleich hat zweifelsfrei ergeben, dass es sich um das Blut Ihrer Frau handelt.“
Sein Lächeln bekam einen ironischen Beigeschmack. „Was Sie so alles können …“
Er ist nicht dumm, dachte Verhoeven. Er hat vielleicht gelebt wie ein Hinterwäldler, aber er ist keiner. Ich darf ihn auf keinen Fall unterschätzen. „Warum haben Sie Ihre Frau umgezogen?“
„Habe ich das?“
„Sie sagten gestern, dass Sie sich über Lilli geärgert hätten.“
„Tja, wenn ich das gesagt habe ...“
Verhoeven hatte das unangenehme Gefühl, dass er Spielchen spielte. Trotzdem versuchte er, ruhig zu bleiben. Freundlich. „Lilli hat Sie so sehr geärgert, dass Sie sie umbrachten. Und trotzdem haben Sie ihr die verschmutzten Kleider aus- und frische Kleider angezogen.“ Er fixierte Fennrichs Augen. Ein leeres, müdes Graublau. „Warum?“
„Ich erinnere mich nicht mehr ...“
Das glaube ich dir keine Sekunde, dachte Verhoeven. Laut sagte er: „Wir haben in Ihrer Toilette auch eine Socke gefunden. Eine Kindersocke.“
„Ist kein Verbrechen, so was zu besitzen, oder?“
„Natürlich nicht.“ Verhoeven sah an ihm vorbei zur Wand. Edda Bender hatte Sandaletten getragen am Tag ihres Verschwindens. Genau wie Corinna Schilling. „Aber mich würde interessieren, wie die bewusste Socke in Ihren Besitz gekommen ist, wo Sie doch keine Kinder haben.“
„Keine Ahnung.“
„Nicht?“ Er ließ den Alten keine Sekunde lang aus den Augen. „Und warum wollten Sie diese Socke dann verschwinden lassen? Zusammen mit den Sachen, an denen das Blut Ihrer Frau klebte?“
„Wie kommen Sie darauf, dass ich sie verschwinden lassen wollte?“
Verhoeven beugte sich über den Tisch. „Ihre Frau hat sich also einen mit Rohrreiniger versetzten Kakao genehmigt und sich dann – nachdem sie diesen, zusammen mit einer ganzen Menge Blut, wieder erbrochen hatte – in aller Seelenruhe umgezogen, um sich anschließend im See hinter dem Haus zu ertränken?“
Fennrich erwiderte seinen Blick mit großer Gelassenheit. „Kann ich vielleicht einen Kaffee bekommen?“
„Beantworten Sie zuerst meine Frage“, beharrte Verhoeven, der das dringende Gefühl hatte, dass Fennrich nur Zeit gewinnen wollte.
„Da gibt es nichts zu beantworten . Sie haben eine mögliche Variante geschildert. Mehr sage ich dazu nicht.“
Verhoeven massierte seine Schläfen. „Wie sind Sie in den Besitz einer geringelten
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