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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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nickte. „Edda Bender.“
    Das Gesicht auf der anderen Seite des Tisches blieb so ausdruckslos wie zuvor. „Das war doch das Mädchen, das im Wald verschwand, oder?“
    Klingt fast, als erzähle sie irgendein Märchen, dachte Verhoeven. Das Märchen vom Kind, das im Wald verlorenging. „Wissen Sie Näheres darüber?“
    „Nein , leider gar nichts.“ Ihr Blick war ruhig geworden, fast gelangweilt. Offenbar waren sie bei einem Thema, das sie nichts anging. „Ich glaube, ich war nicht mal hier, als das passierte.“
    Im Nebenzimmer rumpelte etwas. Gleich darauf ertönte ein unterdrücktes Fluchen. „Yvonne!“ Palands Stimme hatte jetzt einen unangenehm weinerlichen Klang.
    „Ja doch, ich komme gleich.“
    „Aber ich…“
    „Gleich, habe ich gesagt.“ Ihre Fingerspitzen zitterten leise, als sie wieder nach dem Whiskeyglas griff, das sie hinter sich auf dem Küchenschrank abgestellt hatte.
    Unwillkürlich wartete V erhoeven darauf, dass sie trank. Aber sie trank nicht. Sie hielt sich nur fest. Durch ihr schütteres Haar schimmerte rosige Kopfhaut hindurch. Es macht keinen Sinn, dieses Gespräch weiter auszudehnen, dachte er. Yvonne Paland würde nicht mehr sagen, als sie bereits gesagt hatte. Vielleicht wusste sie auch nicht mehr als das.
    Er schob sein leeres Wasserglas von sich und stand auf. „Danke, dass Sie uns Ihre Zeit geopfert haben.“
    Sie nickte, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Ihre Miene war ausdruckslos, als hätte man alle Emotionen darin einfach abgeschaltet.
    Unwillkürlich musste Verhoeven an ihre Mutter denken. Brigitte Dahl hat auch so ausgesehen, dachte er. Dieselbe Art von Blick. Dieselbe Art von Leere. „Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns .“
    Winnie Heller verzog das Gesicht, als er aufstand. Wahrscheinlich war sie im Gegensatz zu ihm der Meinung, dass hier sehr wohl noch was zu holen war. Doch darauf konnte und wollte er im Augenblick keine Rücksicht nehmen. Er hatte genug für heute. Genug Leere. Genug alte Erinnerungen. Genug Irrwege. Er machte seiner Kollegin ein Zeichen, ihm zu folgen. Eine Aufforderung, der sie mit spürbarem Widerwillen Folge leistete.
    Als sie aus dem Haus  traten, traf sie fast der Schlag. Die Straßen wirkten um diese Zeit wie ausgestorben. Über dem Asphalt waberte die Hitze.
    Verhoeven öffnete die beiden obersten Knöpfe seines Hemdes und blinzelte in den wolkenlosen Himmel, dessen postkartenblaue Farbe ganz und gar unecht wirkte. Ob Nina ihren Hut trug? „Und jetzt?“, fragte er, indem er sich innerlich gegen Vorwürfe wappnete. Gegen Protest.
    Doch Winnie Heller sah ihn einfach nur an. „Sollten Sie nicht lieber erst mal fahren?“, fragte sie.
    „Fahren?“ Er riss die Fahrertür auf und stöhnte angesichts der Glut, die ihm aus dem Inneren des Fahrzeuges entgegenschwappte. „Wohin denn?“
    Sie rang sich ein dünnes Lächeln ab. „Na ja, zuerst zu Fennrich und dann nach Hause. Sonst verpassen Sie am Ende noch die Geburtstagsparty Ihrer Tochter.“
    Verhoeven blickte sie über das kochende Blech hinweg an. „Woher wissen Sie davon?“
    „Ihre Frau hat heute früh angerufen und mich gebeten, darauf zu achten, dass Sie Ihrer Tochter keine Wunde fürs Leben schlagen. Und dass Sie rechtzeitig genug losfahren, um Ihren Hund abzuholen.“
    „Tatsächlich?“
    Seine Kollegin antwortete nicht, sondern griff in ihre Handtasche und zog ein flaches, in lustig bunt-gemustertes Geschenkpapier verpacktes Päckchen heraus. „Ach ja, und würden Sie Nina bitte das hier von mir geben? Mit schönen Grüßen und den besten Wünschen für eine tolle Party …“
    Sie hat an den Geburtstag meiner Tochter gedacht, dachte Verhoeven verblüfft, lange bevor meine Frau sie deswegen angerufen hat. Sie hat an Nina gedacht und wirklich und wahrhaftig ein Geschenk für sie besorgt.
    Etwas, das er ihr niemals zugetraut hätte …
    „ Ja, dann … Danke“, stammelte er. „Und es … Na ja, wir feiern heute sozusagen in Familie. Sie wissen schon, Großeltern und Sahnetorte und so was alles.“
    Sie nickte nur. „Das wird bestimmt lustig.“
    „Todsicher“, entgegnete er mit einem freudlosen Lachen. „Meine Schwiegermutter ist eine echte Stimmungskanone.“
    „Kann ich mir denken.“ Sie grinste. „Und jetzt fahren Sie endlich los und holen Ihren Hund ab, okay?“
    „Aber …“
    „Nun machen Sie schon“, drängte sie. „Ich kann mich auch allein in Fennrichs Schuppen umsehen. Oder trauen Sie mir das etwa nicht zu?“
    Da war etwas in ihrem

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