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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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schien.
    „Warten Sie ab, es kommt noch besser“, lachte Winnie.
    „Lassen Sie hören.“
    „In einem der beiden Briefe, die ich unter dem Fensterbrett gefunden habe, erwähnt Lilli, dass ihr Mann fortgegangen ist, um an einem Begräbnis teilzunehmen.“
    „Ja, und?“
    „Ich habe mich kundig gemacht, und am betreffenden Tag gab es hier im Ort nur eine einzige Beisetzung.“ Sie machte eine wohl kalkulierte Pause, bevor sie hinzusetzte: „Der Name der Toten lautet Margo Krempinski.“
    Verhoeven stieß einen leisen Pfiff aus. „Das bedeutet, dass wir Jasper Fennrich nun schon mit drei verschwundenen Mädchen in Verbindung bringen können.“
    „Drei?“ Winnie zog verwundert die Augenbrauen hoch. „Sie rechnen Corinna Schilling mit dazu?“
    „Zumindest halte ich es für ein durchaus bemerkenswertes Zusammentreffen, dass Fennrich seine Frau ausgerechnet an dem Tag tötet, an dem nur wenige Kilometer entfernt erneut ein Mädchen verschwindet“, knarrte seine Stimme aus dem Hörer. „Und Fennrich hat nachweislich von der Sache gewusst.“
    Sie wusste, was er meinte, denn sie hatte die Protokolle der Befragungen durch die örtliche Polizei noch gestern Abend an ihn weitergeleitet: Jasper Fennrich war am Todestag seiner Frau gleich mehrfach gesehen worden. Am späten Vormittag war er in einem Supermarkt gewesen. Anschließend hatte er an einem Sparkassenautomaten Geld abgehoben. Nicht viel, vierzig Euro. Gegen 15 Uhr hatte er in einem Gartenlokal eine Bratwurst gegessen, was er oft getan hatte, wenn er im Ort unterwegs war. Dort wollte ein Zeuge gehört haben, dass einer der anderen Gäste in Fennrichs Beisein eine Bemerkung über Corinnas Verschwinden gemacht hatte. In diesem Zusammenhang sei auch Edda Benders Name gefallen, woraufhin Fennrich sich entsetzlich aufgeregt habe und wortlos aus dem Lokal gestürmt sei. Gegen halb vier müsse das gewesen sein. Vielleicht auch später …
    Winnie klemmte den Hörer wieder zwischen Ohr und Schulter fest und angelte den Bericht aus der Akte.
    Nachdem Fennrich das Lokal verlassen hatte, war er von niemandem mehr gesehen worden, was bedeuten konnte, aber nicht musste, dass er direkt nach Hause gefahren war. Laut Auskunft des Deutschen Wetterdienstes waren die Gewitter, die Lilli Dahl in ihren Aufzeichnungen erwähnte, zwischen 16 und 17 Uhr 30 niedergegangen, kurze Güsse, kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Winnie hatte Verhoeven den Wetterbericht und ihre Zusammenfassung der Befragungsprotokolle nach Hause gefaxt. Sie können loslegen, ich stehe direkt neben dem Gerät , hatte er gesagt, und erst viel später hatte sie begriffen, was hinter dieser banalen Aussage steckte: Verhoeven wollte nicht, dass seine Familie mit seinem Job in Berührung kam. Er wollte keine Berichte über die Aktivitäten eines Mordverdächtigen in den eigenen vier Wänden haben. Er wollte sein Nest sauber halten.
    Sie dachte an ihr eigenes Apartment, an all die Fotos und Berichte, die sie in den vergangenen Monaten und Jahren dorthin mitgenommen hatte, und fragte sich, ob Verhoeven seinen Job tatsächlich genauso liebte wie sie selbst …
    „Übrigens hat Fennrich das Gespräch mit mir abgebrochen, als ich ihn auf Corinna Schillings Verschwinden angesprochen habe“, sagte er jetzt. „Und in der darauf folgenden Nacht hat er sich umgebracht. Das sollte doch wohl reichen, um eine erneute gründliche Durchsuchung seines Anwesens zu rechtfertigen, meinen Sie nicht?“
    Sie antwortete nicht. Ihre Gedanken kreisten noch immer um Verhoevens Zuhause, das ihm so wichtig war. Um seine Familie, zu der sich nun auch noch ein Hund gesellt hatte. Wie aus dem Bilderbuch, dachte sie, und sie fühlte, wie ihr übel wurde.
    Ihr Vorgesetzter schien angesichts ihres Schweigens irritiert zu sein. „Alles klar bei Ihnen?“
    „Sicher“, antwortete sie hastig.
    „Gut. Dann geben Sie Lübke Bescheid, dass er sich das komplette Grundstück noch einmal vornehmen soll. Ich kümmere mich um die Formalitäten.“
    „Okay.“ Es war ihr nicht recht, dass er ihr diese Aufgabe übertrug, aber sie wollte ihm auch nicht widersprechen. Nur keine Aufmerksamkeit auf die Sache lenken, dachte sie. Nicht auf Lübke. Nicht auf meine Schwester. Nicht auf meine Hand. „Wann sprechen Sie mit Corinna Schilling?“
    „Heute Nachmittag.“
    Sie sah auf die Uhr. „Soll ich dann vielleicht allein zu Hannah Bender gehen?“, fragte sie hoffnungsvoll. Sie genoss es, hin und wieder auf eigene Faust unterwegs zu sein

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