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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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sie. Und gewöhnen Sie sich gefälligst endlich diesen irrationalen Respekt gegenüber den altgedienten Kollegen ab“, fügte er mit der Herablassung eines Mannes hinzu, der bereits in jungen Jahren eine ebenso steile wie rasante Karriere gemacht hatte. „Ihre Rücksichtnahme in dieser Beziehung grenzt ja schon fast an Heldenverehrung.“ Er streifte seine Zigarette am Rand des Aschenbechers ab, in dem bereits vier Kippen lagen, und hob den Telefonhörer ans Ohr. Die Bewegung ließ die alte Asche aufstäuben, doch das schien ihn nicht weiter zu stören. „Sprechen Sie mit Corinna Schilling und finden Sie heraus, ob Fennrich auch in dieser Beziehung Dreck am Stecken hatte“, sagte er, indem er mit kleinen, energischen Bewegungen eine Reihe von Zahlen in den Ziffernblock hämmerte. „Und wenn Sven Brüning Ihnen in die Quere kommt, dann setzen Sie sich gefälligst durch gegen diesen arroganten Fatzken!“ 
     
     
     
     
    5
     
    „Ich glaube, ich kann erklären, warum Lilli Dahl keine Röcke tragen durfte, während ihre ältere Schwester wie eine Prinzessin herumlief ...“
    „Tatsächlich?“
    „Ja.“
    „Und w arum?“ 
    Verhoeven telefonierte vom Auto aus. Die Verbindung war schlecht. Winnie hörte das Rauschen der Klimaanlage, die anscheinend voll aufgedreht war. „Na ja…“ Sie legte das erste von zwei bereits ziemlich zerschmolzenen Nussnougatcroissants, die zusammen mit einem Päckchen Trinkschokolade und einem großen Becher Kaffee ihr Frühstück bildeten, beiseite und nahm das Handy in die andere Hand. Die unverletzte. „Lilli erwähnt doch in ihren Aufzeichnungen, dass ihre Großeltern bei ihnen eingezogen sind, als sie sechs oder sieben war.“
    „Die ungeliebte Verwandtschaft aus dem Osten , hm?“
    „Genau.“ Sie nickte eifrig, obwohl ihr klar war, dass Verhoeven sie nicht sehen konnte. „Ich habe die Sache überprüft und herausgefunden, dass Brigitte Dahls Eltern tatsächlich 1965 per Ausreiseantrag aus der ehemaligen DDR gekommen sind und bis zu ihrem Tod hier gelebt haben. Zuletzt in einem Seniorenheim in Eltville.“ Sie biss die Zähne zusammen. Die stickige Wärme pulsierte in ihrer Handfläche. Die Haut über den Wundrändern spannte. Aus Angst, dass sie wieder aufplatzen könnten, hob Winnie die Hand und stützte den Ellenbogen auf der Armlehne ab. „Und in ihren Briefen lässt sich Lilli ja ziemlich ausführlich darüber aus, dass ihre Mutter von diesem Familienzuwachs überhaupt nicht begeistert war. Und dass sie es ganz und gar nicht gerne gesehen hat, wenn ihre Töchter die Großeltern besuchen wollten.“
    „Sie glauben also, Lilli Dahls Großvater könnte ein Kinderschänder gewesen sein?“ , zog Verhoeven den richtigen Schluss aus dem, was sie sagte.
    „Nun ja, es wäre zumindest eine Erklärung dafür, warum Yvonne Paland noch ganz unbefangen Röcke tragen durfte, oder? Ich meine, sie war erheblich älter als ihre beiden Schwestern, was wahrscheinlich bedeutet, dass sie bereits aus dem kritischen Alter raus war, als ihr Großvater auf der Bildfläche erschien.“
    „Wie alt war Frau Paland denn damals?“, fragte Verhoeven, und Winnie konnte hören, wie sein Interesse an dem, was sie zu sagen hatte, allmählich größer wurde.
    Sie warf einen Blick auf ihre Liste. „Fünfzehn.“
    „Fünfzehn“, wiederholte er nachdenklich. „Das wäre tatsächlich eine Erklärung.“
    Während sie darauf wartete, dass er mehr sagte, wurde die Verbindung wieder schlechter. Die Nebengeräusche verstärkten sich.
    „Ist die Akte zum Fall Viola Krempinski schon da?“
    „Ist gerade gekommen.“ Sie fluchte leise vor sich hin, als ihr Arm die Croissanttüte streifte und ein Schwall Blätterteigkrümel auf den Boden rieselte. „Die Kleine verschwand kurz nach Ostern 1977 bei einem Picknick ihrer Klasse in der Nähe eines am Grillplatzes. Selbiger liegt am Ortsrand von Brixenheim, direkt am Waldrand. Und jetzt halten Sie sich fest: Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens trug das Mädchen laut Akte einen beigen Cordrock, ein rotes T-Shirt, eine weiße Stickjacke und …“
    „ Rot-weiß gestreifte Ringelsocken“, ergänzte Verhoeven.
    „So ist es.“ Winnies Augen hefteten sich an das Foto eines spitzgesichtigen Mädchens mit braunen Zöpfen und runder Brille. Viola Krempinski war eindeutig ein anderer Typ als Edda Bender. Aber war dieser Umstand nun wichtig oder bedeutungslos?
    „Wow“, sagte Verhoeven, der die Bedeutung dieser Neuigkeiten allmählich zu realisieren

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