Die Jahre der Toten: Roman (German Edition)
sein.«
» Gut. Hoffen wir, dass die Jungs von der Marine diese Häfen weiterhin geschlossen halten können. Gott allein weiß, was passiert, wenn ein– einer reicht– Kontaminierter mit einem Schnellboot an den Barrikaden vorbeikommt und in eine andere Hafenstadt gelangt.«
» Und nicht nur das Virus, Sir«, fügte Commander Barker hinzu. » Vergessen Sie Kairo nicht.«
» Ja, daran werden noch Generationen von Historikern ihren Spaß haben«, sagte General Sherman.
Kairo war eine absolute Katastrophe gewesen. Ursprünglich hatte man angenommen, die ägyptische Hauptstadt sei die beste Basis zur Säuberung und Isolation des Kontinents, doch Panik und Desorganisation hatten diese Idee schnellstens erledigt. Kurz nach der Ankunft der Soldaten und Hilfskräfte war die halbe Stadt von einer gewaltigen Feuersbrunst verzehrt worden. Statt zu den letzten Bastionen der Menschheit in Afrika zu gehören, hatte sie zu den ersten gehört, die evakuiert werden mussten. Ironischerweise hatte es im Umkreis von achthundert Kilometern nicht einen Fall von Morgensternverseuchung gegeben. Kairo hatte sich selbst erledigt. Wenn es in anderen Städten zu vergleichbarer Panik kam, konnte es ebenso übel ausgehen. Sherman schauderte bei der Vorstellung, dass eine kolossal überbevölkerte Stadt wie Shanghai gefährdet wurde. Dann starben mehr Menschen durch die Hände panischer Mitmenschen als durch das Virus.
» Was uns hier im Suezkanal anbetrifft, haben wir eine ebenso harte Aufgabe«, fuhr Sherman fort. » Wir sind die Vorhut, Gentlemen. Dies ist die einzige Landverbindung Afrikas zur übrigen Welt. Gibraltar ist fast in einer vergleichbaren Situation. Deswegen haben wir auch dort eine vergleichbare Garnison stationiert. Falls die Überträger den Mut haben, es schwimmend übers Wasser zu versuchen, wird es unser Job sein, sie um jeden Preis daran zu hindern.« Sherman hielt kurz inne. Die beiden Offiziere musterten ihn erwartungsvoll. » Und wenn ich um jeden Preis sage, Gentlemen, meine ich es ernst.«
Barker und Dewen nickten.
» Eins muss Ihnen absolut klar sein: Wenn Ihr eigenes Kind von einem dieser Dinger angekratzt wird, erwarte ich, dass Sie es ohne zu zögern töten. Wenn die Mutter Ihres Kindes auftauchen sollte und versuchen würde, Sie daran zu hindern, erwarte ich, dass Sie zuerst sie töten. Und dann nehmen Sie sich wieder des Überträgers an. Nichts und niemand darf uns an der Verteidigung des Kanals hindern. Die Strafe für jede Einmischung ist der Tod. Ohne Gerichtsverhandlung. Ohne Geschworene. Sie erschießen die jeweilige Person oder lösen das Problem, ohne Fragen zu stellen. Verstanden?«
» Ja, Sir«, sagten die beiden wie aus einem Munde.
» Gut«, sagte Sherman. » Und nun schauen Sie mal her. Wir werden uns auf unserer Seite des Kanals verschanzen. Wir werden an beiden Ufern Stacheldraht verlegen. Das müsste sie so weit verlangsamen, dass unsere Scharfschützen sie umnieten können. Wir haben Feuerwerker, die hinter den Drähten Minen verlegen– als Frühwarnsystem, wenn Sie so wollen. Neun Geschützbatterien stehen östlich von uns schussbereit. Sollte einer Ihrer Jungs in der Ferne eine sich nähernde Gruppe von Überträgern ausmachen, rufen Sie den Tod aus der Luft zu Hilfe.«
Sherman wandte der Landkarte den Rücken zu und schaute zum Kanal hinaus. Eine Flüchtlingsgruppe ging gerade von Bord einer Fähre. Er schaute ihnen zu, paffte seine Zigarre und sagte dann: » Bei allen Spekulationen gehen wir stets vom Schlimmsten aus. Für den Fall, dass es Überträgern irgendwie gelingt, die Kanalstellungen zu überrennen und übers Wasser zu kommen, bauen wir zwei weitere Fronten auf, hinter die wir uns zurückziehen können. Die Pioniere heben drei Kilometer östlich Grabengänge aus– Verteidigungslinie Nummer eins. Dahinter befindet sich die Erste Kavallerie– Front Nummer zwei–, die aus schnellen Kampfhubschraubern und Abrams-Kampfpanzern besteht. Front Nummer zwei ist die letzte. Wenn der Feind so weit kommt, haben wir vermutlich schon die Arschkarte gezogen. Es gibt hinter dem Kanal und Linie eins weder Zäune noch Drähte noch Gräben– nur Schutzwesten und Munition.« Sherman wandte sich wieder zu den beiden Offizieren unter dem Zeltdach um. » Aber wir brauchen uns keine Sorgen um die Fronten eins und zwei zu machen. Warum nicht? Weil wir einfach nicht zulassen, dass dieser verfluchte Erreger den Kanal überquert.«
Die beiden Offiziere nickten schweigend. Colonel Dewens
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