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Die Jahre mit Laura Diaz

Die Jahre mit Laura Diaz

Titel: Die Jahre mit Laura Diaz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Fuentes
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weine den ganzen Tag, naja, eben wie eine Magdalena.
    »Ich will nichts geschenkt haben, Don Simon. Lassen Sie mich ausreden und sehen Sie mich nicht mit diesem ungeduldigen Gesicht an, weil mich das ungeduldig macht. Beherrschen Sie sich. Nicht Sie tun mir einen großen Gefallen, den tue ich Ihnen, und ich sage Ihnen, warum, entschuldigen Sie… Ich biete Ihrer Tochter, was sie nicht ist und was sie sein möchte. Reich ist sie schon. Was sie braucht, ist Anerkennung.«
    »Das ist der Gipfel. Du bist ein Niemand, du armer Teufel.«
    »Duzen wir uns? Okay, Mister Aspirin, ich bin etwas, was du nicht mehr sein kannst. Genau das. Ich bin das, was sein wird. Was kommt. Du hast dich zwanzig Jahre lang äußerst schlau angestellt. Aber denk dran, mein liebster Schwiegervater, du bist in dieses Land hier gekommen, als Caruso in der alten Arena gesungen hat. Deine Zeit ist zu Ende. Der Krieg ist zu Ende. Jetzt kommt eine neue Welt. Jetzt horten wir keine Waren mehr. Jetzt gibt es in den Vereinigten Staaten alles im Überfluß. Wir sind keine unentbehrlichen Verbündeten mehr, nur noch entbehrliche Bettler. Sage ich dir etwas damit, mein Mr. Aspirin?«
    »Sie, Señor Danton, Sie… bitte.«
    »Also sage ich Ihnen etwas. Heute leben wir vom einheimischen Markt – oder wir können nicht überleben. Wir müssen den Reichtum im Land selbst schaffen, und wir brauchen Leute, die das kaufen, was wir produzieren.«
    »Wir? Sie benutzen den Plural zu Unrecht, Danton.«
    »Wir hatten einander so lieb… Jawohl, lieber Herr Don Simon. Sie und ich, wenn Sie sich clever anstellen, wenn Sie nicht mehr Sisalhanf horten und die armen Mayas ausbeuten und statt dessen in Restaurantketten einsteigen, in Großhandelsgeschäfte, in Waren des täglichen Bedarfs, billige Limonaden für ein tropisches Land mit vielen Durstigen, in Staubsauger, damit die Hausfrauen Arbeit sparen, Kühlschränke, damit das Essen nicht verdirbt und die unbequemen und leicht auftauenden Eisschränke verschwinden, in Rundfunkgeräte, die für Unterhaltung sorgen, selbst bei den Ärmsten… Wir werden ein Mittelklasseland, merken Sie das nicht? Steigen Sie ein, Chef, geben Sie nicht auf.«
    »Sie sind sehr geschickt im Reden, Danton. Machen Sie weiter.«
    »Ich soll weitermachen? Möbel, Konserven, preiswerte und geschmackvolle Kleidung anstelle von Umhängen und Ledersandalen, anständige Restaurants im nordamerikanischen Stil, mit Eisbar und allem Drum und Dran, keine Kneipen und Chinesencafes mehr, billige Autos für alle, keine Busse mehr für die Armen und Cadillacs für die Reichen. Wissen Sie, daß mein Urgroßvater Deutscher war? Also, merken Sie sich diesen Namen: Volkswagen, das Auto für das Volk. Bringen Sie die deutschen Fabriken wieder in Gang, besorgen Sie sich am besten gleich die VW-Lizenz für Mexiko, geben Sie mir die Hälfte der Aktien, und dann auf in den Kampf, verehrter Herr Aspirin. Dann gibt es keine Kopfschmerzen mehr. Das schwöre ich Ihnen beim Allmächtigen!«
    Alle kannten einander, erklärte er Laura, Juan Francisco und Santiago. Aber das war auch das einzige, was sie kannten. Sich selbst, selbst, selbst. »Ich stelle sie der heutigen Welt vor, diese lausigen porfiristischen Mumien. Ich habe gelernt, die anderen nachzumachen, den Tonfall, wißt ihr, den Kleidungsstil, die Redensarten, etwa, daß man ›ciao!‹ und ›Gott bewahre!‹ und ›Kleinwagen‹ sagt. Ich habe die Gesellschaft bearbeitet, wie man Fleisch in einem Restaurant zu einem Braten macht. Wißt ihr was? Ich habe durch den jungen Lopez Landa gelernt, daß ein junger Mann an einem anderen jungen Mann das bewundert, was er nicht ist. Das habe ich herausbekommen und denen vom Jockey Club das geboten, was sie nicht sind, um mich interessant zu machen. Das gleiche biete ich Magdalena, nämlich das, was sie nicht ist, aber sein möchte: reich und trotzdem glamourös. Ich mache ihr klar, du bist nicht alles, was du sein könntest, meine Traumfrau, aber ich erreiche es für dich. Die Ayubs hatten geglaubt, sie würden mir einen großen Gefallen tun und könnten mir alle möglichen Schwierigkeiten machen. Nichts da! In diesem Leben muß man die Schwierigkeiten den übrigen so aufhalsen, als wären sie ein Geschenk, das ist der Witz.«
    »Deine Eltern mögen mich nicht, meine Traumfrau.«
    »Ich schaffe es, daß sie dich mögen, Danton.«
    »Ich will dir keine Mühe machen.«
    »Das ist keine Mühe. Das ist mein Geschenk für dich, mein Liebster, mein Dan…«
    »Sie sind

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