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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schleusen oder ein in Reparatur befindliches Schiff aufgehalten werden könne.
    Weiterhin gingen sie am linken Ufer des Nebenstromes, um die belebteren Straßen der Stadt zu vermeiden, und gelangten bald nach dem Ankerplatz der Jangada.
    Benito suchte zunächst seine Mutter auf. Er hatte jetzt so viel Herrschaft über sich erlangt, daß es ihm gelang, die Erregung seines Innern vor ihr zu verbergen. Er wollte sie trösten, ihr sagen, daß noch nicht alle Hoffnung verloren sei, daß die Geheimschrift nicht ungelöst bleiben werde, daß in jedem Falle die öffentliche Meinung jetzt sehr zu Gunsten Joam Dacosta’s umgeschlagen sei und daß auch die Behörden, dem immer lauter werdenden Drängen derselben nachgebend, gewiß eine möglichst lange Frist bewilligen würden, um den materiellen Beweis seiner Unschuld beizubringen.
    »Ja sicher, beste Mutter, fügte er hinzu, noch ehe der morgende Tag anbricht, werden wir für unseren Vater nichts mehr zu fürchten haben.
    – Das gebe Gott, mein Sohn!« erwiderte Yaquita, aber ihre Augen ruhten dabei so forschend auf ihm, daß Benito den Blick derselben kaum zu ertragen vermochte.
    Manoel seinerseits hatte inzwischen Minha aufgesucht und versicherte dieser, daß der von Joam Dacosta’s Unschuld überzeugte Richter Jarriquez gewiß alle ihm zu Gebote stehenden Mittel aufbieten werde, um den Gefangenen zu retten.
    »Ich will Dir glauben, lieber Manoel,« sagte das junge Mädchen seufzend, während ihr die Thränen aus den Augen perlten.
    Manoel mußte sich auch selbst schnell von Minha entfernen, denn auch seine Augen füllten sich mit Thränen und straften die zuversichtlichen Worte Lügen, mit welchen er das geliebte Mädchen hatte trösten wollen.
    Inzwischen war die Stunde herangekommen, wo es den Angehörigen Dacosta’s gestattet war, ihn zu besuchen, und Yaquita begab sich in Begleitung ihrer Tochter schnell nach Manao hinein.
    Eine Stunde lang verhandelten die beiden jungen Leute mit dem Piloten Araujo. Sie unterrichteten ihn von dem entworfenen Plane zur Entführung des Gefangenen und erbaten sich ebensowohl hierüber seinen Rath, wie auch über die Maßregeln, welche ergriffen werden sollten, um den Flüchtling nachher in Sicherheit zu bringen.
    Araujo billigte Alles. Er übernahm es, mit hereinbrechender Nacht eine Pirogue, ohne Aufsehen zu erregen, in den Kanal zu schaffen, dessen Verlauf er bis zu der Stelle, wo Joam Dacosta ihn finden sollte, ganz genau kannte. Von da aus zurück nach der Mündung des Rio Negro zu gelangen, das konnte keine Schwierigkeiten bieten, denn die Pirogue glitt auf dessen Wasser unter vielerlei Gestrüpp und anderen Trümmern fort, welche unaufhörlich die Oberfläche bedeckten.
    Auch gegen den Plan, den Amazonenstrom bis zu dem Madeira hinabzufahren, erhob Araujo keinen Einspruch, sondern stimmte vielmehr damit überein, daß das der beste Weg zur Rettung sei. Den Lauf des Madeira kannte er ebenfalls in einer Strecke von hundert Meilen. Sollte eine Verfolgung, was kaum anzunehmen war, auch auf diese dünn bevölkerten Gebietstheile ausgedehnt werden, so konnte man derselben hier am besten entgehen und bis mitten nach Bolivia hineinsegeln. Entschloß sich Joam Dacosta dann, das Vaterland für immer zu verlassen, so drohte auch seiner Einschiffung am Strande des Stillen Oceans offenbar weniger Gefahr, als an dem des Atlantischen Weltmeeres.
    Daß Araujo ihren Plan guthieß, verlieh den jungen Leuten doppelten Muth, denn sie hielten große Stücke auf die langjährige praktische Erfahrung des Piloten, auf dessen treue Ergebenheit sie felsenfest bauen konnten. Er hätte gewiß seine Freiheit, ja sein Leben daran gewagt, um den Fazender von Iquitos zu retten.
    Araujo traf sofort, aber unter strengster Bewahrung seines Geheimnisses, die nöthigen Vorbereitungen zur Ausführung der Flucht. Benito händigte ihm eine bedeutende Geldsumme ein, um während der Reise auf dem Madeira nicht in Verlegenheit zu kommen. Dann ließ Jener eine Pirogue flott machen, indem er als Grund angab, er wolle den noch immer verschwundenen Fragoso aufzufinden suchen, über dessen Ausbleiben Alle auf der Jangada nach und nach unruhig wurden. In das Fahrzeug verlud er dann Nahrungsmittel für mehrere Tage und außerdem auch die Seile und Werkzeuge, welche die jungen Leute sich daraus holen sollten, wenn er zur verabredeten Stunde an der bestimmten Stelle des Kanals angelangt wäre.
    Seine Vorbereitungen erschienen so natürlich, daß sie bei Niemand auf der Jangada

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