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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verborgen halten mußte.
    Als er aber an Manoels herzlicher Zuneigung für Minha nicht mehr zweifeln konnte, als er sich sagte, daß wahrscheinlich kaum ein Jahr vergehen werde, bis er in die Lage kommen mußte, seine väterliche Zustimmung zu der Verbindung der beiden jungen Leute zu geben, da litt es ihn nicht mehr, da mußte er Alles versuchen, diesem qualvollen Zustande ein Ende zu machen.
    In einem Briefe an den Richter Ribeiro machte er diesen nicht nur mit dem Geheimnisse des Lebens Joam Dacosta’s bekannt, nannte diesem den Namen, unter dem er verborgen war, den Ort, wo er mit seiner Familie lebte, sondern gab auch seinen festen Entschluß zu erkennen, sich den Gerichten seines Vaterlandes selbst zu stellen und eine Revision seines Processes zu veranlassen, aus dem er entweder schuldlos und frei hervorgehen mußte, oder der im anderen Falle mit der Vollziehung des in Villa Rica gefällten Urtheils endigen sollte. Es ist leicht zu errathen, welche Gefühle diese Eröffnung in dem Herzen des hochachtbaren Beamten erregen mochten. Jetzt wendete sich nicht ein Angeklagter an den geschickten Advocaten, sondern ein Verurtheilter an den höchsten Beamten der Provinz. Joam Dacosta vertraute sich ihm nicht allein gänzlich an, sondern bestand auch nicht einmal auf der Bewahrung seines Geheimnisses.
    Der Richter Ribeiro war über das unerwartete Auftauchen eines längst Verschollenen zuerst erstaunt, dachte über die ganze Sache aber doch reiflich nach und suchte sich klar zu machen, welche Pflichten seine jetzige Stellung ihm auferlegte. Ihm kam es ja vor Allem zu, Verbrecher zu verfolgen, und hier überlieferte sich ein solcher freiwillig seinen Händen. Freilich hatte er gerade diesen ehemals selbst vertheidigt und nicht im mindesten daran gezweifelt, daß Jener damals ungerechter Weise verurtheilt wurde; ebenso gewährte ihm die glückliche Flucht desselben vor Vollstreckung des Urtheils eine wirkliche Freude; ja er wäre im Stande gewesen, seine Entweichung selbst zu begünstigen… aber was der Rechtsanwalt von früher gethan, durfte das auch der Beamte von heute?
    »Ja, ohne Zweifel, sprach der Richter für sich, mein Gewissen befiehlt mir, diesen Gerechten nicht zu verlassen! Gerade der Schritt, den er heute thut, ist ein neuer Beweis für seine Schuldlosigkeit, freilich nur ein moralischer Beweis, da er einen anderen nicht vorzubringen vermag, aber vielleicht gerade der überzeugendste. Nein, nein, ich werde ihn nicht im Stiche lassen!«
    Von jenem Tage ab bestand ein geheimer Schriftwechsel zwischen dem Gerichtsbeamten und Joam Dacosta. Ribeiro warnte seinen Clienten zunächst, sich nicht durch einen vorschnellen Schritt zu compromittiren. Er versprach, die Sache wieder aufzunehmen, die früheren Acten zu prüfen und deren Unterlagen einzusehen. Gleichzeitig kam es ihm darauf an, zu erfahren, ob im Diamantengebiete bezüglich jenes schrecklichen Vorfalles gar nichts an’s Licht gekommen sei. Vielleicht war von den Theilnehmern an dem Verbrechen doch Einer oder der Andere später der Justiz in die Hände gefallen und hatte ein vollkommenes oder doch ein halbes Geständniß abgelegt. Joam Dacosta galt freilich noch immer als der Hauptschuldige und mußte sich darauf beschränken, seine Unschuld zu betheuern. Dem Gesetze genügte das freilich nicht, und deshalb bemühte sich der Richter Ribeiro aus allem ihm zugänglichen Material herauszufinden, wem die Schuld für das Verbrechen wohl beizumessen sein mochte.
    Joam Dacosta sollte also vorsichtig sein. Er versprach es. Immerhin fühlte er es im Innern als einen großen Trost, bei seinem früheren Vertheidiger und dem jetzigen Oberrichter die Ueberzeugung von seiner Unschuld wiederzufinden. Trotz seiner Vertheidigung war und blieb Joam Dacosta doch ein Opfer, ein Märtyrer, ein Ehrenmann, dem das Gesetz eine glänzende Genugthuung schuldig war. Und als der Beamte den Lebenslauf des Fazenders von Iquitos seit der Zeit seiner Verurtheilung zum Tode kennen gelernt hatte, als er sich über dessen Familienverhältnisse unterrichtet, von seinem Leben voller Arbeit und Mühe und dem Streben gehört, nur das Glück der Seinigen zu begründen, so überzeugte ihn das zwar nicht mehr, aber es rührte ihn, und er schwur sich heimlich, Alles daran zu setzen, um dem ehemaligen Verurtheilten von Tijuco wieder zu seinem ehrlichen Namen und zu der ihm gebührenden Stellung im menschlichen Leben zu verhelfen.
    So währte der Briefwechsel zwischen beiden Männern schon gegen

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