Die Janus-Vergeltung
jahrelange Tätigkeit für Covert One war er vorsichtig geworden. Sie wusste von der Organisation, doch er nahm an, dass sie von einem CIA -Telefon anrief. Covert One kam in der Hierarchie der Ge heimdienste nicht vor, und niemand – auch nicht die CIA – wusste von der Existenz der Sondereinheit. Er würde ihr mehr erzählen, wenn er sicher war, dass niemand mithörte. Für den Moment behielt er die Information für sich und überließ es Klein, der Spur der Fotos nachzugehen und herauszufinden, wer das Ziel des Anschlags war. Er ging in Gedanken die Liste der teilnehmenden Wissenschaftler durch.
»An der Konferenz haben viele Spezialisten für Infektionskrankheiten teilgenommen. Wir hatten alle schon in verschiedenen Katastrophengebieten zu tun. Jeder von uns könnte mit seiner Arbeit irgendwann mächtige Leute in instabilen Regionen verärgert haben.«
»Stimmt, aber irgendetwas an der Sache hier kommt mir merkwürdig vor.« Smith hörte, wie jemand im Hintergrund etwas zu ihr sagte. Als sie sich wieder an ihn wandte, klang ihre Stimme angespannt. »Sag Beckmann, er soll den Bahnhof vergessen. Fahrt zum Flughafen.«
»Warum?«
»Dort ist gerade eine Bombe hochgegangen.«
Kapitel sieben
Oman Dattar saß auf dem Bett in seiner Zelle in einem Spezialtrakt des Gefängnisses des Internationalen Strafgerichtshofs in Scheveningen und verfolgte die CNN -Berichterstattung über den Angriff auf das Grand Royal Hotel, nur wenige Kilometer entfernt. Das Bild war auf dem kleinen, an einem Regal festgeschraubten Fernseher nicht ideal, aber doch ausreichend, um den ganzen Umfang der Zerstörung zu zeigen. Gut gelaunt beobachtete er, wie die Flammen aus dem Hausdach schlugen und die Reporter mit aufgeregten Stimmen das Geschehen kommentierten. Man musste ihnen klarmachen, dass sie einen Mann wie ihn nicht einfach einsperren konnten. Verbrechen gegen die Menschlichkeit! Es war ein Skandal, dass der Internationale Strafgerichtshof und die Vereinten Nationen es wagten, ihm deswegen den Prozess zu machen.
Dabei hatte er nichts anderes getan, als das pakistanische Gebiet, das er kontrollierte, von unerwünschten Elementen zu säubern. Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Die Personen, deren Tod er anordnete, waren für ihn keine Menschen, deshalb konnte es kein Verbrechen sein, sie zu töten. Gewiss, er schnitt jenen die Hand ab, die es wagten, die Waffe gegen ihn zu erheben, aber schließlich war »Auge um Auge« ein Prinzip, das schon in der Bibel, dem heiligen Buch des Westens, erwähnt wurde. Trotzdem bezeichneten sie sein Vorgehen als barbarisch. Sie verurteilten seinen Einsatz von Kindersoldaten, dabei benutzten die Banden im Westen selbst Kinder, um mit Drogen zu handeln, und die Verantwortlichen wurden nie auf die gleiche Weise zur Rechenschaft gezogen wie er hier. Auch der Vorwurf des Kannibalismus war lächerlich – schließlich ging es um Leute, die ohnehin tot waren; außerdem machte es einen stärker, das Fleisch seiner Feinde zu essen.
Er hatte für die Zerstörung des Hotels gut bezahlt, und er würde noch mehr zahlen für die folgenden Taten, mit denen er dem Internationalen Strafgerichtshof und den Ländern, die ihn unterstützten, eine Lektion erteilen würde. Doch sein größter Zorn richtete sich gegen die Vereinigten Staaten und Großbritannien. Die USA hatten sich am stärksten für seine Festnahme und Auslieferung in die Niederlande eingesetzt, und Großbritannien hatte sich bereit erklärt, ihn im Anschluss an den Prozess auf britischem Boden zu inhaftieren. Beide Länder waren für seine Festnahme verantwortlich, also würden beide bestraft werden.
Er sah, wie die Kamera auf einen Mann schwenkte, der am Fenstersims hing. Als sie näher heranging, stand er auf, weil er nicht glauben konnte, was er da sah. Es war unmöglich, dass Jon Smith noch lebte und durch ein Fenster zu entkommen versuchte. Dattar spürte, wie die Wut in ihm hochkochte, während sich der amerikanische Arzt langsam am Sims entlanghangelte.
Das metallische Geräusch eines Tors, das geöffnet wurde, lenkte ihn vom Bildschirm ab. Er ging zur Zellentür, lugte durch das kleine Fenster und seufzte zufrieden, als er die vier Gefängniswärter kommen sah. Die ersten beiden waren von hier, die zwei dahinter kamen wahrscheinlich aus Großbritannien. Er war zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, und es war Zeit, ihn zu überstellen. Der holländische Wärter schloss die Zellentür auf.
»Umdrehen und die Hände an
Weitere Kostenlose Bücher