Die Janus-Vergeltung
stellen.« Carter bückte sich zu Smith hinunter. »Wie kommen Sie darauf, dass unten im Tunnel Senfgas ist?«
»Ich war unten, als es passierte. Da war ein extremer Knoblauchgeruch«, antwortete Smith. »Ich hab etwas abbekommen.«
»Komisch, Sie sehen ganz okay aus«, erwiderte Manderi.
»Die Symptome treten nicht sofort auf«, klärte Carter den Polizisten auf.
»Sehen Sie was? Eine Rauchwolke?«, beharrte Manderi.
»Senfgas ist farblos. Hören Sie auf, meine Zeit zu verschwenden«, sagte Smith.
»Carter, stimmt das?«, fragte Manderi.
Carter nickte. »Ich war mit der Nationalgarde im Irak im Einsatz. Er hat recht. Senfgas ist farblos, und manche bemerken nicht mal den Knoblauchgeruch. Das war die große Gefahr, weil man den Angriff vielleicht gar nicht mitbekam, bis später die Verbrennungen auftraten. Ich würde kein Risiko eingehen. Das Problem ist, dass das hier ausgerechnet die tiefste Station der ganzen Subway ist. Das Zeug ist schwerer als Luft. Es wird schwierig, den Tunnel zu entlüften.«
Ein zweites Fahrzeug hielt neben dem Streifenwagen. Smith hob die Wange vom Beton und reckte den Hals, um zu sehen, wer eingetroffen war. Es war eine schwere amerikanische Limousine, schwarz mit mehreren Dellen in der Seite – offenbar ein Undercover-Streifenwagen. Die Tür ging auf, und der dunkelhäutige Mann mit den langen Rastazöpfen, der Smith zuvor die Gitarrentasche gegeben hatte, stieg aus. Diesmal trug er ein Band mit einer großen Dienstmarke um den Hals. Er überblickte die Szene, sah zuerst Smith an, dann Carter und Rolly.
»Hallo, Officers. Wie ist die Lage?«, fragte er.
Manderi machte einen Schritt auf ihn zu.
»Ich bin Officer Manderi«, sagte er. »Ich habe alles unter Kontrolle. Und Sie sind?« Manderi blickte mit zusammengekniffenen Augen auf die Dienstmarke.
»Agent James Brand. FBI . Wir haben einen Senfgas-Angriff, und Sie stehen hier rum? Beeilen Sie sich, Mann!«
»Immer mit der Ruhe. Dieser Kerl« – Manderi deutete auf Smith – »behauptet, jemand hätte im U-Bahn-Tunnel Senfgas eingesetzt. Ich kenne den Mann. Er ist der Hauptverdächtige in dem Mord bei Landon Investments, und hinter der Abschirmung hier liegen drei Tote. Wahrscheinlich lügt er.«
Brand deutete auf Smith. »Das ist Lieutenant Colonel Jon Smith vom USAMRIID . Nehmen Sie ihm sofort die Handschellen ab. Wir brauchen seine Hilfe, um das Gas in den Griff zu bekommen.«
»Das angebliche Gas«, erwiderte Manderi. »Und falls Sie’s nicht mitbekommen haben – ich bin vom NYPD , Antiterror-Spezialeinheit. Gefährliche Stoffe in der U-Bahn sind Sache des NYPD . Wir entscheiden, was zu geschehen hat, und die Feuerwehr erledigt den Rest. Wir sind hier zuständig.«
Brand trat einen Schritt auf ihn zu. »Wenn Ihr Job die Terrorbekämpfung ist – warum sind Sie dann nicht in der Station 215 th Street, wo Ihre Einheit gerade im Einsatz ist? Ein mutmaßlicher Terrorist treibt sich dort herum.«
»Wie kommen Sie dazu, mich hier auszufragen?«, erwiderte Manderi.
»Ich arbeite mit dem Department of Homeland Security zusammen. Bei Terroralarm im Inland hat das DHS das letzte Wort. Das NYPD sollte sich um gefährliche Stoffe kümmern – das scheinen Sie ganz vergessen zu haben. Wenn Colonel Smith sagt, da unten ist Senfgas, dann ist da unten Senfgas.« Er wandte sich Carter zu.
»Außerdem haben die Täter bestimmte Bakterien auf die Stromschiene aufgetragen. Ein Mann namens Ohnara ist schon unterwegs, um Sie zu unterstützen. Er ist Experte auf dem Gebiet.«
Carter nickte, sah Manderi achselzuckend an und ging mit Rolly zum Feuerwehrwagen.
Brand zeigte auf Manderi. »Ich weiß nicht, wer oder was diese Spezialeinheit ist, von der Sie reden, aber Sie nehmen dem Mann jetzt besser die Handschellen ab, sonst werden Ihre Sondereinsätze in Zukunft nur noch am Schreibtisch stattfinden. Verstanden?«
»Ich werde überprüfen, wer Sie sind. Dann werden wir ja sehen, wer diese Operation leitet«, beharrte Manderi.
»Tun Sie das. Aber zuerst nehmen Sie ihm die Handschellen ab.«
Manderi atmete schwer. Er blickte wütend auf Smith hinunter, doch Smith sah erleichtert, dass er den Schlüssel für die Handschellen hervorzog. Augenblicke später war er von den Metallfesseln befreit. Smith setzte sich auf, rieb sich die Handgelenke und sah Brand an.
»Danke«, sagte er.
Brand nickte. »Wie schlimm ist es?«
Smith stand auf. Einen Moment lang drehte sich alles vor seinen Augen, und ein Frösteln ging durch ihn hindurch. Es
Weitere Kostenlose Bücher