Die Janus-Vergeltung
fühlte sich an wie ein beginnendes Fieber.
»Das Senfgas?«
Brand schüttelte den Kopf. »Die Bakterien.«
»Schlimm. Die U-Bahn-Schiene war zwanzig Minuten eingeschaltet – da konnten sich die Bakterien gleich einmal stark vermehren. Sie müssen ein Team runterschicken, um den Biofilm zu entfernen. Die Leute sollen Bürsten mitbringen und jeden Zentimeter der Stromschiene abschrubben.«
Brand zog die Stirn kraus. »Wären Chemikalien nicht besser?«
Smith schüttelte den Kopf. »Das funktioniert nicht. So ein Biofilm ist wie Zahnbelag. Den kriegen Sie auch nur mit Bürsten oder Zahnseide weg. Es gibt schon Mittel, die etwas helfen, aber der Belag überlebt und wird mit der Zeit immer härter.«
»Zahnstein.«
Smith nickte. »Genau. Zahnstein ist nichts anderes als gehärteter Zahnbelag. So weit darf es nicht kommen. Und wenn die Schiene noch von Wasser umgeben ist, können Sie es nach dem Abschaben aufheizen. Die einzelnen Bakterien werden dann durch die Hitze absterben.«
»Ich kümmere mich darum. Was können wir sonst noch tun?«
»Das FBI hat einen Freund von mir in Gewahrsam: Andreas Beckmann. Können Sie ihn rausholen?«
Brand nickte. »Ja, Klein hat mich schon informiert. Sorry, wir wussten nichts von Ihrer Operation, sonst hätten wir uns nicht eingemischt. Es wird sofort erledigt.«
Smith deutete auf Manderi. »Können Sie auch dafür sorgen, dass er sich nicht mehr einmischt?«
Brand schnaubte frustriert. »Mein Freund, das ist leider zu viel verlangt. Wollen Sie einen Schutzanzug und mitkommen?«
Smith schüttelte den Kopf. »Ich muss zu Randi Russell; wir dürfen Dattar nicht entwischen lassen. Wir können nicht ausschließen, dass er auch woanders Bakterien freisetzen will. Ich hab sie zurück in den Tunnel geschickt, zur nächsten Station. Können Sie mich hinbringen?«
Brand öffnete die Fahrertür und winkte Smith auf die Beifahrerseite. »Steigen Sie ein.«
Smith zögerte »Ich habe eine Ladung Senfgas abgekriegt. Diese Hose hat einem toten Terroristen gehört, und ich würde mich mit frischer Kleidung um einiges wohler fühlen. Die Sachen hier hab ich angezogen, bevor ich die giftigen Dämpfe ganz abgewaschen hatte.«
Brand nickte. »Okay, steigen Sie ein. Ich sag unseren Jungs Bescheid, dass sie etwas zum Anziehen mitbringen sollen.«
»Und eine Waffe«, setzte Smith hinzu.
»Unbedingt«, versicherte Brand.
Kapitel dreiundfünfzig
Harcourt trat Rebecca Nolan in die Schulter. »Aufstehen«, blaffte er. Rebecca stöhnte und drehte sich um. Randi zitterte am ganzen Körper, bemühte sich jedoch nach Kräften, sich zu konzentrieren und nicht das Bewusstsein zu verlieren.
»Sie blutet«, sagte Randi.
»Selber schuld.« Harcourt richtete die Pistole auf Randi. »Steh auf.«
Randi rappelte sich hoch und stolperte.
»Haben Sie sich etwa mit den Bakterien infiziert?« Seine Stimme klang spöttisch.
»Rufen Sie das NYPD . Die können mich festnehmen«, sagte Randi.
»Sie haben’s immer noch nicht kapiert. Sie kommen hier nicht mehr raus.«
In diesem Moment sah sie alles klar vor sich. Sie musste weg von Harcourt, und dazu musste sie stark sein. Sie versuchte, das Zittern in den Griff zu bekommen, doch es gelang ihr nur für ein paar Sekunden. Es setzte wieder ein, als sie Harcourt ansah. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und beugte die Knie. Sie hatte ein Messer am Fußknöchel, das ihr jedoch wenig nutzte, solange sie in Handschellen war.
Rebecca rührte sich, und Harcourt trat sie erneut.
»Aufstehen. Es ist Zeit, ein bisschen Geld zu überweisen.«
Rebecca setzte sich auf. Ihr linkes Auge war dunkelblau verfärbt, an der Unterlippe und am Kinn klebte getrocknetes Blut.
»Es wird auffliegen, dass Sie das Geld haben«, sagte sie.
»Darum werden Sie mir Goldbarren besorgen.«
Rebecca sah Randi an. »Ist er am Leben?«
Randi nickte.
Erleichterung trat in Rebeccas Gesicht. Sie stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und stand mit wackligen Beinen auf.
Harcourt deutete mit der Pistole auf die Treppe.
»Los!« Er richtete seine Pistole auf Randi. Er würde sie töten.
Ihr Herz schlug wild, und für einen Moment spürte sie nicht einmal mehr die innere Kälte, als das Adrenalin durch ihren Körper schoss. Sie blickte auf und sah eine Sicherheitskamera hoch über seinem Kopf.
»Da ist eine Kamera. Wenn Sie mich hier erschießen, sieht es die ganze Welt.«
Er blickte zurück. »Träum weiter. Die Kamera funktioniert nicht. Die MTA hat kein Geld mehr
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