Die Jenseits-Falle
öffnen zu können.
Es gab ein saugendes Geräusch, als sie aufschwang. Mir spritzte sofort das Seewasser entgegen und drang mir fast bis auf die Haut. Vor mir sah ich eine gewaltige graue Wasserfläche, die überhaupt nicht mehr so ruhig aussah wie aus der Luft.
An einem Holm klammerte ich mich fest, da die Maschine sehr schwankte. Schon jetzt spürte ich ein seltsames Drücken im Magen und schluckte ein paarmal. Die Übelkeit wollte ich so lange wie möglich unterdrücken, drehte meinen Kopf nach rechts und schaute an der Maschine vorbei. Ich hatte das seltsame Knacken noch im Ohr und stellte fest, daß am Heckleitwerk etwas abgebrochen war.
Auch das Schiff konnte ich sehen.
Aus der Luft war mir der Kreuzer so klein vorgekommen, hier jedoch entpuppte er sich als wahrer Riese. Die Bordwand kam mir turmhoch vor, ich fragte mich, wie wir sie entern sollten.
»Das wird schwer sein«, sprach Suko meinen Gedanken aus. Der Inspektor stand neben mir.
»Wir müssen schwimmen.«
»In der Dünung?«
»Was bleibt uns anderes übrig?«
»Ich mache mal das Boot fertig«, rief Costa aus der Maschine. »Damit könnten wir es schaffen.«
»Er hat ja sogar Ideen«, meinte Suko.
Wir halfen Costa. Es war eines dieser modernen Schlauch-und Rettungsboote, das sich aufblies, sobald es Kontakt mit der Wasseroberfläche bekam. Costa schleuderte es hinaus. Kaum klatschte es auf das Wasser, als sich der gelbe Gummiwulst schon entfaltete. Zischend fuhr die Luft in das Material, und die Umrisse eines Bootes erschienen auf den grauen Wellen. Das helle Gelb hob sich besonders stark ab.
Wir hielten es an der Leine fest, zogen es zu uns heran, dann konnten wir hineinklettern.
Costa war gut. Er tat dies wie ein alter Seemann. Ich hatte meine Schwierigkeiten, schaffte es allerdings auch, und Suko sprang als letzter hinein.
Sofort hob uns eine Welle hoch. Leider drückte sie uns gegen das Flugzeug, der große Schwimmer kam immer näher, ein Ausweichen gab es für uns nicht, und wir prallten dagegen.
Das war Pech. Ich hatte Angst, unser Boot würde es nicht überstehen. Ein Irrtum, denn das Material war so fest, daß es keinerlei Schaden nahm.
»Ruder!« sagte Suko.
Es gab nicht nur einen Notsender, mit dem Costa sich beschäftigte, auch Notproviant, eine Leuchtpistole und Entsalzungstabletten. Wir schnappten uns die aus Kunststoff gefertigten Ruder und stachen die Blätter in die graugrünen langgezogenen Wellen der Meeresdünung. Es klappte besser, als wir gedacht hatten. Das ungewohnte Rudern im Meer war zwar schwierig, aber wir taten es mit dem Mut der Verzweiflung und kämpften gegen die langen und manchmal auch hohen Wellen an.
Hin und wieder hörten wir Costa schimpfen. Er hatte Probleme mit dem Sender, und schließlich stieß er einen bitterbösen Fluch aus. »Das Ding funktioniert nicht. Es gibt keinen Mucks von sich. Als hätte der Teufel seine Hand im Spiel.«
»Das können Sie ruhig laut sagen«, erwiderte ich und dachte an den Motorausfall. Das war ungefähr das gleiche. Schwarze Magie legte die Elektronik lahm.
Suko stieß mich kurz an. »Spürt dein Kreuz nichts? Reagiert es?«
»Nein.«
Manchmal kam es vor, daß mein Kruzifix mir eine magische Zone anzeigte. Hier blieb es ruhig, und mir schien es, als würden wir uns in einem Vakuum bewegen.
Der Kampf gegen die Wellen ging weiter, und die Bordwand des Schiffes kam immer näher.
Wie ein Berg wuchs sie vor uns auf. Eine graue, steile, unbezwingbare Riesenwand aus Stahl. Da konnte man direkt Angst bekommen, und wir fragten uns, wie wir an Bord gelangen sollten.
Suko entdeckte eine Leiter. Er ließ sein Ruder los und schrie heiser auf, während er in Richtung Bug deutete. »Da ist eine Leiter an der Bordwand. John, wir müssen hoch!«
»Okay, Kolumbus, dann rudere!«
Mit doppeltem Eifer machten wir uns an die Arbeit. Costa fragte, ob er einen von uns ablösen sollte, wir schüttelten den Kopf und machten weiter.
Wir gewannen den Kampf gegen die Dünung. Das Gebirge aus Stahl wurde noch größer, und einmal wuchtete uns eine Welle fast bis an die Bordwand. Das war gefährlich, denn der Kraft des Wasser hatten wir kaum etwas entgegenzusetzen.
Nun ja, wir schafften es trotzdem. Zwar wurden wir einige Male abgetrieben, aber dem G-man gelang es schließlich, das mitgenommene Tau um die Leiter zu schlingen.
Als wir festhingen grinste er. »Jetzt wollen wir den Kahn mal untersuchen, Jungs.« Er hatte seine alte Zuversicht und Selbstsicherheit zurückgefunden.
»Wann
Weitere Kostenlose Bücher