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Die Joghurt-Luege

Titel: Die Joghurt-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vlad D. Georgescu , Marita Vollborn
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verkäuflich, sollte das Produkt »unter ärztlicher Aufsicht« konsumiert werden.
Auf den Nervenzell-Wachstumsförderer DHA setzt der südkoreanische Lebensmittelhersteller »Einstein Namyang Co.« und vertreibt für Studenten die entsprechende DHA-haltige Milch »Einstein«.
Die mit Phytosterolen angereicherte Margarine »Becel pro-activ«, ein Verkaufshit des Herstellers Unilever, senkt zwar den Anteil des »schädlichen« Cholesterins tatsächlich, wie verschiedene Studien zeigten. Allerdings sind Langzeiteffekte nicht bekannt, ebenso wenig wie Wechselwirkungen und andere Effekte im Körper.
    |77| Während cholesterinsenkende Medikamente wie Bayers skandalträchtiges und 2001 vom Markt genommenes Mittel Lipobay (in den USA Baycol) erst nach nahezu einem Jahrzehnt Forschungsarbeit zugelassen werden können, genügen der Lebensmittelindustrie ­Beobachtungszeiträume von rund zwölf Monaten und Probandengruppen von jeweils knapp 100 Menschen, um dem Produkt Unbedenklichkeit zu bescheinigen. »Es geht nicht um das Innovative, sondern darum, die Kassen klingeln zu lassen«, urteilt daher Reinhard Neubert, Professor am Pharmazeutischen Institut der Universitätsklinik Halle. 43
    In Anbetracht eines Marktvolumens von geschätzt weltweit über 200 Milliarden US-Dollar sehen das einige Hersteller, wie die in Südkorea angesiedelte Seoul Milch Co., anders. Sie entwickelte einen Trinkjoghurt, der unter anderem Taurin, Gluthation und Acidophilus NCPM enthält und verpassten ihm einen Namen, der jedem Zeitgenossen ein Glitzern in die Augen treiben dürfte: »Never Die«.
    In den USA tun die Lebensmittelkonzerne alles für ein neues, gesundes Image auch ihrer altbekannten Produkte. So setzt ein in Kalifornien ansässiger Knabberzeughersteller seit einigen Jahren auf eine neue Marketingstrategie. Chips, Tortillas oder Salzbrezel werden entweder ohne oder nur noch mit ungesättigten und damit »gesunden« Fetten hergestellt. Die Strategie ist einfach zu durchschauen: Der Hersteller möchte seine alte Produktlinie nicht aufgeben und versucht daher, altbekannte Snacks mit neuem Image zu versehen. Auf diese Weise erblickten »gesunde« Salzbrezel das Licht der Welt – die sich weder geschmacklich noch im Kaloriengehalt wesentlich von ihren alten Pendants unterscheiden. Dem Kunden jedoch wird suggeriert, durch den Konsum des Produktes etwas Gesundes für seinen Körper zu tun.
    Kein Einzelfall. Auch der Fast-Food-Gigant McDonald’s hat die Umstellung auf »gesünderes Fett« angekündigt und gibt sich bei seinen Meals möglichst transparent. Wer es wirklich wissen will, kann bei McDonald’s die Nährwerttabellen der angebotenen Speisen einsehen – und wird erkennen, dass sie nach wie vor deutlichen Kalorienbomben entsprechen. 44
    Aufklärung ganz eigener Art betreiben in den USA gleich fast ein Dutzend der großen Lebensmittelhersteller. Die eigens für Kinder |78| und Jugendliche eingerichtete Website www.kidnetic.com soll – nach Bekunden der Betreiber – frei von Werbung und ohne Produktinformationen die junge Klientel zur gesunden Ernährung anleiten. Auf der Liste der Website-Sponsoren stehen unter anderem PepsiCo, Coca-Cola, McDonald’s, Hershey, Kellogg’s und Kraft Foods.
    Die gelieferten Informationen lassen einigen Zweifel an der Ehrlichkeit des Vorhabens aufkommen:
    »Cheeseburgers, French fries, onion rings, chips, cookies, cake, candy, ice cream, and soft drinks are sometimes called junk food. But just because a food you like is called ›junk‹ doesn’t mean you should never eat it or that you won’t be healthy if you do.« 45
    Was Junk-Food heißt, suggeriert die Website der Lebensmittelriesen, müsse nicht unbedingt ungesund sein. Vor allem aber müsse die Bezeichnung als Junk-Food nicht dazu führen, auf solches Essen zu verzichten.
    Nach Meinung von Spiegel Online sind solche Marketingtrends die Folge eines zunehmenden Imageverlustes nach Lebensmittelskandalen und negativen Medienberichten. Filme wie Super Size Me , in dem die deutliche Gewichtszunahme des Autors infolge ungebremsten Fast-Food-Verzehrs bildhaft dokumentiert wird, 46 trieben den Lebensmittelherstellern den Angstschweiß auf die Stirn: Man befürchtete eine ähnliche Prozesslawine wie jene, mit denen sich die Tabakindustrie seit Jahren herumplagen muss – und an deren Ende Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe drohen.
    Um solche Risiken zu unterbinden, gehen die Lebensmittelkonzerne mit allen Mitteln vor. Studien über negative

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