Die Judas-Variante - V3
Sie meine Hilfe überhaupt
benötigen.«
»Im Moment kann ich jede Hilfe gebrauchen, die ich bekomme, Leutnant«, sagte Bailey ohne
Umschweife. »Vielen Dank.«
»Ist mir ein Vergnügen, Sir«, sagte Ramirez. »Was ich aber sagen wollte, ist, dass die Gefangenen
frühestens in einer Stunde hier eintreffen werden. Sie sollten die Gelegenheit vielleicht nutzen,
in den San-Bereich zu gehen und Ihre Verletzung behandeln zu lassen.«
»Sie haben recht«, pflichtete Bailey ihm widerstrebend bei. Im Moment konnte er hier sowieso
nichts tun. »Also gut. Sie bleiben hier - falls eine Lageänderung eintritt, machen Sie sofort
Meldung.«
»Jawohl, Sir«, sagte Ramirez.
Bailey schaute finster auf die Landkarte der Umgebung von Denver, die an der Wand hing. »Und
sorgen Sie verdammt noch mal dafür, dass die Gefangenen einer Leibesvisitation unterzogen werden,
bevor sie in den Komplex Athena eingeliefert werden«, ergänzte er. »Regers Männer und die
Phoenix-Leute. So werden wir uns nicht noch einmal überrumpeln lassen.«
Nach dem Wechsel der Fahrzeuge brauchten sie auf der verschlungenen Route - die sie fuhren, um
eventuelle Verfolger abzuschütteln - über eine Stunde, bis sie das sichere Haus erreichten. »Wie
geht's dem Patienten?«, fragte Skyler, als O'Hara die Tür öffnete und sie hereinließ.
»Schläft noch«, sagte O'Hara. »Ich habe ihm vor einer halben Stunde noch eine Spritze gegeben,
nur um auf Nummer sicher zu gehen. Ist das unser Mädchen?«
»Unser Mädchen!«, entrüstete sich Anne.
»Er ist sechzig Jahre alt, Anne«, sagte Skyler trocken. »Für ihn ist jeder unter fünfzig ein
Kind. Ja, das ist Anne Silcox. Anne, das ist Commando Kelly O'Hara, unser Chefdiplomat.«
»Verzeihung«, sagte O'Hara. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
»Ebenso«, sagte Anne. Sie musterte O'Hara kritisch von Kopf bis Fuß und wandte sich dann wieder
an Skyler. »In Ordnung, da wären wir also. Und wo ist nun die große Überraschung?«
»Komm mit«, sagte Skyler und lotste sie ins Wohnzimmer. Sie ließ ihm dabei den Vortritt -
widerwillig, wie es ihm schien -, und der Rest der Gruppe folgte ihnen auf dem Fuß.
Er hatte mit einer extremen Reaktion gerechnet und wurde auch nicht enttäuscht. »Gott im Himmel«,
sagte sie atemlos und mit weit aufgerissenen Augen, als sie den auf der Couch liegenden Mann sah.
»Das ist doch General Poirot. Was macht der denn hier?«
»Er glaubte, Sie würden eine neue Lieferung bekommen, und sagte sich wohl, es würde sich gut in
seiner Akte machen, wenn er sie persönlich abfinge«, sagte Reger zu ihr. »Er hat dann aber noch
etwas mehr bekommen, als er sich erhofft hatte.«
»Ich hab dir doch gesagt, dass es dir gefallen würde«, fügte Skyler hinzu.
»Meinst du?«, sagte sie unwirsch. »Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, welche
Menschenjagd sie jetzt veranstalten müssen? Kein Wunder, dass sie versucht haben, mich und die
anderen festzunehmen.«
»Welche anderen?«, fragte O'Hara.
»Den Rest von Phoenix«, sagte Anne und schaute Skyler finster an. »Ich habe ein paar Anrufe
getätigt, während du die Treppe aufgeräumt hast, um sie zu warnen. Rob - das ist mein
stellvertretender Kommandeur - sagte, dass sie schon sein Haus umstellt hätten. Ich frage mich,
ob überhaupt jemand entkommen ist.«
»Wir werden sie wieder rausholen«, versprach Skyler ihr. »Doch alles der Reihe nach. Bring das
Whiplash her, damit wir Poirot umdrehen können.«
Anne seufzte. »Du begreifst es wirklich nicht, nicht wahr?«
»Was soll ich begreifen?«
»Ich kann so viel Whiplash in ihn reinpumpen, wie du willst«, sagte Anne leise. »Aber es wird
nichts nutzen.«
Skyler bekam ein flaues Gefühl im Magen.
»Wovon sprichst du überhaupt?«, fragte er schroff. »Wir haben das Zeug doch getestet, als wir vor
einem Jahr hier waren. Es wirkt .«
»Ich habe auch nicht gesagt, dass es nicht wirkt«, erwiderte sie mit plötzlicher Bitterkeit in
der Stimme. »Ich sagte nur, es würde nichts nützen. Wir haben in den letzten acht Monaten über
ein Dutzend loyalitätskonditionierte Regierungsangestellte heimlich entführt und behandelt. Und
kein einziger von ihnen ist daran interessiert, sich uns anzuschließen.«
Skyler schaute zu Kanai hinüber, der stumm an der Wand stand. »Kanai?«, sagte er. »Möchtest du
dich dazu äußern?«
»Sie hat recht mit dem, was sie sagt«, erwiderte er. »Alle Personen, an denen wir es ausprobiert
haben, sind brav
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