Die Judas-Variante - V3
Bailey und verspürte dabei ein eigenartiges Gefühl. »Nun gut.«
»Wir müssten spätestens bis Mitternacht jeden überprüft haben«, fuhr Ramirez fort. »Sind da drin
noch andere Entscheidungen getroffen worden, nachdem ich gegangen bin?«
»Wir werden die Nachricht lancieren, dass General Poirot wirklich ein Verräter ist«, sagte Bailey
und studierte dabei das Gesicht des anderen. »Er und ich werden einen Plan ausarbeiten, die
Phoenix-Häftlinge in achtundvierzig Stunden nach Colorado Springs zu verlegen, und schauen, ob
wir die Blackcollars damit unter ihrem Stein hervorlocken können.«
»Alles klar«, sagte Ramirez bedächtig. »Falls Sie sie fangen, werden Sie sie dann hierher
zurückbringen?«
»Ja, das werden wir«, sagte Bailey und wurde wieder von den schlimmen Erinnerungen heimgesucht.
»Und seien Sie versichert, dass es nicht so ausgehen wird wie letztes Mal.«
»Ich hoffe nicht, Sir«, sagte Ramirez gleichmütig. »Was soll ich denn als Nächstes tun?«
»Was möchten Sie denn als Nächstes tun?«, erwiderte Bailey.
Ramirez runzelte leicht die Stirn. »Was immer Sie für erforderlich halten, Oberst«, sagte er
leicht verwirrt. »Ich bin praktisch nur als Aushilfe hier.«
»Natürlich«, murmelte Bailey. »Wieso gehen Sie dann nicht zu den Befragern rauf und schauen, ob
sie schon irgendwas Neues herausgefunden haben.«
»Jawohl, Sir.« Ramirez machte kehrt und ging schnellen Schrittes durch den Raum.
Bailey schaute ihm nach, bis er zur Tür hinaus war, und ging dann zum Techniker an der
Funkstation hinüber. »Ich möchte, dass Sie Kontakt mit dem Sicherheitsbüro Boulder aufnehmen«,
sagte er in geschäftsmäßigem Ton zu dem Mann. »Beschaffen Sie mir die Namen und Dossiers von
jedem, der heute Abend dort Dienst tut.«
»Jawohl, Sir«, sagte der Techniker und schaute mit gerunzelter Stirn kurz zu ihm auf. »Suchen Sie
vielleicht etwas Bestimmtes?«
»Eigentlich nicht«, sagte Bailey betont beiläufig. »Ich möchte nur wissen, wer dort zugange ist.
Für den Fall, dass irgendetwas schiefgeht.«
Der Techniker schürzte die Lippen und wandte sich wieder seiner Konsole zu. »Jawohl, Sir.«
»Und wenn Sie das erledigt haben«, fuhr Bailey fort, »beauftragen Sie jemand damit, Leutnant
Ramirez' Akte zu ziehen und sie zur Analyse runterzuschicken. Ich möchte wissen, ob es im
vergangenen Jahr irgendwelche Meldungen über merkwürdige Verhaltensweisen gegeben hat.«
Er schaute zur Tür hinüber. »Mich interessiert dabei insbesondere, ob es bei ihm längere
ungeklärte Fehlzeiten gibt.«
Der Wald war schon dunkel, als die Lichter von Shelter Valley sie zwischen den Bäumen hindurch
anblinzelten. »Wo genau ist diese Sensor-Pylone?«, flüsterte Flynn.
»Ungefähr zehn Meter in diese Richtung«, murmelte Anderson und deutete nach halb links. »Keine
Sorge - es gibt keine akustischen Erfassungsgeräte.«
»Was ist mit dem Rest der Einwohner?«, fragte Jensen, dem man die Belastung anhörte. »Sind sie
alle in ihren Häusern?«
»Ich werde das überprüfen«, sagte Adamson. »Ihr solltet vielleicht doch auf direktem Weg zu Tobys
Hütte gehen, anstatt einen Zwischenstopp im Haus einzulegen - wir sollten auf Nummer sicher
gehen. Ich werde meine Ausrüstung holen und dich dann oben behandeln.«
Flynn schaute auf Jensen hinab. Er hatte sich auf dem Marsch nicht beklagt, aber Flynn konnte
sich trotzdem vorstellen, dass das Wackeln und die Stöße ihm ziemlich zugesetzt hatten. Und jetzt
verlangte Adamson von ihnen, dass sie noch für eine halbe Stunde oder länger weitermarschierten?
»Was sagst du dazu?«, fragte er.
»Klingt gut«, sagte Jensen, wobei er sich deutlich bemühte, den Schmerz in der Stimme zu
unterdrücken. »Vorausgesetzt, eure Arme machen noch solange mit.«
»Mit unseren Armen ist alles klar«, versicherte Flynn ihm. »Geh voran, Trapper.«
Selbst nach den Maßstäben von Plinry verdienten die ungefähr zwanzig zusammengewürfelten Häuser,
aus denen Shelter Valley bestand, kaum das Prädikat Dorf . Aber zum Glück waren die Leute
schon in ihren Häusern, wie Adamson vorhergesagt hatte. Sie schlichen wie Phantome zwischen den
Anwesen hindurch, und zwanzig Meter hinter dem letzten Haus erreichten sie einen anderen Pfad.
Dort blieb Adamson zurück, und Trapper und Flynn gingen allein weiter.
Das war der steilste Geländeabschnitt, den sie bisher zu bewältigen hatten, und als die Steigung
abflachte, zitterten Flynns Beine vor
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