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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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stützte sich auf einen
Ellbogen und nahm das Glas.
»Du hast scharfe Augen«, stellte Toby fest. »Dabei hinke ich heute gar nicht mal so stark.«
»Das macht das Training«, sagte Jensen. »Apropos scharfe Augen, dem Vernehmen nach bist du
derjenige, der Adamson und Trapper losgeschickt hat, um nach uns zu suchen.«
Toby zuckte die Achseln. »Hab die ganzen Sicherheitsspäher rumschwirren sehen. Dachte mir, es
gäbe irgendein Problem, über das ich Bescheid wissen sollte.«
»Gibt's denn öfter solche Probleme?«, fragte Jensen.
»Ist im letzten Jahr passiert«, sagte Toby bedeutungsschwer. »Etwa zur gleichen Zeit, als die
Sicherheit von Athena etwas ausgerastet ist.«
»Du hast davon gehört?«, fragte Flynn.
»So weit leben wir nun auch nicht hinterm Mond«, sagte Trapper. »Ein paar örtliche
Nachrichtensender bekommen wir ganz gut rein. Wir haben auch zwei Autos, und über eine alte
Holzfällerpiste gelangen wir zur Bundesstraße Eins-Neunzehn und von dort aus nach Denver.«
Flynn nickte. »Ich hab mich schon ein paarmal gefragt, wie ihr hier draußen überleben
könnt.«
»Wir leben hauptsächlich von dem, was das Land hergibt«, sagte Trapper. »Wir jagen, fischen und
legen Fallen aus, und da gibt es noch ein paar ziemlich große Äcker über den Bergrücken hinter
der Stadt, wo wir Weizen und Gemüse anbauen. Außerdem gibt es einen Markt für unsere Felle in
Denver, und ein paar von uns fertigen auch Holzschnitzereien und Töpferware an, die bei den
Leuten in der Großstadt ziemlich begehrt zu sein scheint. Wir kommen halt so über die
Runden.«
»Sie halten dich wahrscheinlich für einen kauzigen Hinterwäldler«, sagte Jensen trocken.
»Sollen sie doch«, erwiderte Trapper mit einem Anflug von Verachtung in der Stimme. »Wir sehen
das eher so, dass wir ein wenig Zivilisation gegen sehr viel mehr Freiheit eingetauscht
haben.«
»Zumindest so viel, wie man auf einer von Ryqril beherrschten Welt überhaupt erlangen kann«,
knurrte Toby und nahm Jensen das leere Glas ab. »Noch mehr?«
»Nein, danke, im Moment nicht.« Jensen legte sich wieder flach auf den Rücken.
»Na gut, wenn du noch etwas möchtest, es ist reichlich da.« Toby brachte das Glas zum Tisch
zurück. »Die andere Installation ist sogar noch rustikaler«, sagte er und deutete auf einen
Toilettensitz, der auf der Oberseite eines würfelförmigen Kastens von einem Meter Kantenlänge
neben dem Waschbecken in der Ecke stand. »Dieser Lokus da drüben entleert sich direkt über einer
Klamm. Eine Art natürliche Latrine.«
Flynn hatte sich schon über die fehlenden Armaturen bei dieser Vorrichtung gewundert. »Wäre auch
eine verdammte Scheiße, alle paar Jahre eine neue graben zu müssen«, konstatierte er
sachlich.
»Klarer Fall«, pflichtete Toby ihm bei. »Riecht ja auch viel besser.«
Hinter Flynn ging die Tür auf. Instinktiv riss er einen shuriken heraus und winkelte den
Arm in Wurfposition an. Aber es war nur Adamson. »Gut Freund«, sagte er schnell und drehte die
Handfläche nach oben, während er mit der anderen Hand einen großen Behälter durch die Tür
schob.
»Gebrochene Rippen kann man nicht nur mit Pflaster und Schmerzmittel verarzten«, sagte Adamson
ihm. »In Ordnung, Jensen, wir nehmen dir jetzt den Flexarmor ab und stellen erst mal eine
Diagnose.«
Adamsons Ausrüstung war zwar nicht der letzte Schrei, wie Flynn feststellte, aber sie erfüllte
ihren Zweck und wurde offensichtlich gut gepflegt. Adamson schien ebenfalls zu wissen, was er
tat.
»Wir haben die traditionellen guten Nachrichten und schlechten Nachrichten«, sagte Adamson, als
er fertig war. »Die gute Nachricht ist, dass du zwei gebrochene Rippen hast, aber sie sind nur angebrochen. Und die noch bessere Nachricht ist, dass ich etwas Calcron dabeihabe,
das den Heilungsprozess stimuliert. Ein Verband, ein paar Tage strenge Bettruhe, noch ein paar
Tage mit leichter körperlicher Betätigung, und du müsstest wieder wie neu sein.«
»Klingt ja super«, sagte Jensen. »Und wie lautet die schlechte Nachricht?«
Adamson seufzte. »Nun, ich bezweifle, dass du auch nur eine einzige meiner Anweisungen befolgen
wirst«, sagte er resigniert. »Weshalb auch immer du nach Denver gekommen bist, ich glaube nicht,
dass du hier abhängen und in die Luft gucken willst.«
»Vielleicht können wir einen Kompromiss schließen«, schlug Jensen vor. »Trapper hat doch
angedeutet, dass die Bewohner der Stadt gelegentlich nach Denver fahren. Gibt es

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